Verstehe, was das scheinbar lebensbedrohliche Ereignis (ALTE) ist, seine Ursachen, mögliche Risikofaktoren und Möglichkeiten diesen vorzubeugen.

Symptome des scheinbar lebensbedrohlichen Ereignisses

Abzugrenzen vom plötzlichen Kindstod (sudden infant death syndrome – SIDS) ist das scheinbar lebensbedrohliche Ereignis (apparent life-threatening event – ALTE). Beim ALTE kommt es häufig zu folgenden Symptomen:

  • vorübergehender Atemstillstand (Apnoe) oder unregelmäßiges Atmen,
  • das Kind wird blass oder läuft blau an,
  • das Kind scheint häufig leblos oder bewusstlos,
  • die Muskelspannung verändert sich (Muskeln können entweder viel zu sehr angespannt sein, wie z.B. verkrampfen oder viel zu locker sein, so dass das Kind leblos wirkt),
  • seltener wird beschrieben, dass das Kind würgt oder hustet.

Viele Eltern sind so sehr in Panik versetzt, dass sie versuchen, das Kind wiederzubeleben.

Wann kann das scheinbar lebensbedrohliche Ereignis auftreten

Das ALTE kann wie der plötzliche Kindstod bei Kindern unter einem Jahr auftreten. Ein wichtiger Unterschied zum plötzlichen Kindstod ist, dass es auftreten kann, wenn das Kind schläft und wenn es wach ist.

Es wird geschätzt, dass das scheinbar lebensbedrohliche Ereignis bei ca. 0,6 bis 2,5 von 1000 Kindern auftritt.

Das scheinbar lebensbedrohliche Ereignis: Mögliche Ursachen

Bei ca. 50 bis 70 % der ALTE-Fälle kann eine Ursache gefunden werden. Ist dies der Fall, wird dann nicht mehr der Begriff ALTE verwendet, sondern der Begriff der zugrundeliegenden Erkrankung.

ALTE-Symptome werden am häufigsten durch folgende Erkrankungen hervorgerufen: Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (z.B. Reflux), neurologische Erkrankungen (z.B. Krampfanfälle), Atemwegsinfekte, Erkrankungen des Hormonhaushalts, Herzerkrankungen und Kindesmissbrauch.

Ein ALTE liegt definitionsgemäß nur dann vor, wenn bei einer ausführlichen Untersuchung des Kindes keine anderen Ursachen gefunden werden. Sobald ein Kind zusätzliche Symptome wie z.B. Husten oder Fieber hat, dann handelt es sich nicht um ein ALTE.

Sofortige medizinische Hilfe notwendig

Um sofortige medizinische Hilfe zu erhalten, müssen sich Eltern sofort an den Notruf (112) wenden. Das scheinbar lebensbedrohliche Ereignis ist kein verhinderter plötzlicher Kindstod. Noch vor wenigen Jahrzehnten ging man davon aus, dass ein solches Ereignis ein plötzlicher Kindstod war, der im letzten Moment verhindert werden konnte. Nach heutigem Stand der Wissenschaft ist das jedoch nicht der Fall. Meist ist das Ereignis keine ernste Bedrohung für das Baby (das Kind muss aber auf jeden Fall sofort ärztlich untersucht und betreut werden).

Aus diesem Grund wird das Ereignis aktuell auch durch zwei Begriffe in der Fachwelt beschrieben. Seit 1986 wird die Bezeichnung ALTE (apparent life-threatening event – scheinbar lebensbedrohliches Ereignis) verwendet. In jüngerer Zeit wurde der Begriff BRUE (brief resolved unexplained event – kurzes selbstlimitierendes ungeklärtes Ereignis) von der amerikanischen Vereinigung der Kinderärzte vorgeschlagen, um einen passenderen Begriff, der nicht das Wort „lebensbedrohlich“ enthält, einzuführen.

Risiko für plötzlichen Kindstod erhöht

Auch wenn das ALTE kein verhinderter plötzlicher Kindstod ist, haben betroffene Kinder jedoch im kompletten ersten Lebensjahr ein erhöhtes Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben. Aktuelle Annahmen gehen von einem Risiko unter 3 % aus. Studien lassen vermuten, dass ca. 10 % der Kinder, die am plötzlichen Kindstod verstorben sind, zuvor auch ein ALTE hatten.

Das scheinbar lebensbedrohliche Ereignis: Heimmonitor als Therapie

Falls ein Kind das Risiko für ein ALTE oder Wiederauftreten eines ALTE hat, wird in manchen Fällen ein Heimmonitor empfohlen. Der Heimmonitor überwacht den Herzschlag (Puls) und die Atmung (u.a. Atemstillstände, Sauerstoffsättigung).

Erste-Hilfe-Kurs

Für alle Eltern ist es sinnvoll, an einem Erste-Hilfe-Kurs speziell für Kleinkinder teilzunehmen.

Gerade bei einem anscheinend lebensbedrohlichen Ereignis sind Erste-Hilfe-Kurse für Babys angeraten. Die Wiederbelebung bei Säuglingen verläuft nach leicht abgewandelten Kriterien im Vergleich zu der bei erwachsenen Personen. Ein solides Wissen über die grundlegendsten Techniken zur medizinischen Versorgung verleiht den Pflegepersonen eine gewisse Sicherheit im Umgang mit angespannten Situationen und kann während des Wartens auf den Notarzt Leben retten.

Referenzen:

Tieder J. S, et al. Brief Resolved Unexplained Events (Formerly Apparent Life-Threatening Events) and Evaluation of Lower-Risk Infants. 25.04.2016. [zitiert am 02.22.2020]. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27244835/.

Piumelli R, Davanzo R, Nassi N, et al. Apparent Life-Threatening Events (ALTE). Italian guidelines. Ital J Pediatr. 2017;43(1):111.

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