Studien haben ergeben, dass Kinder immer häufiger unter Kopfschmerzen leiden: Bereits im Vorschulalter haben 20% aller Kinder bereits Erfahrungen mit Kopfschmerzen gemacht. Leidet Dein Kind häufiger unter diesen Beschwerden, können ganz verschiedene Ursachen dahinterstecken.

Kopfschmerzen sind keine Erwachsenenleiden mehr 

Der Kopf schmerzt und die Konzentration fällt nach und nach immer schwerer: Kopfschmerzen sind unangenehm und können einen auf der Arbeit und im Alltag immens einschränken. Sie gehören zu den am weitesten verbreiteten Leiden in Deutschland, denn rund 40% aller Erwachsenen sind mehrmals im Monat davon betroffen. Und auch bei Kindern wird immer häufiger über einen schmerzenden Kopf berichtet: Jedes zweite Kind hat bis zum Ende der Grundschulzeit bereits unangenehme Erfahrungen damit gemacht. Bei Jugendlichen sind die Fallzahlen laut Studien noch höher: Rund 45 Prozent aller Mädchen und ca. 28 Prozent aller Jungen zwischen 11 – und 17 Jahren sind mehrmals im Monat von Kopfschmerzen betroffen. Vor allem bei den Kleinsten, die noch nicht sprechen können, ist eine Diagnose äußerst schwierig. Meist erkennt man es an abweichendem Verhalten wie Reizbarkeit, Unruhe und Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen. Kinder, die schon etwas älter sind, signalisieren meist, dass sie Kopfschmerzen haben, indem sie die Hände an den Kopf oder vor die Augen drücken. Als Eltern benötigt man somit eine gute Beobachtungsgabe, um zu erkennen, ob der kleine Sohn oder die kleine Tochter Kopfschmerzen haben. Welche Formen von Kopfschmerzen gibt es überhaupt bei Kindern und wie kann man Linderung verschaffen?

Verschiedene Formen von Kopfschmerzen und woran man sie erkennt

Kopfschmerzen durch Migräne: Laut der Stiftung Kindergesundheit sind vor allem Migräne und Spannungskopfschmerzen bei Kindern stark verbreitet. Da rund 10% der Bevölkerung an Migräne leidet, kann fast jeder nachvollziehen, wie unangenehm eine Migräne sein kann, denn sie ist viel mehr als nur Kopfschmerzen. Typische Symptome sind pochende Kopfschmerzen (bei Kindern meist an beiden Seiten und/oder an der Stirn), Geräusch- und Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen. In seltenen Fällen kann es zu neurologischen Ausfällen kommen, die auch als Aura bezeichnet werden. Migräneattacken fallen bei Kindern im Schnitt kürzer aus als bei Erwachsenen und sind meist nach maximal zwei Stunden überstanden. In seltenen Fällen können sie sich aber auch über 48 Stunden erstrecken. 

Kinder, die an Migräne leiden, sind meistens blass und neigen dazu, sich hinzulegen. Sie zeigen kein Interesse mehr am Spielen, da sie jegliche Anstrengung vermeiden möchten. Nach dem Schlafen geht es vielen Kindern durch die Ruhe und Erholung oft wieder besser. Wird ein Kind allerdings aufgrund von Kopfschmerzen aus dem Schlaf gerissen, ist eine Migräne recht wahrscheinlich. Oftmals verschwinden die Migräneanfälle, wenn Kinder in die Pubertät kommen, bei manchen bleiben sie allerdings auch bestehen. Als Auslöser werden oft ein niedriger Blutzucker, Stress, Flüssigkeitsmangel und das Wetter in Verbindung gebracht. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien können zu einer Migräne beitragen. 

Leidet Dein Kind regelmäßig unter Kopfschmerzen, hilft es, ein Migränetagebuch zu führen. Entspannungsverfahren wie autogenes Training können während einer Attacke den Stress und Schmerz lindern. Auch Wärme – oder Kühlanwendungen haben sich bewährt. Medikamente sollten nur gegeben werden, wenn es wirklich notwendig ist. Kinderärzte empfehlen hier Ibuprofen oder Paracetamol. Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) sollte bei Kindern erst ab 12 Jahren zum Einsatz kommen, da es sonst in seltenen Fällen zu einer schweren Erkrankung, dem sogenannten Reye-Syndrom, kommen kann. Bei mittelschweren Spannungskopfschmerzen kann Pfefferminzöl helfen, dass man auf Stirn, Schläfen und Nacken auftragen kann. In Apotheken gibt es mittlerweile handliche Minzölsticks, die man in der Tasche überall dabei haben kann und sehr leicht aufzutragen sind, ohne die Hände ölig zu machen. 

Sehschwäche überprüfen

Rund jedes zehnte Kind sieht schlecht, etwa 15% aller Kinder tragen eine Brille. Eine Augenuntersuchung und ein Sehcheck können Sehschwächen bei Kindern frühzeitig aufdecken. Leidet Dein Kind oft unter Kopfschmerzen, solltest Du auf jeden Fall einen Gang zum Augenarzt/ zu einer Augenärztin unternehmen, denn bei 60% aller Kinder bleibt eine Fehlsichtigkeit leider unentdeckt. Auffallen kann dies, wenn Kinder Gegenstände, wie z.B. einen Ball schlecht fangen, oder öfter mal daneben greifen, wenn sie einen Gegenstand nehmen wollen. Bei älteren Kindern merkt man dies, wenn sie sich beim Lesen sehr stark konzentrieren müssen und das Buch z.B. näher an das Gesicht halten. Auch die Coronapandemie hat sich negativ auf die Sehleistung von Kindern und Jugendlichen ausgewirkt, wie eine Studie in China ermittelte. Laut dieser entwickelte rund jedes fünfte Kind während der Coronapandemie eine Sehschwäche. Als Grund sieht man beispielsweise zu wenig Aufenthalt im Tageslicht und mehr Zeit vor Bildschirmen. Eine andere Studie kam zu dem Ergebnis, dass 40 Minuten Aufenthalt im Freien pro Tag sogar vor Kurzsichtigkeit schützen kann. 

Emotionaler Stress kann Kopfschmerzen verursachen

Körper und Geist sind miteinander verbunden, leidet der Körper, so leidet auch die Seele, leidet die Seele, wirkt sich dies auch auf den Körper aus. Konnten keine Ursachen für die bestehenden Kopfschmerzen eines Kindes herausgefunden werden, sollte die seelische Gesundheit und das Stressempfinden des Kindes genauer unter die Lupe genommen werden. Stress, z. B. durch Mobbing, kann sich in körperliche Symptome wie Bauchschmerzen oder auch Kopfschmerzen manifestieren. Hier gilt es, tiefere Ursachen und Konflikte auszumachen, die die Wurzel für die Schmerzen sein können. Als Elternteil kannst Du versuchen, ein behutsames Gespräch zu führen, oder Du kannst Dich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden. Auch Psycholog*innen oder Therapeut*innen, die auf Kinder und Jugendliche spezialisiert sind, können durch ihr Fachwissen oft den Kern der Ursache finden, sofern er psychischer Natur ist.  

Kopfschmerzen durch lange Konzentration
Wenn man sich lange auf ein und dieselbe Sache konzentrieren muss, kann es sein, dass es zu Kopfschmerzen kommt und es die Augen sehr anstrengt. Wenn Dein Kind am Lernen ist oder lange Hausaufgaben macht, sollte es zwischendurch eine kurze Pause von fünf Minuten machen und am besten kurz frische Luft schnappen, um das Gehirn mit neuem Sauerstoff zu versorgen. Dies macht nicht nur wach, sondern kann die Konzentration auch wieder deutlich verbessern.


Andere Erkrankungen ausschließen

Kopfschmerzen können auch Ausdruck einer anderen Erkrankung sein, z.B. können sich Störungen des Blutdrucks, aber auch fieberhafte Infekte wie Ohren-, Mandel- oder Kieferhöhlenentzündungen in Form von Kopfschmerzen zeigen. In sehr seltenen Fällen können Kopfschmerzen, die langfristig auftreten und in der Intensität immer weiter zunehmen, auf eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einen Hirntumor hinweisen. Leidet Dein Kind länger an Kopfschmerzen oder sind diese mal für einen bestimmten Zeitraum besonders stark ausgeprägt, solltest Du einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen.

Was solltest Du sonst noch beachten, wenn Dein Kind oft Kopfschmerzen hat?

  • Bei vielen Kindern werden Kopfschmerzen durch Schlafmangel oder einen unregelmäßigen Schlafrhythmus getriggert. Versuche bei Deinem Kind eine geregelte Schlafhygiene einzuführen oder gemeinsame Rituale zu etablieren.  Koffeinhaltige Getränke wie Cola oder Energydrinks sollten abends in jedem Fall unterbunden werden.
  • Kinder, vor allem Jugendliche, verbringen sehr viel Zeit vor dem Fernseher, am Handy oder am Computer. Bildschirmzeiten sollten vor allem vor dem Schlafen gehen reduziert werden, um das Risiko für Kopfschmerzen zu senken. Teils kann auch ein verspannter Nacken durch zu viel Medienkonsum die Ursache sein. 
  • Schlechte oder stickige Luft kann schlecht für die Konzentration sein und ebenfalls zu Kopfschmerzen führen. Du solltest regelmäßig lüften. Leidet Dein Kind an einer Allergie oder wohnt ihr in der Nähe einer viel befahrenen Straße, kann es helfen, einen Luftreiniger im Raum aufzustellen. Dieser filtert die Luft von Schadstoffen, die die Atemwege reizen und schlecht für die Gesundheit sein können. Reagiert Dein Kind empfindlich auf Gerüche, kann ein Luftfilter mit Ionenmodus dabei helfen, Gerüche aus der Luft zu entfernen.
  • Stressbedingter Kopfschmerz lässt sich gut durch Entspannungsübungen wie autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung lindern. Viele Krankenkassen bieten Kurse an und übernehmen sogar anteilig die Kosten.
  • Kopfschmerzen und Migräne sollten bei Kindern möglichst ohne Schmerzmittel behandelt werden, denn diese können bei regelmäßiger Einnahme sogar zur Chronifizierung von Kopfschmerzen beitragen. Wenn nötig, sollte immer ein für Kinder und Jugendliche verträgliches Mittel gewählt werden.

Referenzen:

Mingguang et al., Effect of Time Spent Outdoors at School on the Development of Myopia Among Children in China – A Randomized Clinical Trial. JAMA 314(11):1142-1148. 2015.

Stiftung Kindergesundheit.  Kopfschmerzen bei Kindern – was hilft? 2022. 

Zang X et al. Myopia incidence and lifestyle changes among school children during the COVID-19 pandemic: a population-based prospective study. British Journal of Ophthalmology. Volume 106. 2022.

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