Väter können als seelische Unterstützung beim Stillen fungieren
Die Zeit als frischgebackener Vater ist neu und aufregend, denn plötzlich ist ein kleines Wesen ein Teil der Familie, das sehr viel Aufmerksamkeit und Liebe braucht. Da die Nahrungsaufnahme des Kindes beim Stillen ausschließlich durch die Mutter abdeckt wird, kann es sein, dass Väter sich etwas überflüssig oder weniger vom Kind gebraucht fühlen. Obwohl Babys vor allem in der Anfangszeit wortwörtlich sehr an ihrer Mutter hängen, ist es wichtig, auch als Vater eine enge Bindung zum Kind aufzubauen und die kleine Familie so gut es geht zu unterstützen. Oft achten Mütter viel zu wenig auch sich selbst, weil der Fokus auf dem Baby liegt. Als frischgebackener Vater solltest Du darauf achten, dass Deine Partnerin genug isst und trinkt. Gerade in der Stillzeit ist es wichtig, dass Mütter ausreichend versorgt sind. Du solltest sie nicht nur regelmäßig ans Essen und Trinken erinnern, sondern auch kleine Snacks und Wasser oder Tee für sie in Griffweite legen, damit sie während des Stillens eine Kleinigkeit zur Stärkung zu sich nehmen kann.
Stillen ist die gesündeste Form der Ernährung für Dein Kind und hat viele gesundheitliche Vorteile für Mutter und Baby, unter anderem wird bei Frauen das Brustkrebsrisiko durchs Stillen gesenkt. Muttermilch passt sich genau an die Bedürfnisse des Säuglings an und ist somit wichtig für ein starkes Immunsystem und eine gesunde Darmflora. Da Stillen erstmal gelernt sein will, können vor allem in der Anfangszeit ein paar Probleme auftreten, z.B. Schmerzen beim Stillen oder Milchstau. Gerade in den ersten drei Monaten kommen viele Frauen an den Punkt, das Stillen zu hinterfragen. Neun von zehn Frauen, die innerhalb der ersten sechs Wochen vorzeitig abstillen, wollten eigentlich länger stillen. Als Vater kannst Du hier eine wichtige Unterstützung für Deine Partnerin sein. Ihr könnt gemeinsam nach Lösungen suchen, wenn Probleme auftreten. Eure Hebamme oder eine Stillberaterin kann sich vor Ort anschauen, was beim Stillen noch nicht optimal klappt und Hilfestellung geben. Es ist wichtig, dass Du Deine Partnerin ermutigst zu stillen, denn mit ihrer Muttermilch macht sie dem Kind ein wahnsinnig wertvolles Geschenk. Indem Du sie darin bekräftigst, können Hürden leichter überwunden werden.
Nach der Geburt können die Hormone einer Frau ganz schön durcheinander geraten, was sich auch auf die Stimmung auswirken kann. Etwa 50-70% aller Mütter entwickeln nach der Geburt einen Baby-Blues, bei dem es zu gedrückter Stimmung und Hoffnungslosigkeit kommen kann. In dieser Zeit solltest Du als seelische Unterstützung fungieren, die tröstet und Mut macht. In der Regel legt sich die Verstimmung nach ein paar Tagen von alleine wieder. Falls sie länger besteht, die Symptome sich verschlimmern und die Situation zu belastend ist, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden, denn auch eine Wochenbettdepression kommt häufig vor. Viele Frauen schämen sich für ihre ambivalenten Gefühle dem Baby gegenüber und scheuen sich davor, mit anderen Müttern, Freunden oder Familie darüber zu reden. Hier gilt es als Vater, dazu zu ermutigen, aus sich herauszukommen und über die eigenen Gefühle zu sprechen, Verständnis zu zeigen, anstatt zu verurteilen.
Die Rolle des Vaters beim Stillen: Termine und Haushalt managen
Die Zeit mit einem Neugeborenen ist aufregend und turbulent, auf dem Wohnzimmertisch gesellen sich zur Fernbedienung und Deko Schnuller, Spielzeug, Spucktuch und Co. Ein Baby kann die Haushaltsführung ziemlich auf den Kopf stellen. Obwohl es normal ist, dass man Prioritäten anders setzt, ist es vor allem Müttern oft unangenehm, wenn die Wohnung etwas chaotisch ist, wenn Besuch kommt. Als Vater solltest Du die meisten Aufgaben im Haushalt übernehmen, um Deine Partnerin zu entlasten. Termine und Besuche solltest Du managen und diese so legen, dass die frischgebackene Familie auch etwas Zeit für sich hat und Kraft tanken kann. Vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt kann es Mütter erstmal überfordern Besuch zu empfangen, da sie sich erst in die Mutterrolle einfinden müssen. Falls Du selbst überfordert bist oder nicht die nötige Zeit für Haushalt und Co. hast, kannst Du Freunde oder Familie einfach in ein paar Aufgaben einbinden. Achte auch auf Deine Bedürfnisse!
Bonding: Eine Beziehung zum Kind aufbauen
Der Begriff Bonding beschreibt das Zusammengehörigkeitsgefühl von Eltern und Kind. Die emotionale Bindung zum Kind bildet das Fundament dafür. Zwar ist die Beziehung zum Kind in der Schwangerschaft meist schon sehr groß, allerdings können Elter ihr Kind nach der Geburt nun richtig kennenlernen. Das Bonding findet vor allem während des Stillens zwischen Mutter und Kind statt, denn hier ist der Körperkontakt und die emotionale Bindung besonders eng und innig. Als Vater ist es jedoch auch wichtig, eine tiefe Beziehung zum Baby aufzubauen. Der Aufbau von Urvertrauen ist der Grundstein für die Entwicklung zu einem selbstständigen und gefestigten Charakter in der kindlichen Entwicklung. Als Vater kannst Du das Bonding unterstützen, indem Du Dein Baby eng am Körper trägst, zum Beispiel in einem Tragetuch und mit ihm interagierst. Dies kann schaukeln, kuscheln, vorsingen oder auch einfach nur sprechen sein. Du kannst Dein Kind zudem ebenfalls versorgen, indem Du es badest, anziehst oder die Windeln wechselst. Falls Deine Partnerin nicht stillt und ihr Säuglingsersatznahrung verwendet, kannst Du die gleiche Rolle wie Deine Partnerin als Fläschchengeber einnehmen.
Insgesamt musst Du als Vater keine Nebenrolle spielen, Du kannst Dich in vielen Bereichen einbringen und Dein Kind sowie Deine Partnerin unterstützen. Wichtig ist, dass ihr als Familie an einem Strang zieht, über Probleme sprecht und gemeinsam Lösungen sucht. So gestaltet sich die Stillzeit für alle Parteien zu einer entspannteren Zeit.
Referenzen:
Akademische Lehrkrankenhäuser der Universität Hamburg. Bindung. Entwicklung. Stillen. Informationsbroschüre.
Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen. Stillen – eine sinnliche Erfahrung. Informationsbroschüre.
Lansinoh Laboratories Inc. Väter und Stillen. O.J.