Endlich mit den Großen am Tisch mitessen, ist ein großer Meilenstein im Leben eines Kindes sowie seiner Eltern. Wenn ihr die Beikostphase gut gemeistert habt, kommt der Übergang in die Familienkost. Wir haben einige hilfreiche Tipps, wie der Einstieg gut gelingt.

Auf dem Weg zur Familienkost

Endlich mit den Großen am Tisch mitessen, ist ein großer Meilenstein im Leben eines Kindes sowie seiner Eltern.  Meistens ist der Punkt zur Einführung der Familienkost gegen Ende des ersten Lebensjahres und frühestens ab dem zehnten Monat erreicht. Die körperliche Entwicklung ist nun so weit vorangeschritten, dass Kinder das meiste vertragen und stückiges Essen zu sich nehmen können. Durch die Einführung von Beikost (breihaltige Beikost oder Baby-led Weaning) wurde das Baby bereits an viele verschiedene Lebensmittel gewöhnt und ist nun bereit für die Familienkost. Wann ein Kind bereit dafür ist, ist individuell und von seiner Entwicklung abhängig. Kinder, die gerne Brei essen, können dies auch über den ersten Geburtstag hinaus tun. Im Idealfall isst Dein Kind schon kleine, feste Happen wie Brot, Obst oder Gemüsestücke vom Tisch mit.

Aus den Breimahlzeiten sollten nach und nach drei Haupt- (morgens, mittags,abends) und zwei Zwischenmahlzeiten (zweites Frühstück und nachmittags) werden. Du kannst auch beispielsweise beim Mittagessen einen Teil als Brei anbieten und den anderen Teil als stückiges Gemüse, damit sich Dein Kind Schritt für Schritt an festere Kost gewöhnen kann. Um die innere Uhr Deines Kindes zu berücksichtigen und so mehr Struktur zu geben, sollten die Mahlzeiten ungefähr immer zur selben Zeit stattfinden. Strukturierte Abläufe und feste Essenszeiten geben dem Kind mehr Sicherheit und Orientierung. Auch vermeidet man so, dass das Kind in ein plötzliches Hungerloch fällt und auch wirklich Appetit zu jeder Mahlzeit mitbringt.

Für ein gesundes Wachstum sollte die Ernährung ausgewogen und gesund sein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Kinder von ein bis vier Jahren eine tägliche Kalorienaufnahme von etwa 1000 – 1100 kcal. Als Richtwerte wird die Zufuhr und Menge von folgenden Vitaminen und Spurenelementen ab des ersten Lebensjahres empfohlen:

  • Vitamin C: 20 mg / Tag
  • Vitamin D: 20 µg / Tag
  • Folat: 120 µg Äq. /Tag
  • Calcium: 600 mg / Tag
  • Eisen: 8 mg / Tag
  • Jod: 100 µg/Tag
  • Zink: 3 mg / Tag

Auf dem Speiseplan sollten in erster Linie Mischkost stehen, die aus Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch besteht. Vor allem Lebensmittel wie Kartoffeln, Nudel und Brot sind eine gute Basis für Mahlzeiten, da sie gut vom Kind vertragen und auch gut mit der Hand gegriffen werden können.

Beispiele und Anregungen zur Familienkost sind z.B. Brot mit Frischkäse oder Marmelade, stückiges, weiches Obst (z.B. Birnen, Melone, Erdbeere), gekochte Kartoffeln, Reis mit gekochten Karotten oder Apfel-Pfannkuchen. Als Zwischensnack bieten sich zum Beispiel Joghurt mit Früchten, Brotstückchen oder Babykekse ohne Zucker an. Als Getränk sollte Wasser angeboten werden. Es wird empfohlen, dass Kinder in diesem Alter mindestens 200 ml Flüssigkeit täglich zu sich nehmen sollen. 

Was sollte gemieden werden?

Feste, leicht verschluckbare Dinge wie ungekochte Karottenstücke, Trauben oder Nüsse sollten gemieden werden. Fettige Speisen, z.B. Frittiertes, sollte ebenfalls erstmal nicht auf dem Speiseplan stehen. Kinder sollten an schwer verdauliches und blähendes, wie Hülsenfrüchte oder Kohlgemüse, nur langsam herangeführt werden, damit keine Bauchschmerzen entstehen. Speisen der Familienkost sollten deswegen gut bekömmlich und wenig gewürzt sein. Dies heißt allerdings nicht, dass Du selbst auch nichts Gewürztes essen darfst. Vorm Würzen kannst Du die Kinderportion separat in eine Schüssel tun und den Rest für die Erwachsenen wie gewohnt würzen. Eine geringe Menge Jodsalz ist bei Kindern allerdings unbedenklich. Auch industriezuckerhaltiges Essen sollten Kinder noch nicht zu sich nehmen. Rohmilchprodukte, sowie rohes Fleisch oder rohe Eier sollten bis einschließlich zum fünften Lebensjahr nicht angeboten werden.

Weitere Tipps für die Einführung der Familienkost

  • Richte Dich zunächst nach Deinem Kind und was es gerne an Lebensmitteln isst. Mit bekannten Dingen, die Dein Kind mag, fällt der Einstieg in die Familienkost deutlich leichter. Lass Dein Kind das Essen mit allen Sinnen erforschen: Es darf ruhig gematscht werden und auch mal eine Portion auf dem Boden landen – das ist völlig okay! Landet etwas auf dem Boden, heißt das nicht unbedingt, dass Dein Kind dies nicht essen möchte. Vielmehr probiert es sich aus. Auch wenn dies für den Nachwuchs spaßig sein kann und man seinem Kind Zeit geben sollte zum Essen, sollte man es zeitlich begrenzen. Wenn das Essen einen Anfang und ein festes Ende hat, weiß Dein Kind, dass es nicht zu lange mit dem Essen herumspielen sollte. In etwa kann man eine halbe Stunde für das Essen einplanen.
  • Wenn Dein Kind versuchen möchte, alleine zu essen, auch wenn es noch holprig ausschaut, dann gewähre ihm dies – Essen ist ein Lernprozess, an den sich Dein Kind rantasten muss. Beim Essen sollte eine ruhige Atmosphäre herrschen, damit Dein Kind sich ganz aufs Essen konzentrieren kann, d.h. keine Beschallung durch Fernseher, Tablet etc.
  • Du solltest Dein Kind im Auge haben, während es isst, aber auch nicht zu sehr beobachten, ob es alles „richtig“ macht. Wenn du parallel selbst isst, wird Dein Kind viel mehr dazu motiviert, selbst zu essen und es so den Eltern nachzumachen. Wenn ihr als Eltern Freude am Essen vermittelt, wird auch Dein Kind das Essen positiv assoziieren. 
  • Dein Kind bestimmt selbst, wie viel es isst. Du als Elternteil kennst die Hunger- und Sättigungssignale Deines Kindes mittlerweile und kannst Dich nach ihnen richten. Wie  Erwachsenen, haben Kinder einen tagesabhängigen Appetit. Isst Dein Kind also an einem Tag nicht so viel, muss das nicht für den Folgetag gelten. 
  • Dein Kind sollte kleine Portionen auf den Teller bekommen, die es gut erfassen kann. Wenn es noch Hunger hat, wird es dies signalisieren oder selbstständig nach dem Essen auf dem Tisch greifen.
  • Da es gerade am Anfang etwas chaotisch zugehen kann, hilft Geschirr mit einem Saugnapf, da es nicht so schnell auf den Boden befördert werden kann.

In der Regel kann man bei der Familienkost nicht viel falsch machen, solange Du frische, regionale, saisonale und gesunde Lebensmittel verwendest und Speisen für Dein Kind nicht zu stark würzt. Mit der Zeit werden sich Lieblingsgerichte Deines Kindes herauskristallisieren, die dann evtl. öfter auf dem Speiseplan stehen. Nach und nach wird sich eine Routine einstellen und Dein Kind wird immer sicherer und selbstbewusster beim Essen.

Referenzen:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Selbstständig essen – so unterstützen Sie ihr Kind. 2019 [zitiert am 20.04.2022]. URL: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/alltagstipps/0-12-monate/selbststaendig-essen/

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Selbstständig essen – so unterstützen Sie ihr Kind. 2018. [zitiert am 20.04.2022]. URL: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/familienkost/#:~:text=Etwa%20ab%20dem%20zehnten%20Monat,bek%C3%B6mmlich%20und%20wenig%20gew%C3%BCrzt%20sind.

Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 2015. [zitiert am 20.04.2022]. URL: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/?L=0

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