Wie kommt es zu einer Mittelohrentzündung?
Eine Mittelohrentzündung entsteht in vielen Fällen nach einem Husten oder Schnupfen. Die Ohrtrompete (auch Eustachische Röhre oder auch Tube genannt) verläuft vom Trommelfell bis zum Rachen und belüftet das Mittelohr. Durch die Ohrtrompete können Erreger leicht einen Weg ins Mittelohr finden und dort die Schleimhäute befallen, sodass sie sich entzünden. Die Schleimhäute im Ohr, aber auch der Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Rachen schwellen an. Flüssiges Sekret staut sich daraufhin und kann nicht mehr abfließen und drückt auf das Trommelfell. Dadurch entstehen die bei Mittelohrentzündung typischen Ohrenschmerzen (beid- oder einseitig) und Hörprobleme.
Gerade Babys und Kinder sind sehr anfällig für eine Mittelohrentzündung, da das Röhrchen der Ohrtrompete noch sehr kurz ist und Erreger so leichter ins Mittelohr eindringen können. Ab dem siebten Lebensjahr werden Mittelohrentzündungen bei Kindern seltener, da das Röhrchen länger geworden ist und es Erreger schwieriger haben, hineinzukommen. Auch nach einer Mandel- oder Nasennebenhöhlenentzündung kann es leichter zu einer Mittelohrentzündung kommen, da beispielsweise vergrößerte und angeschwollene Mandeln die Entlüftung des Mittelohres behindern können.
Die meisten Kinder bekommen eine Mittelohrentzündung durch den Kontakt zu anderen Kindern in der KiTa. Aber auch Kinder und Babys, die einen Schnuller nutzen, leiden häufiger unter einem entzündeten Mittelohr. Man geht davon aus, dass das Nuckeln die Druckverhältnisse zwischen Rachen und Ohr verändert. Kinder, die einen Schnuller nutzen, sollten diesen nicht den ganzen Tag, sondern nur zur Beruhigung im Mund haben.
Eine Umgebung, in der geraucht wird, kann die Schleimhäute zusätzlich reizen und anfälliger für Entzündungen machen. Auch wenn Eltern auf dem Balkon rauchen, können Abbauprodukte des Nikotins an Händen, Bekleidung und auch im Hausstaub nachweisbar sein. Mütter, die ihre Kinder stillen, leiden etwas seltener an einer Mittelohrentzündung als Kinder, die Flaschennahrung bekommen, da Muttermilch protektive Stoffe enthält und das Immunsystem von Kindern besonders gut stärkt.
Mittelohrentzündung bei Kleinkindern und Babys erkennen
Da sich Babys und kleine Kinder oft noch nicht artikulieren können, ist eine Diagnose schwieriger, als bei älteren Kindern, die schon ausdrücken können, dass ihnen das Ohr schmerzt. Meist treten die Symptome sehr plötzlich auf. In der Regel kannst Du eine Mittelohrentzündung bei Babys und Kleinkindern an folgenden Symptomen erkennen:
– Es treten Schmerzen beid- oder einseitig im Ohr auf. Kinder schütteln häufig den Kopf oder führen ihre Hände zum Ohr
-Gegebenenfalls läuft Flüssigkeit aus dem Ohr
– Fieber über 38°C tritt auf
– Baby oder Kleinkind weint sehr viel und ist generell sehr unruhig
– Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und Durchfall
– Kinder haben durch die Schmerzen Probleme einzuschlafen oder werden von den Schmerzen aus dem Schlaf gerissen
– Durch die Ansammlung von Flüssigkeit im Ohr kann es zu Hörproblemen kommen
Gerade bei Kleinkindern oder Babys ist eine gute Beobachtungsgabe wichtig, um Symptome zu erkennen und zuzuordnen. Wenn Du bemerkst, dass es Deinem Kind nicht gut geht, solltest Du einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen.
Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten
Auch wenn eine Mittelohrentzündung sehr schmerzhaft sein kann, ist sie in der Regel unkompliziert zu behandeln und klingt sogar meist nach zwei bis drei Tagen von alleine ab. Im Fokus steht zunächst die Linderung der Schmerzen und die Senkung des Fiebers, weswegen Paracetamol und Ibuprofen oft die Mittel der ersten Wahl sind. Acetylsalicylsäure (ASS) sollte nur auf ärztliche Anweisung hin gegeben werden, da es bei Kindern und Jugendlichen nachweislich zum sogenannten Reyes-Syndrom kommen kann.
Um die Belüftung des Mittelohres zu verbessern, können zusätzlich abschwellende Nasensprays gegeben werden. Gegen die Schmerzen im Ohr können als Ergänzung neben den fiebersenkenden und schmerzstillenden Medikamenten Zwiebelsäckchen als Hausmittel helfen. Antibiotika werden nur bei Bakterien verschrieben, da sie gegen Viren nicht wirksam sind. Treten Schmerzen auf beiden Ohren auf und kommt es zu eitrigem Ausfluss, kann der Arzt / die Ärztin gegebenenfalls ein Antibiotikum verordnen.
Meist klingen die Beschwerden durch die oben genannten Behandlungsmöglichkeiten schnell ab. Drückt das im Ohr vorhandene Sekret auf das Trommelfell kann es allerdings manchmal zu einem Durchbruch oder Riss des Trommelfells kommen. Das eitrige und meist blutige Sekret tritt aus dem Ohr heraus und die Schmerzen lassen in der Regel nach. Auch wenn sich ein Riss des Trommelfells erstmal schlimm anhört, heilt er in der Regel innerhalb weniger Tage oder Wochen von selbst ab. In diesem Fall kann es durch den Riss noch länger dazu kommen, dass Sekret aus dem Ohr läuft. Auch bei einer chronischen Mittelohrentzündung ist dies der Fall. Kommt es oft zu einer Mittelohrentzündung und zu einem Einreißen des Trommelfells, kann die dünne Membran irgendwann vernarben und es kann zu längerfristigen Hörstörungen kommen. Auch wenn eine Mittelohrentzündung in den meisten Fällen unkompliziert abheilt, ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, wenn es Deinem Kind nicht gut geht.
Referenzen:
Jones LL, Hassanien A, Cook DG et al. Parental smoking and the risk of middle ear disease in children: a systematic review and meta-analysis. Arch Pediatr Adolesc Med; 166(1): 18-27. 2012.
Sjoukes A, Venekamp RP, van de Pol AC et al. Paracetamol (acetaminophen) or non-steroidal anti-inflammatory drugs, alone or combined, for pain relief in acute otitis media in children. Cochrane Database Syst Rev 12: CD011534. 2016.
Gesundheitsinformation. Mittelohrentzündung. [zuletzt zitiert am 09.08.2023]. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/mittelohrentzuendung.html#:~:text=Mittelohrentz%C3%BCndungen%20geh%C3%B6ren%20zu%20den%20h%C3%A4ufigsten,3%20Tagen%20von%20selbst%20ab.
