Beikost einführen: Wann sollte ich starten?
Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Dein Baby und auch Du bereit seid, um mit der Beikosteinführung zu starten. Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, ist von Familie zu Familie unterschiedlich – der eine startet früher mit Beikost, der andere später. Beikost sollte frühestens ab der 17 Lebenswoche und spätestens ab dem siebten Monat zugefüttert werden. Zu diesem Zeitpunkt ist die neurophysiologische Entwicklung bei den meisten Kindern so weit fortgeschritten, dass der Saugreflex bereits zurückgeht und sie die Fähigkeit entwickeln, mit der Zungenspitze Nahrung in den Rachen zu transportieren. Dafür muss der Zugenschiebereflex weg sein. Das heißt, das Kind schiebt nicht mehr mit der Zunge den Brei wieder aus dem Mund. Außerdem können die meisten Kinder zu diesem Zeitpunkt mit etwas Hilfe aufrecht sitzen.
Am Besten startest Du die Beikost, indem Du Dein Kind auf dem Schoß fütterst, nicht in einem Hochstuhl. Es sollte seine Kopfhaltung kontrollieren (meistens ab dem fünften Monat), dies ist wichtig für die Koordination des Schluckens und Atmens. Das Kind sollte etwas mit den Händen greifen und zum Mund führen können, was ebenfalls für einen Start der Beikost in diesem Zeitrahmen spricht. Kinder sollten sich bei Beginn der Beikost von dem Rücken auf den Bauch drehen können, denn diese Motorik findet sich dann auch in der Kiefer und Zungenmuskulatur wieder. Damit der Darm des Kindes sich an die Ernährungsumstellung gewöhnt, sollte die Beikosteinführung schrittweise erfolgen. So wird das Risiko für Bauchschmerzen und Allergien verringert.
Zähne und ein übermäßiger Speichelfluss des Kindes sind keine Reifezeichen für eine Beikosteinführung. Weiter ist es auch ein Mythos, dass Kinder durch Beikost länger oder besser schlafen.
Die Nationale Stillkommission empfiehlt sogar die ersten sechs Monate ausschließlich zu stillen und erst dann mit Beikost zu starten. Wann der geeignete Zeitpunkt für Dich und Dein Baby ist, entscheidet ihr. Aufgrund der gesundheitsfördernden Wirkung von Muttermilch wird zudem empfohlen, parallel zur Beikost bis zum ersten Lebensjahr weiterzustillen. Die WHO spricht sich für ein paralleles Weiterstillen bis zum zweiten Lebensjahr aus, um eine bestmögliche Entwicklung des Kindes zu fördern. Wann für Dich und Dein Kind der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mit der Beikost zu starten, und ob Du parallel weiterstillen möchtest, entscheidest Du. Wichtig ist, das Tempo des Abstillens und der Beikosteinführung achtsam und im persönlichen Tempo zu machen. Wie Du langsam abstillst und was Du dabei alles beachten solltest, kannst Du hier im Detail nachlesen.
Was sollte man als Beikost füttern?
Als Beikost wird alles bezeichnet, was nicht Muttermilch ist. Das können beispielsweise Gemüsebrei, Obststücke oder Getreideprodukte sein. Es gibt im Supermarkt Regale voll mit industriell hergestellter Beikost, z.B. in Form von Brei. Hier sollte man allerdings bei Produkten auf unnötige Zusätze wie Aromen, Zucker oder Salz verzichten. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, Beikost einfach selbst herzustellen, um unnötige Nahrungszusätze zu vermeiden. Da im zweiten Lebenshalbjahr der kindliche Bedarf an Zink und Eisen besonders hoch ist, sollte man Beikost wählen, in denen beides ausreichend vorhanden ist.
Es wird empfohlen die Beikost abwechslungsreich zu gestalten. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine wechselnde Kost vor allem im frühen Stadium der Beikosteinführung die Akzeptanz für alle neuen Gemüsesorten und Fisch und Fleisch begünstigen kann. Sprich: Je mehr Dein Kind zu Beginn an Obst, Gemüse und Fleisch kennenlernt, desto seltener wird es diese und neue Nahrungsmittel später auf dem Teller verschmähen.
Natürlich mag nicht jedes Kind alles. Als Eltern sollte man hier allerdings nicht direkt aufgeben und Nahrungsmittel nicht sofort von der Liste streichen. Im Schnitt sollte man neue Dinge bis zu acht Mal anbieten, ohne dabei das Kind zum Essen zu zwingen. Erst nach mehrmaligem Anbieten stellt sich in der Regel eine Akzeptanz ein. Wenn beispielsweise der oft unbeliebte Brokkoli zum neunten Mal verschmäht wird, heißt dies im Umkehrschluss allerdings nicht automatisch, dass er auch im Kleinkindalter oder darüber hinaus noch heimlich auf Mamas Teller geschoben wird.
Wie starte ich die Beikosteinführung am besten?
Die Beikosteinführung erfolgt schrittweise und in eigenem Tempo. Wichtig ist, dass Du zusätzlich zur Beikost immer weiter stillst, bzw. Muttermilchersatznahrng fütterst. Achte darauf, dass das Essen dem Kind Freude bereitet. Denke daran, dass Du auch beim Essen ein Vorbild in Deinem Verhalten für Dein Kind bist. Am besten führst Du die Ernährung Deines Kindes mit am Familientisch ein. Wenn die Erwachsenen essen, isst das Kind auf dem Schoß mit. Daher muss die Beikosteinführung nicht immer mittags beginnen. Achte auch darauf, dass Dein Kind wach, gut gelaunt und hungrig ist wenn Du mit Beikost beginnst. Achte auf die Zeichen Deines Kindes während dem Essen, wenn es den Kopf wegdreht und nichts essen möchte, dann ist es auch ok nichts zu essen. Lass Dein Kind auch gerne beim Zubereiten des Essens teilnehmen, damit auch da die Freude und Interesse am Essen geweckt wird. Du kannst Dich der Zubereitung und Kombination der Babynahrung ausprobieren. Solange Du verbotene Lebensmittel (siehe unten) meidest und schaust, was Deinem Baby gut tut.
Die folgenden Kombinationen kannst Du frei gestalten und variieren: dem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei, dem Milch-Getreide-Brei, dem Getreide-Obst-Brei und der Familienkost.
Plan zur Beikosteinführung
Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei
Du kannst zum Beispiel zu Beginn morgens, nachmittags und abends wie gewohnt stillen und dazu einige Löffel Gemüsebrei anbieten. Diese Menge wird dann langsam gesteigert.
Bei der Zusammensetzung des Breis solltest Du variieren. Du kannst beispielsweise mit einem milden Gemüse wie z.B. Karotten- oder Fenchelbrei starten und später Kartoffel oder Pastinake zufügen. Verwende immer Lebensmittel, die Du auch gerne isst und oft verwendetes. Regional und saisonale Lebensmittel werden von Kindern am besten vertragen. Wird es gut angenommen, kannst du langsam beginnen, mageres Fleisch püriert in den Brei zu geben. Empfohlen werden circa 30 Gramm pro Mahlzeit. Hier bieten sich beispielsweise Schwein, Geflügel oder Rind aus Bioqualität an. Ein bis zweimal pro Woche kannst Du zudem Fisch anbieten, z.B. Lachs, da dieser hochwertige Omega-3-Fettsäuren enthält. In Studien wurde nachgewiesen, dass Fischkonsum innerhalb des ersten Lebensjahres das Risiko an Neurodermitis oder Asthma zu erkranken, senkt. Als vegetarische Alternative kann ein Gemüse-Kartoffel-Getreide-Brei angeboten werden. Falls sich Dein Baby vehement wehrt und den Brei immer wieder ausspuckt, dann gib ihm Zeit, sich an den neuen Geschmack zu gewöhnen. Oder schau, ob der Zungenschiebereflex noch ausgeprägt ist und es daher viel zu früh für Dein Baby ist. In diesem Fall kannst Du erstmal eine Woche oder ein paar Tage Pause machen und dann nochmal Beikost anbieten.
Tipp: Da Dein Baby noch kleine Portionen isst, kann es sein, das Brei übrig bleibt. Damit du diesen nicht wegschmeißen musst, kannst Du ihn portionsweise einfrieren, zum Beispiel mithilfe einer Eiswürfelform. Der Brei sollte unmittelbar vor dem Füttern erst aufgetaut werden, z.B. im Wasserbad oder in der Mikrowelle (nicht zu heiß erwärmen um Verbrennungen zu vermeiden!). Brei sollte nicht über Nacht im Kühlschrank aufgetaut werden. Falls Du noch stillst: Muttermilch lässt sich auch prima einfrieren. Was Du dabei beachten solltest, kannst Du hier nachlesen.
Milch-Getreidebrei
Wird der erste Brei gut akzeptiert, kannst Du beginnen, Milch-Getreidebrei anzubieten. Dieser kann aus Getreide (z.B. Dinkel, Hirse oder Weizen) Vollmilch und etwas Obstpüree bestehen. Laut der Empfehlung der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sollte die Tageszufuhr von 200 ml Milch nicht überschritten werden. Falls Du das Gefühl hast, dass Dein Kind Bauchschmerzen oder Blähungen bekommt, kann dies am Getreide liegen. In diesem Fall solltest Du auf eine glutenfreie Variante aus Mais oder Reis umstellen. Studien des Canadian Healthy Infant Longitudinal Development haben ergeben, dass ein früher Beikoststart mit allergenhaltigen Lebensmitteln das Risiko für spätere Allergien an diesen Lebensmitteln sogar senken kann. Milchbreie sollten aufgrund einer möglichen Keimbelastung beim Auftauen nicht eingefroren werden.
Getreide-Obst-Brei
Du kannst eine weitere Stillmahlzeit durch einen milchfreien Getreidebrei mit Obst ersetzen. Dieser Brei sollte nicht mit Milch angerührt werden, damit das Kind nicht mit Eiweiß überversorgt wird.
Als Obstbeilage eignen sich für den Anfang milde Sorten wie Apfel, Banane, Pfirsich oder Birne besonders gut. Dem Baby sollte neben Muttermilch bei drei festen Mahlzeiten als weitere Flüssigkeitsquelle Wasser angeboten werden. Nach Einführung der Breikostbreie wird eine Wasseraufnahme von 200 ml täglich empfohlen. Auch kann ab und zu ungesüßter Kräuter- oder Früchtetee angeboten werden.
Familienkost: Wann sollte man starten?
Du kannst langsam beginnen, Dein Kind an Familienkost zu gewöhnen. Davor sollte es alle Reifezeichen erfüllen.
Wenn das Kind vom Tisch mitisst, ist es wichtig, dass Gerichte zunächst nicht zu stark gewürzt und bekömmlich für das Kind sind. Um es an feste Nahrung zu gewöhnen, bietet es sich an, einen Teil des Gemüses nicht zu pürieren, sondern fest anzubieten. Beispielsweise kann Kartoffelbrei mit gekochten Möhrenstücken angeboten werden oder andersherum Möhrenbrei mit gekochten Kartoffelstückchen. Dafür sollte das Kind ca. zehn Monate alt sein. Nach und nach können immer mehr Mahlzeiten mit fester Nahrung ersetzt werden. In der Regel werden drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten angeboten, also Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie Zwischensnacks. Hier ein paar Ideen, was man als Mahlzeit anbieten kann:
Frühstück: Obst, Getreideflocken, (Vollkorn-)Brot, Vollmilch (3,5 Prozent Fett); Alternativ kannst Du auch Muttermilch zum Frühstück anbieten.
Mittagessen: Gemüse-Fleisch-Kartoffel-Mahlzeit (am Anfang leicht zerdrückt, nachher stückig), Fisch, ggf. geeignetes Essen vom Tisch, das nicht stark gewürzt, oder schwer verdaulich ist.
Abendessen: Brot mit Frischkäse, Obst, Gemüse, Vollmilch (3,5 Prozent Fett).
Zwischensnacks: Brot, Gemüse, Obst, Brötchen, Zwieback, Knäckebrot.
Baby-led Weaning: Die breifreie Beikosteinführung
Ein neuer Trend hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht: Das „Baby-led Weaning“, was übersetzt „babygeführte Entwöhnung“ heißt. Hier wird der Nachwuchs nicht nur mit Brei gefüttert, sondern nimmt sich eigenständig stückige Lebensmittel vom Tisch. So kann das Baby spielerisch die Lebensmittel mit den Händen erfühlen und sich an die neue Ernährungsform wortwörtlich herantasten. So werden alle Sinne gefördert und das Kind kann mit allen Sinnen das Essen erforschen. Das Konzept des selbstbestimmten Essverhaltens des Kindes wurde von der britischen Hebamme Gill Rapely geprägt und hat immer mehr an Beliebtheit gewonnen.
Da die stückigen Portionen allerdings relativ klein sind, ist eine ausreichende Nährstoffversorgung alleine durch das Baby-led Weaning nicht gesichert. Daher kannst Du auch eine Kombination aus Baby-led Weaning mit Breikost machen. Gerade im zweiten Lebenshalbjahr ist eine gute und ausreichende Nährstoffversorgung wichtig für eine gesunde Entwicklung, weswegen eine Kombination aus Muttermilch und Beikost die bisher gesündeste Variante darstellt.
Wenn das Baby an stückigen und für es verträglichen Lebensmitteln am Tisch Interesse zeigt, schadet es nicht, es diese eigenständig mit allen Sinnen erforschen zu lassen – denn Essen soll auch Spaß machen!
Verbotene Lebensmittel:
- Zucker (auch versteckte Zucker in gefertigten Lebensmitteln)
- Kein artifizielles Kinderessen
- Gewürze (etwas Salz im Kochwasser ist erlaubt)
- Nüsse, Körner, Beeren, Rosinen, Weintrauben (kleine und kugelige Lebensmittel)
- Honig und Ahornsirup
- Rohe tierische Produkte
- Tipp: Nicht beim Umherlaufen, Autofahren oder im Buggy essen, sondern nur am Tisch!
Hier nochmal das Wichtigste in Kürze:
- Die Beikosteinführung sollte frühestens ab der 17. Lebenswoche , spätestens ab dem siebten Monat schrittweise erfolgen. Parallel wird für einen gesundheitsfördernden Effekt empfohlen das Kind bis zum ersten Lebensjahr weiterzustillen. Die WHO spricht sich sogar für ein paralleles weiterstillen bis zum zweiten Lebensjahr aus.
- Achte auf die Reifezeichen Deines Kindes.
- Du kannst dich der Zubereitung und Kombination der Babynahrung ausprobieren.
- Die Beikosteinführung besteht aus den vier Kombinationen: Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei, Milch-Getreidebrei, Getreide-Obst-Brei und Familienkost.
- Nach und nach sollten Stillmahlzeiten reduziert und mit Beikostmahlzeiten ersetzt werden. Am besten ersetzt Du die erste Mahlzeit, wenn auch die ganze Familie isst.
- Familienkost sollte ab dem 10. Monat angeboten werden. Hier werden die ersten stückigen Lebensmittel angeboten und die Menge langsam gesteigert. Hier findest Du ein paar leckere Rezepte.
- Du solltest gesunde und ausgewogene saisonal und regionale Lebensmittel wählen, damit Dein Baby Spaß am Essen entwickelt und eine ausreichende Nährstoffversorgung gewährleistet ist.
- Essen soll Dir und Deinem Baby Spaß machen.
- Beachte die verbotenen Lebensmittel.
Referenzen:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Beispielhafter Speiseplan auf dem Weg zur Familienkost. 2020 [zuletzt zitiert am 08.07.2021].
Hilbig A, Lentze MJ, Kerstin M. Einführung und Zusammensetzung der Beikost. Wissenschaftliche Evidenz und praktische Empfehlung in Deutschland. Monatsschrift Kinderheilkunde 2012; 160: 1089 – 1095.
Forschungsinstitut für Kinderernährung. Empfehlungen für die Ernährung von Säuglingen. Ernährungsplan für das erste Lebensjahr. 2012.
Netzwerk Gesund ins Leben. Ist Baby-led Weaning die neue Form der Beikost? 2017 [zuletzt zitiert am 08.07.2021].
Nwaru BI et al. Age at the introduction of solid foods during the first year and allergic sensitization at age 5 years. Pediatrics 2010; 125: 50–9.
Hebammesalon.de. Beikost oder Fingerfood – von der Milch zum Brokkoli.
Letzte Aktualisierung: 02.2024