Wie Du eine gesunde pränatale Entwicklung Deines Babys fördern kannst
Der Schwangerschaftstest ist positiv! Nun beginnt für Dich eine aufregende Zeit, die mit vielen neuen Erfahrungen und Veränderungen einhergeht. In Deinem Bauch entwickelt sich aus einer einzelnen befruchteten Eizelle allmählich ein ganzer kleiner Mensch inklusive Armen, Beinen, Zehen und funktionsfähigen Organen. Da die Entwicklungsschritte allerdings verborgen in Deinem Bauch stattfinden und im Gegensatz zu späteren Entwicklungsschritten nicht direkt beobachtet werden können, geht diese Zeit jedoch auch mit vielen Fragen und Unsicherheiten einher. Du willst das Beste für dein Baby und willst alles in deiner Möglichkeit tun, Dein Baby bestmöglich auf das Leben außerhalb des Mutterleibes vorzubereiten. Glücklicherweise liefern medizinische und psychologische Studien zahlreiche Erkenntnisse, wie Eltern schon während der pränatalen Phase, also vor der Geburt des Kindes, Maßnahmen ergreifen können, um die Basis für die gesunde Entwicklung des Kindes zu legen.
Drei Phasen der pränatalen Entwicklung
Ein allgemeiner, gesunder Entwicklungsverlauf von der Befruchtung der Eizelle bis zur Geburt Deines Kindes lässt sich grob in drei Entwicklungsstadien einteilen. Für detaillierte Informationen zu diesem Ablauf sehe Dir die Entwicklungsmeilensteine an. Die erste Phase, die Zygote, dauert vom Zeitpunkt der Befruchtung bis zur zweiten Woche der Entwicklung an. Von der dritten bis zur achten Woche befindet sich das Baby in der embryonalen Phase. Die dritte Phase, in der das Baby als Fetus bezeichnet wird, erstreckt sich von der neunten Woche bis zur Geburt des Babys.
- Phase – Zygote
Bei der Befruchtung verschmilzt ein Spermium, das das Genmaterial des Vaters enthält, mit einer Eizelle, die das Genmaterial der Mutter enthält Als Folge dessen besitzt die befruchtete Eizelle, die Zygote, einen vollständigen Satz Gene, bestehend aus dem Genmaterial der Mutter und des Vaters. Nach dem Vorgang der Befruchtung wandert die Eizelle die Eileiter hinab und nistet sich schließlich in der Gebärmutterschleimhaut ein. Von nun an wird sie als Embryo bezeichnet.
- Phase – Embryo
In der zweiten Phase der pränatalen Entwicklung wachsen die unterschiedlichen Körpersysteme. Es bilden sich zum Beispiel Beine, Arme, das Gesicht sowie die Organe des Embryos. Ermöglicht wird dieser rapide Wachstumsvorgang durch die Prozesse der Zellteilung, der Zellmigration und der Apoptose.
- Während der Zellteilung teilt sich eine Zelle in zwei gleiche Teile. Durch diesen Vorgang kann sich aus einer einzelnen befruchteten Eizelle ein Baby bestehend aus Millionen von Zellen entwickeln.
- Der Prozess der Zellmigration beinhaltet das Wandern von einzelnen Zellen von dem Ausgangspunkt, an dem sie entstanden sind, zu einer anderen Stelle im Embryo. So kann sich zum Beispiel die komplexe Struktur des Nervensystems im Embryo entwickeln.
- Zu Beginn der Entwicklung sind alle vorhandenen Zellen gleich und nicht in ihrer Funktion unterscheidbar. Diese Art von Zelle wird als Stammzelle bezeichnet. Sie spielt in der medizinischen Forschung eine bedeutende Rolle, da diese Zellen sich zu jedem Zelltypus entwickeln können und somit zerstörte Zellen ersetzen können. In embryonalem Gewebe ist eine hohe Anzahl Stammzellen zu finden und kann aus dem Nabelschnurblut gewonnen werden. Im Verlauf der pränatalen Zeit entwickeln Zellen allerdings, abhängig davon zu welchem Zelltypus sie sich entwickeln, unterschiedliche Eigenschaften. Zum Beispiel benötigt eine Herzzelle eine unterschiedliche Struktur und unterschiedliche Funktionen als eine Gehirnzelle. Dieser Vorgang wird als Zelldifferenzierung bezeichnet.
- Um einen gesunden Wachstumsvorgang des Embryos zu gewährleisten, müssen einige überschüssige Zellen während der embryonalen Phase absterben. Dieser Vorgang wird als Apoptose bezeichnet. Dabei führen unterschiedliche biochemische Prozesse zum gewünschten Absterben einer Zelle, damit andere für das Überleben des Embryos relevantere Zellen überleben können.
- Phase – Fetus
Von der neunten Woche nach der Befruchtung bis hin zur Geburt wird das stetig wachsende Kind im Bauch der Mutter als Fetus bezeichnet. In dieser letzten, vorgeburtlichen Entwicklungsphase des Kindes bilden sich die unterschiedlichen Organe weiter aus. So werden zum Beispiel das Gehirn und die Lunge des Kindes funktionsfähig. Zudem endet die Formierung der Sinnessysteme und das Gedächtnis des Fetus ist so weit entwickelt, dass es sich an zuvor gehörte Geräusche erinnern kann.
Die gesunde Entwicklung des Kindes vor der Geburt ist relevant für die spätere Gesundheit des Kindes
Der gelungene Ablauf dieser drei pränatalen Phasen spielt nicht nur in den ersten Lebensjahren eine bedeutende Rolle für die Gesundheit deines Babys, sondern während der gesamten Lebensspanne. So belegen zahlreiche Studien einen Zusammenhang zwischen dem Gewicht des Neugeborenen bei der Geburt und der Diagnose von chronischen Erkrankungen im Erwachsenenalter. Ein geringes Gewicht des Neugeborenen bei der Geburt stellt zum Beispiel ein Risikofaktor für die Entwicklung von unter anderem koronaren Herzerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ 2-Diabetes sowie einem erhöhten Blutdruck dar. Zudem kann eine gestörte Entwicklung des Gehirns zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten des Kindes, zu Verhaltensauffälligkeiten sowie zu einem erhöhten Risiko, im Kindes- oder Jugendalter an psychischen Störungen zu erkranken, führen.
Nachteilige Umweltbedingungen können die Entwicklung Deines Babys beeinflussen.
1. Über die Plazenta
Während der Schwangerschaft ist Dein Baby von der Plazenta umgeben, die unter anderem dafür sorgt, dass Dein Baby vor schädlichen Einflüssen wie Infektionen geschützt ist. Jedoch können, unter nachteiligen Bedingungen, einige von der Mutter aufgenommenen Chemikalien die Plazenta passieren. Zudem können schädliche Umwelteinflüsse die Funktionsweise beeinflussen und somit indirekt das gesunde Wachstum des Babys gefährden.
- Durch epigenetische Prozesse
Zudem können Umweltfaktoren durch sogenannte epigenetische Effekte auf die DNA des sich entwickelnden Babys einwirken. Epigenetische Effekte können regulieren, welche Gene eine Rolle für den Entwicklungsvorgang spielen und welche durch chemische Modifizierungen stillgelegt werden und somit in ihrem Einfluss auf die körperliche Entwicklung des Kindes gehemmt sind.
Diese Umwelteinflüsse haben negative Auswirkungen auf die pränatale Entwicklung
Über die Nahrungsaufnahme der Mutter wird das Baby mit den Nährstoffen versorgt, die es für ein gesundes Wachstum benötigt. Dabei kann ein Mangel von bestimmten Nährstoffen die gesunde Entwicklung des Babys stark gefährden. Zum Beispiel kann eine Unterversorgung von Folsäure zu Fehlbildungen führen. Ein weiterer Faktor, der einen Einfluss auf den gesundheitlichen Zustand des Kindes haben kann, ist der emotionale Zustand der Mutter während der Schwangerschaft. So besteht zum Beispiel bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft unter einer starken emotionalen Belastung litten, ein erhöhtes Risiko, Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. Zudem können Umweltschadstoffe wie zum Beispiel Blei die Gehirnentwicklung des Kindes beeinträchtigen und zu späteren Verhaltensauffälligkeiten und Gedächtnisproblemen führen.
Durch wissenschaftliche Studien konnten zahlreiche Erkenntnisse gewonnen werden, welche Faktoren für die gesunde Entwicklung des Kindes im Bauch der Mutter eine Rolle spielen. Du kannst also, obwohl Du Dein Baby in diesem frühen Entwicklungsstadium nicht direkt beobachten und nur sehr eingeschränkt mit dem Baby kommunizieren kannst, einen großen Beitrag dazu leisten, dass Dein Baby die notwendigen Voraussetzungen hat, um auf das Leben nach der Geburt optimal vorbereitet zu sein. Mit den richtigen Informationen in Hinterkopf kannst Du dann entspannt die aufregende Zeit während Deiner Schwangerschaft genießen und Dich auf das gemeinsame Leben mit Deinem Neugeborenen freuen.
Hier noch einmal das Wichtigste im Überblick:
- Die pränatale Entwicklung lässt sich in drei Phasen einteilen, die jeweils mit unterschiedlichen Entwicklungsmeilensteinen verbunden sind.
- Eine gesunde Entwicklung des Kindes im Leib der Mutter hat einen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes über die gesamte Lebensspanne hinweg.
- Unter anderem können die Nahrungsaufnahme der Mutter, der emotionale Zustand der Mutter sowie schädliche Umweltschadstoffe eine gesunde Entwicklung des Kindes gefährden.
Referenzen
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