Der gesunde Start in den ersten Monaten eines Säuglings beginnt über die Ernährung – und zwar die Muttermilch. Sie ist ein wichtiger Baustein in der Entwicklung eines Kindes und liefert alle relevanten Nährstoffe für ein gesundes Wachstum. Die Zusammensetzung dieses Superfoods ist quasi eine Art Geheimrezeptur, denn sie ist unkopierbar und einzigartig. Doch wie genau setzt sie sich zusammen und was macht sie so besonders?

Muttermilch: Genau auf das Baby abgestimmt

Muttermilch ist die wichtigste Nährstoffquelle in den ersten Monaten eines Kindes, denn sie strotzt nur so vor gesunden Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten. Das Besondere an Muttermilch: Ihre Zusammensetzung ändert sich im Laufe der Stillzeit und passt sich so optimal an die Bedürfnisse des Babys an.

Die Erstmilch, auch Kolostrum genannt, enthält beispielsweise Antikörper und Milchsäurekulturen, die helfen, das noch unausgereifte Verdauungssystem von Neugeborenen auszubilden. Der Hauptbestandteil von Muttermilch setzt sich unter anderem aus wichtigen Vitaminen, Proteinen, Enzymen, Hormonen und Mineralstoffen zusammen. In Kombination sind diese Stoffe essentiell am Aufbau einer gesunden Darmflora und eines gesunden Immunsystems beteiligt. Ein Teelöffel Muttermilch enthält 3 Millionen lebende mütterliche Zellen, die Krankheitserreger bekämpfen. Neuste Studien fanden sogar zwischen 10 000 und 13 Millionen lebende mütterliche Stammzellen pro Milliliter Muttermilch. Diese Stammzellen können sich noch in jede Art von Körperzelle weiter entwickeln. Darüber hinaus enthält die Muttermilch ein ganz individuelles Muster an „guten Bakterien”, die den Verdauungstrakt besiedeln und die Entwicklung seiner Immunabwehr unterstützen. Muttermilch ist also nicht nur ein gesundes Nahrungsmittel, sondern zugleich auch ein hochwirksames Medikament. Zwar gibt es auch Milchersatzprodukte, die ebenfalls wichtige gesundheitsfördernde Nährstoffe liefern können, allerdings geht aus zahlreichen Studien hervor, dass die beste Versorgung durch Muttermilch gewährleistet ist.

Flaschennahrung hat viele Nachteile

Nicht gestillte Babys erkranken häufiger an Infektionen, wie z.B. Atemwegs- und Mittelohrentzündungen oder Magen-Darm-Erkrankungen. Langfristig leiden sie häufiger an Diabetes mellitus, Asthma und Leukämie. Sie neigen eher zu Allergien, Zöliakie und Übergewicht im Jugend- und Erwachsenenalter. Nicht gestillte Kinder zeigen häufig eine weniger gute grob- und feinmotorische sowie kognitive Entwicklung.

Nachteile des Nicht-Stillens für die Mutter

Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter langsamer zurück, was zu einem höherem Blutverlust führt. Nicht stillende Mütter leiden häufiger an einer Wochenbettdepression, da ihnen die schützenden Effekte der Stillhormone fehlen. Mütter, die nicht stillen, benötigen länger um wieder das gleiche Gewicht wie vor der Schwangerschaft zu erreichen. Die fehlenden Stillhormone führen zu einer früherern Rückkehr der Fruchtbarkeit und somit zu kürzeren Geburtenabständen. Langfristig haben Mütter, die nicht oder nur kurz gestillt haben, ein höheres Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, Diabetes Mellitus Typ 2, Osteoporose, rheumatische Arthritis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Welche Vorteile bietet das Stillen?

Kinder, die mit Muttermilch gestillt werden, weisen wissenschaftlich erwiesen eine geringere Anfälligkeit für Infekte sowie Allergien auf. Treten Krankheiten wie beispielsweise eine Grippe auf, erholen sich Kinder, die mit Muttermilch gestillt wurden, im Schnitt schneller als Babys, die nicht gestillt wurden. Auch das Risiko für den plötzlichen Kindstod kann durch Muttermilch gesenkt werden. Bereits zwei Monate stillen kann das Risiko etwa um die Hälfte reduzieren. Je länger gestillt wird, desto höher ist der Schutz. Dies gilt auch beim Thema Brustkrebs: Durch eine Stillzeit von mindestens sechs Monaten kann das Risiko für Mütter, an Brustkrebs zu erkranken, nachweislich gesenkt werden. Stillen ist darüber hinaus billiger und umweltschonender. Muttermilch ist immer und überall perfekt temperiert und in der optimalen Menge vorhanden. Und nicht nur das: Auch das Stillen selbst erfüllt eine wichtige Funktion, nämlich die der Mutter-Kind-Bindung, auch Bonding genannt.

Stillen: Mehr als bloße Nahrungsaufnahme

Es gibt kaum eine engere Bindung als die von Mutter und Kind. Beim Stillen wird diese Bindung noch zusätzlich gestärkt. Die direkte körperliche Nähe beim Stillen stärkt das Urvertrauen des Kindes zur Mutter und legt so eine gute Basis für die psychische Entwicklung. Stillen kann zudem äußerst entspannend sein und zudem noch glücklich machen: Während das Kind an der Brust saugt, werden die Hormone Oxytocin und Prolaktin ausgeschüttet. Ersteres ist auch als Kuschelhormon bekannt, das Glücksgefühle auslöst und Stresshormone, wie Cortisol, drastisch hemmt. Es reduziert Angst und fördert Vertrauen und emotionale Bindung. Zudem trägt es dazu bei, dass die Gebärmutter sich schneller zurückbildet. Mütter die stillen, erholen sich somit schneller von der Geburt als Frauen, die nicht stillen. Mutter und Kind profitieren somit durch ganz natürliche Prozesse vom Stillen.

Stillen ist Komunikation

Das Baby teilt Dir durch seine Körpersprache sowie mit Blicken, Lauten und Berührungen mit, wie gut es ihm tut, gestillt zu werden. Es entspannt sich, lächelt und schläft oft auch satt und zufrieden an der Brust ein. Und auch Du teilst Deinem Baby bewusst und unbewusst mit Deiner Körpersprache mit, wie sehr Du es liebst, es zu schützen und zu umsorgen und auch wie es Dir selbst gerade geht: Beim Stillen tauschen sich die Immunsysteme von Mutter und Kind aus. Die Muttermilch reagiert binnen kurzer Zeit auf die Krankheitserreger im Speichel des Kindes und gibt Abwehrstoffe weiter.

Muttermilch ist somit mehr als „nur” Milch. Dank ihrer komplexen und gehaltreichen Nährstoffzusammensetzung ist sie ein maßgeschneidertes Superfood für das Kind. Sie ebnet dem Baby nicht nur den Weg in ein gesundes Leben, der Stillprozess an sich stärkt zudem das Band zwischen Mutter und Kind. Denn letztlich ist Stillen nicht nur ein Versorgen, sondern auch ein liebevolles Umsorgen.

Referenzen:

Gresens R. Intuitives Stillen. München: Kösel-Verlag; 2016.

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