Im Laufe der Monate durchläuft Dein Baby eine starke Entwicklung seiner emotionalen Fähigkeiten. Es lernt, anders zu fühlen und sich entsprechend der Situation emotional zu äußern. Aber was genau fühlt mein Baby?

Die Entwicklung der emotionalen Fähigkeiten

Unmittelbar nach der Geburt ist Dein Baby noch nicht annähernd in der Lage selbstständig zu überleben. Ganz anders als die Babys mancher Tierarten, wie zum Beispiel Fohlen oder junge Eisbären. So sind diese zum Zeitpunkt der Geburt schon so weit entwickelt, dass sie nur kurze Zeit nach der Geburt schon selbstständig stehen und laufen können. Dabei sind fast  alle wichtigen Funktionen direkt nach der Geburt bereits vorhanden. Ganz im Gegensatz zu dem Verhalten, dass sich bei den Babys anderer Tierarten unmittelbar nach der Geburt beobachten lässt, sind neugeborene Menschenbabys hingegen alleine noch annähernd nicht überlebensfähig. Dein Neugeborenes ist zu diesem Zeitpunkt ein sehr wehrloses kleines Wesen, das ganz auf Deinen Schutz und Deine Unterstützung angewiesen ist, um sich zu einem physisch und emotional gesunden Erwachsenen entwickeln zu können. So ist Dein Kind kurz nach der Geburt weder in der Lage selbstständig zu gehen noch zu stehen und nicht einmal den Kopf kann es selbstständig halten. Erst im Laufe der ersten Monate wird es diese Fähigkeiten dann allmählich meistern (mehr zu der motorischen Entwicklung in den ersten Lebensmonaten finden Du hier). 

Auch die emotionale Entwicklung Deines Babys ist bei der Geburt noch lange nicht abgeschlossen. Gesunde Erwachsene verfügen über eine Vielzahl von emotionalen Empfindungen und Reaktionen, die jeweils in bestimmten Situationen zum Vorschein kommen. Die Bandbreite von Emotionen über die sehr junge Babys verfügen, ist hingegen noch deutlich eingeschränkter. Beispielsweise ist eine Unterscheidung von verschiedenen Emotionen wie Wut und Trauer nun noch nicht möglich. Zugleich sind positive Emotionen wie Freude, nachdem zum Beispiel eine lustige Entdeckung gemacht wurde, nun noch nicht im selben Maße wie bei Erwachsenen vorhanden. 

Der Fortschritt in der emotionalen Entwicklung wird dabei ermöglicht durch die Entwicklung des Gehirns. Dabei ist die Entwicklung des Gehirns, die schon im Mutterleib beginnt, zum Zeitpunkt der Geburt noch lange nicht abgeschlossen. So bilden sich auch nach der Geburt noch zahlreiche neue synaptische Verbindungen, die die einzelnen Nervenzellen miteinander verbinden. Abhängig von den Erfahrungen, die Dein Baby nun macht werden sich dabei einige nicht genutzte Verbindungen wieder zurückbilden, während andere, häufig genutzte Verbindungen erhalten bleiben. Durch diesen Mechanismus passt sich das Gehirn in den ersten Lebensmonaten und darüber hinaus immer besser an die Umgebung des Kindes an. Dies führt dazu, dass Dein Kind zunehmend lernt, in den jeweiligen unterschiedlichen Situationen eine angemessene emotionale Reaktion zu zeigen, wodurch sich Dein Baby zunehmend besser in der sozialen Welt zurechtzufinden lernt. 

Wann ist die emotionale Entwicklung abgeschlossen?

Die Entwicklung von Emotionen ist ein langsamer Prozess, der sich nur schrittweise vollzieht. Auch die Entwicklung der Fähigkeit die eigenen Emotionen zu regulieren ist ein relativ langwieriger Vorgang, der sogar erst im jungen Erwachsenenalter abgeschlossen ist. Da gewisse emotionale Reaktionen typisch für bestimmte Altersbereiche sind, ist es für Mütter und Väter sehr sinnvoll zu lernen, wann sie bei ihrem Kind mit welchen emotionalen Reaktionen zu rechnen haben. Dieses Wissen kann Ihnen dabei helfen das auf Außenstehende oft unerklärlich wirkende Verhalten des Kindes einzuordnen und besser zu verstehen. Wann beispielsweise reagieren Kinder typischerweise mit einer ausgeprägten Wutreaktion, wann mit einer Angstreaktion und wann kannst Du bei Deinem Kind mit den ersten Anzeichen echter Freude rechnen? Wir haben Dir einen kurzen Überblick über den typischen Verlauf der emotionalen Entwicklung zusammengestellt, damit Du den Vorgang der Entwicklung der emotionalen Fertigkeiten Deines Kindes gut informiert mitverfolgen kannst. 

Welchen Zweck erfüllt der Ausdruck von Emotionen?

Die Entwicklung der Fähigkeit Emotionen zu empfinden, nach außen hin zu zeigen, sowie die Fähigkeit die eigenen Emotionen zu regulieren stellen für Babys und Kinder bedeutende Entwicklungsmeilensteine dar. So ermöglichen diese den Austausch von Informationen in sozialen Interaktionen. Erkennen wir beispielsweise den Ausdruck von Trauer auf dem Gesicht unseres Gegenübers wissen wir, dass wir sensibel vorgehen sollten, und unser Freund wahrscheinlich getröstet werden möchte. Die Stimmlage einer Person, sowie der Gesichtsausdruck oder die Körperhaltung vermitteln dabei bedeutende Informationen über seine oder ihre erlebten Emotionen und Gefühlslage. Somit wird es Menschen durch das korrekte Deuten des körperlichen Ausdrucks von Emotionen ermöglicht, ein besseres Verständnis über die Gefühlslage eines anderen zu erlangen, was eine angemessene Reaktion auf den Interaktionspartner erlaubt. 

Wie verläuft die emotionale Entwicklung?

Häufig ist es für Eltern sehr schwer die emotionalen Reaktionen ihres Kindes korrekt einzuordnen. So interpretieren Eltern das Verhalten von Babys häufig abhängig davon, welche Emotionen in der entsprechenden Situationen als angemessen erscheinen. Fangen Babys beispielsweise an zu weinen, wenn sie mit einem neuen Gegenstand konfrontiert sind, gehen Eltern häufig davon aus, dass ihr Baby aus Angst weint. Jedoch könnte die Reaktion des Babys auch daher rühren, dass es aufgrund von zu vielen erlebten Reizen überanstrengt oder wütend ist. Um die Reaktionen von Babys korrekt interpretieren zu können, haben Psychologen daher Mechanismen entwickelt, mit denen an Hand von einer Vielzahl von Hinweisen jede Regung im Gesicht von Kindern ausgewertet und analysiert wird. Somit gelingt es Wissenschaftler auch sehr ähnliche Gesichtsausdrücke von Babys und kleinen Kindern voneinander abzugrenzen. 

Kinder unterschieden sich dabei sehr stark in Bezug darauf, wie sie auf die in ihrer Umwelt wahrgenommenen Reize reagieren. Beispielsweise sind einige Kinder in fremden Situationen eher ängstlich und ziehen sich schnell zurück, während andere Kinder, auch in unbekannten Situationen, viel lachen und allgemein viele positive Emotionen zeigen. Die Reihenfolge, in der kleine Kinder die unterschiedlichen Entwicklungsmeilensteine erreichen, verläuft dabei jedoch bei allen Babys und Kindern in etwa gleich. 

Ein bis zwei Monate: Unwohlsein bei unangenehmen Reizen

Unmittelbar nach der Geburt sind die emotionalen Reaktionen von Kindern noch deutlich weniger differenziert als die von Erwachsenen. Daher fällt es Eltern nun schwer, von dem beobachteten Verhalten auf die von dem Neugeborenen empfundene Emotion zu schließen, um ihr Baby angemessen beruhigen zu können. So scheinen Babys in unterschiedlichsten als unbehaglich empfundenen Situationen ein ununterscheidbares, allgemeines Gefühl von Leid zu empfinden. Beispielsweise reagiert Dein Neugeborenes nun in einer Situation, in der eine Wutreaktion angemessen wäre, ähnlich, wie in Situationen, in der Trauer am passendsten erscheinen würde. Babys reagieren dabei in den unterschiedlichsten Situationen mit der gleichen körperlichen Reaktion, die sich in einem stark verzogenem Gesicht sowie lautem Schreien und Weinen äußert. Diese Reaktion kann dabei auf die unterschiedlichsten Empfindungen wie Hunger, Reizüberflutungen oder empfundene Schmerzen hindeuten. Mit der Zeit reagiert Dein Baby dann mit immer differenzierteren, komplexeren Emotionen auf die erlebten Ereignisse. In einigen Situationen ist es dabei bereits bei Kindern ab einem Alter von etwa zwei Monaten möglich, einer Gruppe von Emotionen, die sowohl Wut als auch Trauer einschließt, von einer weiteren Gruppe von Emotionen, die Gefühlszustände wie Schmerz und Leid einschließt, zu unterscheiden.

Das Lächeln, das sich bei Neugeborenen erkennen lässt, scheint vor allem ein Reflex auf wahrgenommene äußere Reize zu sein

Im Gegensatz zu negativen Emotionen scheinen Neugeborene positive Emotionen noch weniger ausgeprägt zu erleben als Erwachsene. Im ersten Lebensmonat können Eltern nun gelegentlich ein Lächeln bei ihrem Baby beobachten. Allerdings gehen Psychologen davon aus, dass es sich bei dem ersten Lächeln Deines Babys, das vor allem während das Baby schläft beobachtet werden kann, vor allem um eine reflexartige körperliche Reaktionen handelt. So handelt es sich bei diese ersten positiven körperlichen Reaktionen wahrscheinlich eher um ein Resultat eines biologischen Mechanismus als um einen echten Ausdruck von Freude. Ab einem Alter von etwa drei bis acht Wochen reagieren Babys dann auch auf das Wahrnehmen bestimmter äußerer Reize mit einem Lächeln. So kann nun beispielsweise beobachtet werden, wie Babys lächeln, wenn sie gestreichelt werden oder eine Stimme in einer Tonlage wahrnehmen, die sie als angenehm empfinden. 

Drei Monate: Lächeln als soziale Funktion

Die fortschreitende kognitive Entwicklung Deines Babys führt dazu, dass zunehmend mehr Erfahrungen und Reize positive emotionale Reaktionen bei Deinem Kind auslösen.

Das Lächeln Deines drei Monate alten Babys stellt nicht mehr nur eine reflexartige Reaktion auf äußere Reize dar, sondern erfüllt nun zunehmend auch eine soziale Funktion. So lächeln Kinder nun, ganz zur Freude der Eltern, auch wenn andere mit ihnen reden oder spielen oder auf sonstige Art Aufmerksamkeit schenken. Dabei reagieren die Eltern des Kindes auf diese positiven Signale des Kindes mit großer Freude, berühren das Kind häufig, lachen und unternehmen nun noch mehr Versuche mit dem Baby zu kommunizieren. Das enthusiastische Verhalten der Eltern motiviert das Kind dabei dazu noch häufiger zu lächeln und noch glücklicher zu reagieren. Auf diese Weise kann die für das Kind überlebenswichtige Verbindung zwischen Eltern und Kind nun noch mehr gestärkt werden.

Mit dem weiteren Fortschreiten der Entwicklung Deines Kindes ist Dein Baby immer besser dazu in der Lage, interessante Reize und Erfahrungen zu verstehen, wodurch es auch zunehmend positiv auf diese reagiert. Somit zeigt sich Dein Baby mit dem Erreichen eines Alters von etwa drei  oder vier Monaten nun äußerst freudig, lacht und lächelt als Reaktion auf unterschiedlichste Erlebnisse und Erfahrungen. Sicherlich konntest Du schon beobachten, wie Du Dein Baby nun sehr leicht zum Lachen bringen kannst indem Du es beispielsweise kitzelst, auf seine Haut pustest oder indem Du es auf Deinen Knien reiten lässt.

Vier Monate: Angst als Schutzfunktion

Kinder entwickeln innerhalb der ersten Lebensmonate eine starke Angst vor allem Unbekannten, wobei sie vor allem in neuen Situationen oder wenn sie fremden Personen begegnen mit Furcht reagieren. Diese Angst nimmt für die emotionale Entwicklung von Babys eine äußerst bedeutende Rolle ein, da sie für Dein Kind eine starke Schutzfunktion darstellt. So kann schon bei Kindern ab einem Alter von etwa vier Monaten beobachtet werden, wie sie sich nun in unvertrauten Situationen zurückhaltender und zögerlicher zeigen.

Babys empfinden Wut in Situationen, in denen ihnen das Erreichen eines Ziels verwehrt wird.

Zudem werden die emotionalen Reaktionen von Babys mit der Zeit auch immer differenzierter. So kristallisiert sich aus dem generellen Zustand des Unwohlseins, mit dem Neugeborene in verschiedensten als negativ wahrgenommen Situationen reagieren, in einigen Situationen allmählich eine von anderen Emotionen unterscheidbare Wut heraus. Dabei lässt sich bei Babys ab einem Alter von etwa vier bis acht Monaten insbesondere dann eine spezifische Wutreaktion erkennen, wenn sie sich in Situationen befinden, in denen sie auf ein Endziel hinarbeiten, das Erreichen dieses Zieles jedoch durch äußere Hindernisse verhindert wird. So wird Dein Baby wahrscheinlich mit Wut reagieren, wenn es versucht, sein liebstes Spielzeug krabbelnd zu erreichen, dieses jedoch nicht erreichen kann, da ihm Möbelstücke den Weg versperren. 

Fünf Monate: Emotionen passen sich immer mehr der Situation an 

Mit zunehmendem Alter erscheinen die emotionalen Reaktionen von Babys der jeweiligen Situation zunehmend angemessen. Neugeborene reagieren in verschiedenen Situationen häufig nicht mit jeweils einer konkreten Emotion, sondern stattdessen mit einer Mischung aus mehreren unterschiedlichen Emotionen. Dabei sind bei Neugeborenen vor allem das Erleben von Schmerz und Wut noch schwer zu unterscheiden. Zudem lassen sich bei sehr jungen Babys häufig Emotionen beobachten, die für die erlebte Situation nicht ganz angemessen erscheinen. So reagieren Babys beispielsweise in diesem Alter oft mit Trauer, während bei etwas älteren Kindern eher Wut die dominante Emotion darstellen würde. Mit dem Erreichen eines Alters von etwa fünf und zwölf Monaten, können Eltern nun beobachten, wie die emotionale Reaktion ihres Kindes, für die Situation, in der es sich befindet, zunehmend angebrachter erscheint. Beispielsweise reagieren Kinder, die diesen Entwicklungsschritt erreicht haben, wenn sie durch einen Erwachsenen davon abgehalten werden die Arme zu heben, zunehmend mit Wut. Bei etwas jüngeren Kindern können hingegen in derselben Situation zusätzlich Emotionen wie Interesse und Neugierde beobachtet werden. 

Sechs Monate: Angst vor fremden Personen

In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres beginnen Babys häufig auf fremde Personen mit Angst zu reagieren. Während der ersten Lebensmonate interagieren Babys häufig noch ohne Bedenken sowohl mit vertrauten Familienmitgliedern als auch mit Unbekannten. Als Resultat der fortschreitenden kognitiven Entwicklung lernen Babys jedoch mit der Zeit, dass ihnen die Interaktion mit Fremden nicht dasselbe Gefühl von Geborgenheit, Vertrautheit und Freude bereitet, wie der Umgang mit engen Vertrauten. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in dem Verhalten von Babys wider. So lächeln Babys ab einem Alter von etwa sieben  Monaten hauptsächlich bekannte Personen an. Zudem beginnen Babys ab einem Alter von etwa sechs oder sieben  Monaten, eine ausgeprägte Angstreaktion zu zeigen, wenn sie auf Fremde treffen. Babys beginnen ab diesem Alter beispielsweise meist zu weinen, wenn sie mit Unbekannten alleine in einem Raum gelassen werden, wohingegen Babys, die einige Monate jünger sind, auf Fremde noch mit einem Lächeln reagieren. Wie stark die Angst vor Fremden bei Deinem Kind ausgeprägt ist, hängt dabei von einer Vielzahl von Faktoren ab. Beispielsweise reagieren einige Kinder, die über ein sehr robustes Temperament verfügen, kaum mit Angst auf die Begegnung mit Fremden, wohingegen Kinder, die sich durch ein eher feinfühliges Temperament auszeichnen, ein sehr starkes Angstgefühl zu empfinden scheinen. In den folgenden Lebensmonaten kann dann beobachtet werden, wie sich die Angst vor Fremden noch weiter intensiviert, bis sie ab einem Alter von etwa zwei Jahren allmählich wieder nachlässt.  

Die gelungene Entwicklung der Fähigkeit die eigenen Emotionen zu regulieren spielt in zahlreichen Lebensbereichen eine bedeutende Rolle 

Die Fähigkeit, die eigenen emotionalen Reaktionen zu regulieren, stellt eine bedeutende Voraussetzung dar, um die eigenen Ziele sowohl im Kindergarten- oder Schulalter als auch im Erwachsenenalter zu erreichen. Beispielsweise wird es Deinem Kind durch eine gute Fähigkeit der Emotionsregulation ermöglicht, sich effektiv von als negativ empfundenen Empfindungen abzulenken. Somit gelingt es ihm oder ihr auch besser die eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren. Diese Fähigkeit kann in Grundzügen schon in etwa ab dem sechsten Lebensmonat beobachtet werden. So ist Dein Baby nun bereits in der Lage sich in unangenehmen Situationen selbst zu beruhigen, in dem es den Blick von dem Objekt oder der Person, die die Angst des Kindes ausgelöst hat, abwendet. Zudem kannst Du nun gelegentlich beobachten, wie Dein Baby, wenn es in Aufruhr ist, sich zu beruhigen versucht, indem es die eigene Haut oder Kleidung streichelt. 

Acht Monate: Angst, wenn Eltern sich entfernen

Die Entwicklung der Angstreaktion, die sich bei Kindern in dem Altersbereich von etwa sechs bis acht Monaten vollzieht, spiegelt sich auch in der Beziehung des Kindes zu den Eltern wider. So können Eltern häufig ab einem Alter von etwa acht Monaten ein ausgeprägtes Angstgefühl, das sich beispielsweise durch starkes Weinen oder Schreien äußert, beobachten. Die Häufigkeit mit der diese Angstreaktion auftritt verstärkt sich in den nächsten Monaten immer weiter bis sie mit dem Erreichen eines Alters von 13. oder 15. Lebensmonaten ihren Höhepunkt erreicht und dann allmählich wieder nachlässt. Dabei empfindet Dein Kind besonders dann starke Angst, wenn sich die Eltern von ihm etwas entfernen. Dein Kind wird sich hingegen etwas weniger ängstlich zeigen, wenn es sich freiwillig von den Eltern, beispielsweise durch Krabbeln, entfernt. 

Ein bis zwei Jahre: Dein Kind versteht seine Umgebung immer besser

Während des ersten Lebensjahres entwickeln sich im Gehirn Deines Babys zahlreiche neue Synapsen. Synapsen verknüpfen einzelne Nervenzellen miteinander und übertragen somit die Reize im Gehirn. Durch die rapide Zunahme der synaptischen Verbindungen wird es nun ermöglicht, dass das Gehirn Informationen in der Umwelt effizienter verarbeiten kann. Daher lässt sich im ersten Lebensjahr eine starke Zunahme der kognitiven Fähigkeiten sowie des Gehirnvolumens beobachten. Deinem Baby wird es daher nun zunehmend leichter fallen, zu verstehen, wie die komplexe Umwelt, die es umgibt funktioniert und aufgebaut ist. Dieser Entwicklungsschritt hat natürlich auch einen Einfluss auf die emotionalen Fähigkeiten Deines Kindes. Aufgrund der zunehmend besseren Fähigkeit Deines Kindes seine Umwelt zu verstehen, reagiert Dein Kind gegen Ende des ersten Lebensjahres mit Erheiterung auf unerwartete oder als unpassend erscheinende Erlebnisse. Somit kann nun beobachtet werden, wie Dein Baby sich nun freudig über seltsame Dinge zeigt und zum Beispiel lacht, wenn seine Mutter lustige Geräusche macht, oder einen seltsamen Hut trägt. Mit dem Erreichen des zweiten Lebensjahres beginnt Dein Baby dann zunehmend auch zu verstehen, wie es andere zum Lachen bringen kann. Du kannst nun häufig beobachten, wie Dein Baby freudig herumalbert, um seine positiv erlebten Erfahrungen auch mit den Menschen in  seiner Umgebung teilen zu können. 

Die Entwicklung der Wut erfüllt den Zweck die eigenen Ziele umzusetzen

Zugleich lässt sich im Verlauf des ersten Lebensjahres beobachten, wie sich bei Deinem Kind zunehmend eine Wutreaktion entwickelt. Diese kommt dabei vor allem in Situationen, in denen Dein Kind am Erreichen eines Ziels gehindert wird, zum Vorschein. Mit dem Erreichen des ersten Lebensjahres können Eltern dann beobachten, wie Babys häufig und regelmäßig mit Wut auf unerwünschte Ereignisse reagieren. Die Wutreaktion richtet sich dabei häufig auch gegen die Menschen in der Umgebung Deines Kindes, gegen seine Eltern, Erzieher oder Geschwister. Bis zu dem Erreichen eines Alters von etwa 16 Monaten steigert sich die Häufigkeit, mit der Kinder ihrer Wut Ausdruck verleihen, dann stetig. Auf Grund von Temperamentsunterschieden können dabei jedoch starke Unterschiede im Entwicklungsverlauf der Kinder beobachtet werden. Ab einem Alter von etwa zwei Jahren ist die Entwicklung Deines Kindes so weit fortgeschritten, dass es seine Umgebung zu einem hohen Grad selber kontrollieren kann. Als Resultat zeigt es nun häufig eine ausgeprägte Wutreaktion, wenn ihm oder ihr die Kontrolle über etwas entzogen wird. Kinder in diesem Alter können bereits sehr gut selbständig gehen und laufen und nach Gegenständen nach Belieben greifen. Entschließt sich Dein Kind jedoch beispielsweise ohne Erlaubnis der Eltern nach einem Schokoriegel zu greifen kann das Entwenden des Riegels durch die Eltern zu einem Wutausbruch führen, nachdem sich das Kind nur langsam wieder beruhigen lässt.

Die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten erlaubt es Deinem Kind zunehmend Kontrolle über die eigenen Gedanken und das eigene Verhalten auszuüben 

Zu Beginn der ersten Lebensjahre ist der frontale Kortex, der für die Steuerung der Aufmerksamkeit und für die Hemmung von Gedanken und Verhaltensweisen zuständig ist, deutlich weiterentwickelt als noch während der Neugeborenenzeit. Daher ist Dein Kind nun auch deutlich besser dazu in der Lage, die eigenen Emotionen zu regulieren und bestimmte, unerwünschte Verhaltensweisen zu unterdrücken. Auch kann Dein Kind nun zunehmend Kontrolle über die eigene Aufmerksamkeit und die eigenen Bewegungen ausüben. Als Resultat wird es ihm oder ihr immer besser gelingen, sich von unangenehmen Reizen abzulenken und sich selbst zu beruhigen. Ab etwa dem zweiten Lebensjahr ermöglicht es die fortschreitende Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten, dass Kinder, ganz zu der Erleichterung der Eltern, bewusst darauf verzichten können, bestimmte gefährliche Objekte zu berühren. 

Die gelungene Entwicklung der emotionalen Fähigkeiten ermöglicht soziale Beziehungen zu anderen

Die emotionalen Reaktionen von Neugeborenen lassen sich also als noch eher unspezifisch und häufig für die jeweilige Situation eher unpassend beschreiben. In den folgenden Monaten führt die fortschreitende neurologische Entwicklung dann allmählich dazu, dass sich bei Deinem Baby klar unterscheidbare emotionale Reaktionen bilden (wie Ihr als Eltern einen Beitrag zu der emotionalen Entwicklung Eures Kindes leisten können, könnt Ihr hier lesen). So gelingt es Deinem Kind somit mit der Zeit immer besser in unterschiedlichen Situationen die entsprechenden Emotionen zeigen. Dies erlaubt es ihrem Kind zunehmend besser die eigenen Gefühle und die der anderen zu verstehen, was einen gelungenen Austausch von Informationen mit anderen ermöglicht. Die gelungene emotionale Entwicklung bildet somit den Grundstein für die Fertigkeit später im Leben erfolgreich Beziehungen, in beruflichen, sowie in sozialen Bereichen aufzubauen. 

Hier noch einmal das Wichtigste in Kürze: 

  • Die Entwicklung der emotionalen Fertigkeiten ist bei Neugeborenen, ebenso wie die motorische Entwicklung, noch nicht vollständig abgeschlossen 
  • Das Fortschreiten der kognitiven Entwicklung, sowie die Lernerfahrungen, die Dein Baby in den ersten paar Lebensmonaten macht, ermöglichen es Deinem Baby zunehmend differenziertere Emotionen zu zeigen Dabei werden einige emotionale Reaktionen in bestimmten Altersbereichen typischerweise sehr häufig gezeigt
  • Die Entwicklung der Fähigkeit in bestimmten Situationen jeweils mit der entsprechenden Emotion zu reagieren, sowie die Fähigkeit die eigenen Emotionen zu regulieren ermöglicht es Deinem Kind später im Leben wichtige soziale Bindungen aufzubauen 

Referenzen:

Siegler D. E. How Children Develop. New York: Worth; 2014.

Johnson M. H. Functional brain development in humans. S.l.: Macmillan Magazines 2011.Keltner D., Sauter D., Tracy J., & Cowen, A. Emotional Expression: Advances in Basic Emotion Theory. Journal of Nonverbal Behavior. 2019; 43(2), 133-160. doi:10.1007/s10919-019-00293-3.

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