Wochenbettfieber: Verschiedene Auslöser sind möglich
Die Zeit nach der Geburt ist eine schöne, aber auch fordernde Zeit. Nicht nur muss ein kleines Kind versorgt werden, sondern muss auch der Körper der Mutter sich von den Strapazen der Geburt erholen. Im Wochenbett gilt es, sich auszuruhen und den Familienzuwachs erstmal ausgiebig kennenzulernen. In dieser Zeit, in der der Körper von der Geburt noch geschwächt ist, kann es allerdings zu Infektionen kommen, die verschieden schwere Verläufe haben können und mitunter lebensgefährlich sein können. Um das Risiko für einen schweren Verlauf so gering wie möglich zu halten, gilt es, Symptome zu erkennen , diese mit der Hebamme zu besprechen und frühzeitig einen Arzt /eine Ärztin aufzusuchen.
Bei etwa 5 – 10% der Wöchnerinnen kommt es zu Infektionen im Wochenbett, das Leitsymptom dabei ist Fieber, weswegen man auch von Wochenbett- oder Kindbettfieber spricht. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt ist eine Erhöhung der Temperatur, vor allem bei einer vaginalen Geburt, ein oft auftretendes Phänomen. Vom Wochenbettfieber spricht man erst, wenn es ab dem zweiten und innerhalb der ersten zehn Tage nach der Geburt auftritt. Für das Fieber können unterschiedliche Auslöser infrage kommen. Im Folgenden werden die am meisten auftretenden Infektionskrankheiten im Wochenbett aufgeführt.
Milchstau und Mastitis:
Gerade am Anfang, wenn sich das Stillen noch einpendeln muss, kann es zu einem Milchstau oder einer Mastitis kommen. Ein Milchstau tritt bei etwa 18% aller Stillenden auf und äußert sich durch eine verhärtete und schmerzende Brust. Der Stau ist meist die Folge von einem zu seltenen Entleeren der Brust oder einer falschen Anlegetechnik. Durch falsches Anlegen saugt das Kind nicht richtig an der Brust, was die Milchgänge unzureichend entleert. Die richtige Position zum Stillen und das korrekte Anlegen des Babys ist hier das A&O, um einen Milchstau zu vermeiden. Zusätzlich kann die Brust mit einer Milchpumpe entleert oder mit der Hand ausgestrichen werden, damit die gestaute Milch abfließen kann. Die Brust sollte etwa alle zwei bis drei Stunden entleert werden. Feuchte Wärme und sanfte Massagen können dabei helfen, das Brustgewebe zu lockern und den Milchfluss anzuregen. Wenn Fieber beim Milchstau auftritt, ist es wichtig, dass Du Dir Bettruhe gönnst und Aufgaben an Deinen Partner / Deine Partnerin abgibst oder an Freunde und Familie.
Eine Mastitis, eine Entzündung der Brustdrüse, kann aus einem Milchstau heraus auftreten, da eingeschlossene Muttermilch zu einer Infektion führt. Auch kleine Verletzungen an der Brut, z.B. wunde Brustwarzen, können zu einer Mastitis führen. Während bei einem Milchstau meistens nur leichtes Fieber auftritt, kann es bei einem Milchstau zu höherem Fieber über 38,5 C° kommen. Die Brust ist sehr schmerzempfindlich und Gliederschmerzen und allgemeines Unwohlsein können sich als Symptome hinzugesellen, die Brust kann gerötet, hart und knotig sein. Im Anfangsstadium kann es helfen, die Brust zu kühlen, um der Entzündung entgegenzuwirken. Entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen können ebenfalls helfen und sind während des Stillens erlaubt. Falls Symptome sich trotzdem nicht bessern, sollte ein Arzt / eine Ärztin aufgesucht werden, um einen Abszess auszuschließen. In manchen Fällen muss eine Mastitis mit Antibiotika behandelt werden. Das Stillen muss in der Regel nicht abgebrochen werden, sofern die Schmerzen es zulassen.
Wochenbettfieber: Wundheilungsstörungen oft Ursache
Geburtsverletzungen wie beispielsweise ein Dammriss oder eine Kaiserschnittwunde können ebenfalls zu einer Infektion führen. Anzeichen sind meist Schmerzen in diesem Bereich und Rötungen und / oder Schwellungen. Auch Schmerzen beim Sitzen können ein Alarmsignal sein und sollten ärztlich abgeklärt werden. Die Behandlung und Therapie richtet sich nach dem Krankheitsausmaß – und gefühl. In der Regel können eine lokale Kühlung und Wundreinigung sowie Sitzbäder die Beschwerden lindern und die Wundheilung unterstützen. Vielleicht fühlen sich für Dich auch ein Regenerationssprays gut an. Um die Infektion einer Wunde zu vermeiden, sollten Mütter regelmäßig Luft an die Wunde lassen und von der Hebamme diese kontrollieren lassen und es zudem vermeiden, im Wochenbett schwer zu heben.
Endometritis:
Bei einer Endometritis treten Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auf. Meist wird sie durch eine Keimverschleppung der Vagina während der Geburt verursacht. Es kommt im Rahmen der Infektion meist zu Fieber, weitere Symptome sind Übelkeit, ein übelriechender Wochenfluss, Spannungsgefühle und / oder Schmerzen im Unterleib und vaginale Blutungen. Verschiedene Faktoren können eine Endometritis begünstigen, etwa ein Blasensprung oder häufige vaginale Untersuchungen während der Geburt. Das Risiko ist bei einem Kaiserschnitt etwa 30 – 40% höher als bei einer vaginalen Geburt. In der Regel wird ein Antibiotikum gegeben, um die bakterielle Infektion zu bekämpfen. Tritt neben der Endometritis noch eine Entzündung der Muskelwand des Uterus auf, spricht man von einer Gebärmutterentzündung (Metritis).
Lochialstau:
Nach der Geburt fließt aus der Gebärmutter Blut und Wundflüssigkeit, der sogenannte Wochenfluss oder auch die Lochien. In seltenen Fällen kommt es dazu, dass der Abfluss aus der Gebärmutter behindert wird, durch z.B. verklumptes Blut oder durch eine unzureichende Aufdehnung des Muttermundes während des Kaiserschnitts. Gerade bei Mehrgebärenden kann es sein, dass sich die Gebärmutter nicht in der optimalen Position halten kann und nach vorne oder hinten knickt. Staut sich das Blut in der Gebärmutter zurück, kann dies ebenfalls zu einer Infektion führen. Du bemerkst einen Wochenflussstau, wenn Deine Blutung nach der Geburt nur für ein paar Tage anhält, Du Unterleibs- und/oder starke Kopfschmerzen sowie Fieber bekommst. Deine Hebammen und Deine Frauenärztin können den Stau meist durch entkrampfende Medikamente oder Lösen der Abflussbehinderung beheben. Versuche, präventiv mindestens zwei Mal am Tag für 30 Minuten auf dem Bauch zu liegen und massiere mit mäßigem Druck Deinen Unterleib. Wenn du Schmerzen im Unterleib oder Rücken hast, tut Wärme meist ganz gut. Frauenmantel-Tee und regelmäßiges Stillen fördern die Rückbildung der Gebärmutter und somit auch den Wochenfluss.
Harnwegsinfektionen:
Harnwegsinfektionen treten relativ häufig im Wochenbett auf und können sehr unangenehm sein. Neben einem Brennen beim Wasser lassen und einem vermehrten Harndranggefühl kann es zu Schmerzen im Unterleib und in schwerwiegenden Fällen auch zu Fieber kommen.
Betroffene sollten viel trinken und zudem den Zuckerkonsum reduzieren, auch wenn der Gang zur Toilette unangenehm ist. Es ist wichtig, die Bakterien aus dem Körper herauszuspülen. Gut geeignet dafür ist beispielsweise Brennnesseltee. Da dieser jedoch die Milchproduktion hemmt, solltest Du ihn nur in Maßen zu Dir nehmen, wenn Du stillst. In schwerwiegenden Fällen (z.B. bei hohen Entzündungswerten oder viel Blut im Urin) muss ein Antibiotikum zum Einsatz kommen, in der Regel kann ein unkomplizierter Harnwegsinfekt aber auch ohne Antibiotikagabe abheilen.
SARS-Cov-2-Infektion:
Seit dem Jahr 2020 grassiert nun schon weltweit das Coronavirus SARS-Cov-2. Eine Infektion kann zu grippeähnlichen Symptomen führen, zu denen auch Fieber zählt. Vor allem Mütter sind während einer Erkrankung verunsichert, wie sie sich gegenüber ihrem Baby verhalten sollen. Generell gilt, dass trotz Infektion mit SARS-Cov-2 nicht auf Körperkontakt zum Kind verzichtet werden sollte, sofern die Hygieneregeln (Hände waschen und desinfizieren) eingehalten werden. Schleimhautkontakt (z.B. durchs Küssen), sollte jedoch vermieden werden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte eine FFP2-Maske tragen. Auch in puncto Stillen müssen Mütter, sofern sie sich fit genug dafür fühlen, nicht aufs Stillen verzichten. Eine neue Studie hat sogar ergeben, dass das Stillen durch erkrankte oder genesene Mütter bei ihren Babys Antikörper gegen SARS-Cov-2 aufbaut. Eine Virusübertragung durch Muttermilch konnte in keinem Fall nachgewiesen werden. Mehr zu dieser Studie kannst Du hier nachlesen.
Septische Ovarialvenenthrombose:
Eine Ovarialvenenthrombose im Wochenbett ist sehr selten und kann in den ersten beiden Wochen auftreten. Hierbei kann es zu einem Verschluss der Ovarialvene kommen, die die Eierstöcke mit Blut versorgt. Die rechte Seite ist meistens häufiger betroffen und wird meist durch eine Endometritis oder eine genetische Veranlagung begünstigt. Sehr junge Mütter unter 20 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für eine Ovarialvenenthrombose. Hierbei kann es zu Fieber, Schüttelfrost, Unterbauchschmerzen, die bis in die Flanken ausstrahlen und Übelkeit und Erbrechen kommen. Bei einem septischen Verlauf kann die Erkrankung lebensbedrohlich sein. Durch Laboruntersuchungen und ein CT kann man eine genaue Diagnose erstellen, in der Regel werden Antibiotika und Heparin verabreicht.
Weitere Tipps bei Fieber im Wochenbett:
- Da Dein Körper gegen eine Infektion ankämpft, kannst Du ihn mit viel Flüssigkeit unterstützen. Trinke Wasser und/ oder Tee, um die Heilung zu unterstützen
- Hygiene ist im Wochenbett wichtig, um einer Infektion vorzubeugen oder diese nicht zu verschlimmern. Wechsel regelmäßig Deine Binden, wasche und desinfiziere Dir regelmäßig die Hände.
- Auch wenn Du Dich gerade ausschließlich um Dein Baby kümmern möchtest, solltest Du Dich auch auf Dich selbst konzentrieren. Du solltest alle Aufgaben, die möglich sind, an Deinen Partner/ Deine Partnerin und Familie oder Freunde abgeben, um Dich erholen zu können. Vor allem bei Fieber ist es wichtig, dass Du Stress meidest und Bettruhe pflegst. Falls Du zu schwach zum Stillen bist, kannst Du, wenn möglich, versuchen Milch abzupumpen oder übergangsweise Säuglingsersatznahrung anbieten. Damit es bei Letzterem nicht zu einem Milchstau kommt, solltest Du die Brust trotzdem regelmäßig entleeren.
- Du solltest das Wochenbettfieber ernst nehmen, da unbehandelte Infektionen unter Umständen zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen können. Wenn Du Dich nicht gut fühlst, solltest Du einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen oder Deine Hebamme um Rat fragen.
Referenzen:
Baltzer J. Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme, Stuttgart 2004.
Mackeen AD, Packard RE, Ota E, Speer L. Antibiotic regimens for postpartum endometritis. Cochrane Database Syst Rev (2):CD001067, 2015. doi: 10.1002/14651858.CD001067.pub3.
Wittek A, Ebbinghaus T, Fehm T, Hagenbeck C. Infektionen im Wochenbett. Hebammen Wissen 2.2022/ 03.
Wochenbett. Lochialstau. [zuletzt zitiert am 15.09.2022]. URL: https://www.wochenbett.de/wochenflussstau-lochialstau/