Wie entsteht eine Mittelohrentzündung und welche Symptome treten auf?
Mittelohrentzündungen treten meist bei 90% aller Kinder unter drei Jahren auf. Bei Kindern, die die ersten drei Monate gestillt wurden, fällt das Risiko geringer aus, daran zu erkranken. Bei einer Mittelohrentzündung kommt es zu einer Entzündung im hinteren Teil des Ohres, der hinter dem Trommelfell liegt. Die Ohrtrompete, die das Mittelohr belüftet und den Druck ausgleicht, verläuft von dort bis zum Rachen. Dringen Krankheitserreger ins Ohr, schwillt die Schleimhaut dort an und eine Entzündung entsteht. Da die Ohrtrompete bei Kindern deutlich kürzer ist als bei Erwachsenen, können Bakterien (in etwa 60% der Fälle) und Viren (In etwa 40% der Fälle) schneller in den Gehörgang gelangen. Aus diesem Grund erkranken Kinder häufiger an einer Mittelohrentzündung als Erwachsene.
In der Regel treten Schmerzen im Ohr auf und eine Hörminderung kann eintreten. In manchen Fällen kann Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl dazu kommen. Kinder fassen sich meist ans Ohr und klagen über Schmerzen. Tritt eine Mittelohrentzündung bei Babys auf, ist eine gute Beobachtungsgabe gefragt, um Symptome zu deuten, da die Kleinsten sich noch nicht mitteilen können. Meist kannst Du es daran erkennen, dass Dein Baby viel schreit, wenig schläft und sich öfter mal ans Ohr fasst. Eine Mittelohrentzündung tritt meist in den Wintermonaten auf und oft in Verbindung mit einer vorangegangenen Erkältung. Kinder, die in einem Raucherhaushalt aufwachsen, haben ein höheres Risiko, eine Mittelohrentzündung zu bekommen, da die Schleimhäute durch den Rauch mehr gereizt werden.
Bei einer Mittelohrentzündung kann es zu einem eitrigen oder blutigen Ausfluss kommen. Dies tritt auf, wenn das Trommelfell leicht einreißt. Passiert dies, verringert sich in der Regel der Druck im Ohr und die Schmerzen lassen nach. Da der Riss meist sehr klein ist, heilt er grundsätzlich von selbst wieder ab. Säuberungsmittel wie Ohrenstäbchen und Co., die den Riss vergrößern könnten, sollten vor allem in dieser Zeit nicht verwendet werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Eine Mittelohrentzündung kann für Kinder sehr unangenehm und schmerzhaft sein. In der Regel lässt sie sich gut behandeln, allerdings gibt es je nach Alter verschiedene Vorgehensweisen zur Behandlung.
Bei Babys unter sechs Monaten und Kleinkindern bis zum zweiten Lebensjahr wird in den meisten Fällen und je nach Schweregrad ein Antibiotikum gegeben. Hierbei kommt es jedoch darauf an, ob die Entzündung durch Bakterien oder Viren verursacht wurde, da Antibiotika nur gegen ersteres helfen. Wird eine Antibiotikagabe (meist fünf bis sieben Tage) verordnet, sollte diese unbedingt bis zum vorgeschriebenen Zeitraum durchgehalten werden, auch wenn sich die Beschwerden währenddessen schon bessern oder ganz verschwunden sind. Wird ein Antibiotikum zu früh abgesetzt, können sich Resistenzen gegen die Bakterien bilden.
Bei Kindern ab dem zweiten Lebensjahr werden meist Medikamente gegen die Schmerzen und gegen das Fieber verordnet. Antibiotika sollten in dieser Altersriege erst zum Einsatz kommen, wenn die Beschwerden trotz Medikamente nicht besser werden. Oft wird die Gabe von abschwellenden Nasentropfen empfohlen, diese helfen dabei, die Belüftung des Mittelohres wiederherzustellen.
Wenn Du bei Deinem Kind Anzeichen einer Mittelohrentzündung entdeckst, solltest Du in jedem Fall einen Arzt/ eine Ärztin aufsuchen oder Deine Hebamme fragen. Zusätzlich zu der dort besprochenen Behandlungsweise kannst Du ein paar Dinge tun, um Deinem Kind zu helfen. Hier ein paar Tipps:
– Dein Kind sollte viel trinken, vor allem wenn es Fieber hat. Kamillentee wirkt beispielsweise entzündungshemmend. Der abgetropfte und benutzte Teebeutel kann auch gegen das Ohr gehalten werden, um die Entzündung zu lindern.
– Wissenschaftlich nicht belegt, aber in der Praxis oft erwiesen, haben sich Zwiebelsäckchen, die ans Ohr gehalten werden. Hierbei wird eine Zwiebel klein geschnitten und in ein Stofftuch gegeben und dieses mit einem Gummiband verschließen. Dieses sollte mehrmals täglich für eine halbe Stunde auf das Ohr gelegt werden. Gut befestigen kann man das Säckchen, indem man es mit einer Mütze fixiert, die das Kind trägt. Die scharfen Öle der Zwiebel wirken schleimlösend und können Schmerzen im Ohr lindern. Oft hilft es auch bei Babys, ein Zwiebelsäckchen im Schlafraum aufzuhängen. Der Geruch ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber das Zwiebelsäckchen erfüllt meist seinen Zweck.
– Studien haben ergeben, dass Muttermilch nicht nur innerlich angewendet gesundheitliche Vorteile hat, sondern auch bei der äußerlichen Anwendung punkten kann. Muttermilch enthält anti-entzündliche Wirkstoffe und kann somit auch bei einer Mittelohrentzündung Wirkung zeigen. Hierzu werden ein paar Tropfen Muttermilch in das entzündete Ohr gegeben. Diese Behandlungsweise ersetzt keinen Arztbesuch. Mehr zu dem Thema kannst Du hier nachlesen.
– Wärme durch Rotlicht hilft vielen Kindern gegen die Schmerzen. Achte hierbei darauf, dass Dein Kind nicht direkt in die Lampe schaut. Alternativ kann auch eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen warm gemacht werden.
– Dein Kind sollte mehrmals täglich inhalieren, um die Schleimhäute zu befeuchten. Gut geeignet ist ein Dampfbad mit Kamille.
– Vor allem die ersten Tage sollte sich Dein Kind schonen. Besuch und draußen toben sollte erstmal Tabu sein. Du kannst Deinem Kind die Zeit im Bett oder auf der Couch verschönern, indem Du ihm ein Buch vorliest oder ein Hörspiel anmachst. Generell tut Deinem Kind sehr viel Körperkontakt gut. Kuschel ausgiebig mit Deinem Kind und zeig ihm, dass es nicht alleine ist.
Referenzen:
National Institute for Health and Care Excellence. Otitis media (acute): antimicrobial prescribing guideline. Evidence review. 03.2018.
Otitis Media Patientenleitlinie. Wissensnetzwerk der Universität Witten/ Herdecke 2002.
Venekamp RP, Damoiseaux RA, Schilder AG. Acute otitis media in children. BMJ Clin Evid 2014: pii: 0301.