Das Einschlafstillen hilft Kindern sehr gut in den Schlaf zu finden, denn hier können sie die Nähe und den Schutz der Mutter besonders genießen. Irgendwann kommt aber vielleicht der Tag, an dem man nicht mehr nachts stillen möchte. Wie gewöhnt man das Einschlafstillen am besten ab?

Das Einschlafstillen kleinschrittig abgewöhnen

Das Einschlafstillen ist in aller Munde, denn es hat viele Vorteile für Mutter und Kind. Durch die nächtliche Nähe von Mutter und Kind kann nicht nur das Stillbedürfnis schnell gedeckt werden, Kinder fühlen sich in den Armen und an der Brust der Mutter zudem sehr geborgen, was das Urvertrauen stärken kann. Dein Kind weiß, dass Du bei ihm bist, es schützt und es nicht lange weinen muss, bis Du es mit Deiner Muttermilch und Deiner Nähe versorgst. Es entsteht eine sehr tiefe Bindung zwischen Mutter und Kind, die oftmals auf beiden Seiten genossen wird. Irgendwann kommt jedoch der Zeitpunkt, an dem Du vielleicht abends abstillen möchtest, doch wie gehst Du das am besten an?

Jedes Kind ist anders und hat eine andere Beziehung zur Brust und zum Stillen. Während die einen Kinder von selbst signalisieren, dass sie nicht mehr gestillt werden möchten, hängen andere Kinder wortwörtlich mehr und länger an der Brust der Mutter. Die Brust dient hierbei nicht nur zum Nuckeln, sondern in erster Linie auch als Ort der Sicherheit, an dem Dein Kind Ruhe und Nähe finden kann. Wenn Du das Einschlafstillen abgewöhnen möchtest, solltest Du zunächst sehr kleinschrittig vorgehen, um es Deinem Kind leichter zu machen, sich von der Stillbeziehung zu lösen. In der Regel fällt es Kindern unter zwei Jahren deutlich schwerer, auf das nächtliche Nuckel zu verzichten. Die WHO empfiehlt zwei Jahre auch nach Einführung der Beikost zu stillen. Ältere Kinder entwickeln meist nach und nach ihr eigenes Schlafverhalten und lösen sich so selbst von der Brust, was ein ganz natürlicher Prozess ist.

Du selbst solltest beim Abgewöhnen des Einschlafstillens absolut dahinterstehen, damit es funktioniert. Wenn Du eigentlich noch zum Einschlafen stillen möchtest, aber vielleicht von außen Druck bekommst oder generell unsicher bist, wird Dein Kind dies merken. Je sicherer Du dir bist, dass Du das Einschlafstillen beenden möchtest, desto souveräner kannst Du auch Situationen lösen, in denen Dein Kind besonders stark nach der Brust protestiert. Aber wie geht man nun am besten vor?

Einschlafstillen beenden: Reduziere die Stilldauer Schritt für Schritt

Falls Du ein Kind hast, dass sich an der Brust in den Schlaf nuckelt, kann es helfen, die Stillzeit nach und nach etwas zu reduzieren. Wenn Du merkst, dass Dein Kind fast am Einschlafen ist, kannst Du es ganz sanft von der Brust lösen. Nutze Deine Stimme mit angenehmen „Sch“-Lauten oder schaukle Dein Kind sanft im Arm, sodass es auch ohne zu Nuckeln in den Schlaf fällt. Wenn Dein Kind anfängt zu weinen, legst Du es wieder an die Brust an, ist es wieder am Wegdösen, startest Du den nächsten Versuch. Diese Methode benötigt etwas Durchhaltevermögen, aber es lohnt sich. Je nachdem, wie gut dies klappt, kannst Du die Stilldauer nach und nach immer mehr reduzieren. Du solltest diese Variante allerdings nicht mit anderen Veränderungen kombinieren, z. B. dem Auszug aus dem Familienbett oder der Eingewöhnung in die KiTa, denn zu viele Veränderungen können Dein Kind verunsichern und überfordern. 

Wenn Dein Kind Probleme beim Einschlafen hat, solltest Du den nächsten ‘Einschlafzyklus’ abwarten und es nach 45 Minuten nochmal probieren. In dieser Zeit kann es sein, dass Dein Kind besonders anhänglich ist und zur Beruhigung an Deine Brust möchte, denn so kann es am besten emotional runterfahren und zur Ruhe kommen. 

Kommuniziere Deine Entscheidung

Gerade als Mutter werden die Bedürfnisse des Kindes oft vor die eigenen gestellt. Wenn Du abends nicht mehr stillen möchtest, solltest Du dies Deinem Kind kommunizieren. Dein Kind braucht eine klare, aber sanfte Ansage, wann es noch an die Brust darf und wann nicht, damit es über die Situation im Bilde ist. Je mehr Sicherheit Du ihm bei Deiner Entscheidung gibst, desto einfacher wird es ihm fallen, ‚loszulassen‘. Idealerweise sollte dies auf Augenhöhe passieren, so dass sich beide Parteien über ihre jeweiligen Gefühle bewusst sind und Verständnis zeigen. Ist Dein Kind gefrustet und weint, hilft es, wenn Du verständnisvoll auf es einredest und es tröstest, anstatt genervt und abweisend zu reagieren. Meist passiert diese Reaktion aus Unsicherheit, denn die Brust ist für viele Kinder ein Hafen der Geborgenheit. Tränen sollten nicht umgangen, sondern vielmehr ein verständnisvoller Raum dafür gegeben werden. Signalisierst Du Deinem Kind, dass es auch ohne Einschlafstillen viel Liebe von dir bekommt, wird es ihm leichter fallen, ohne die Brust in den Schlaf zu finden. Gönne ihm auch vor allem tagsüber viel Körperkontakt und schöne Spiele und führe abends vielleicht (neue) Einschlafrituale ein, die es von der Brust ablenken.  Auch das Tragen von stillunfreundlicher Kleidung kann Dein Kind eher davon ablenken, nicht gestillt zu werden und es davon abhalten, sich nachts einfach selbst zu bedienen.

Alternativen zum Einschlafstillen finden

Wenn es Deinem Kind nicht so einfach fällt, ohne die Brust einzuschlafen, kannst Du versuchen, eine Alternative einzuführen. Überlege Dir, welche Bedürfnisse Deines Kindes mit dem Einschlafstillen verknüpft sind, und wie Du, oder eine andere Bezugsperson, es anderweitig erfüllen kannst. Das kann im Bett zum Beispiel ein Schnuffeltuch, ein Stofftier, oder aber auch der Daumen sein. Auch vor dem zu Bett gehen können schöne Alternativen gefunden und mit älteren Kindern quasi ‚ausgehandelt‘ werden. Anstelle der nächtlichen Brust gibt es zum Beispiel ein Bilderbuch oder ein schönes Hörbuch oder Schlaflied wird angemacht.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Abgewöhnen des Einschlafstillens ein individueller Prozess ist, der Schritt für Schritt und mit viel Geduld gegangen werden sollte. Vor allem Eltern von schlechten Schläfern oder High Need Babys werden in den meisten Fällen einen längeren Atem haben müssen als andere. Hier gilt: Durchhalten und Geduld mitbringen, denn aller Anfang ist schwer. Suche Dir Auszeiten und wechsel dich mit einer anderen engen Bezugsperson ab. Mit viel Liebe und Verständnis lassen sich die meisten Hürden nach und nach nehmen. 

Referenzen:

McKenna JJ: Jedes Kind lernt irgendwann zu schlafen. Wirbelsind 2/2008.

Mc Kenna JJ, Gettler LT: There is no such thing as infant sleep, there is no such thing as breastfeeding, there is only breastsleeping. Acta Paediatrica 2015.

Blai P et al. Bedsharing and Breastfeeding: The Academy of Breastfeeding Medicine Protocol #6. 2019.

You may also like