Corona bei Kindern: Meist eher milde Verläufe
Die Nase läuft, der Hals tut weh und ein Husten bahnt sich an – sind dies nur normale Erkältungssymptome oder kündigt sich eine Infektion mit SARS-Cov-2 an? Manche Schnelltests reagieren erst relativ spät oder auch gar nicht auf den Erreger, weswegen Eltern oftmals verunsichert sind, wenn ihr Kind erkrankt. Erst einmal kann man Entwarnung geben: Studien haben ergeben, dass Kinder öfter leichte Verläufe haben. Grund dafür ist das bei Kindern aktivere Immunsystem, dass Erreger schon bekämpft, bevor sie die tiefen Atemwege erreichen. Sogenannte Mustererkennungsrezeptoren in den Zellen sorgen dafür, dass Erreger frühzeitig erkannt werden und der Körper seine Abwehrstrategien erhöht. Zur Virusabwehr wird der Botenstoff Interferon in den betroffenen Bereichen aktiviert. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass vor allem am Anfang einer Coronainfektion bei Kindern mehr Interferon aktiviert wird, als bei Erwachsenen. Das Immunsystem bei Kindern reagiert somit früher und stärker auf Coronaviren.
Die meisten Kinder haben milde Symptome wie Husten, Schnupfen oder Fieber, ein Großteil ist sogar symptomlos. Innerhalb einer Corona-KiTa-Studie konnten bei 35% der infizierten Kinder zwischen null und fünf Jahren keine Symptome nachgewiesen werden. Bei etwa 65% trat mindestens ein Symptom auf. Auffällig ist eine häufigere Magen-Darm-Beteiligung als bei Erwachsenen, auch traten diese z.T. ohne jegliche Atemwegsbeschwerden auf. Mit kardialen und pulmonalen Vorerkrankungen können Kinder häufiger unter einem stärkeren Verlauf leiden, der unter Umständen behandlungsbedürftig ist. In seltenen Fällen kann es nach einer Coronainfektion bei Kindern zu einem pädiatrischen Multisystem-Entzündungssyndrom kommen, welches von den Symptomen Ähnlichkeiten zum Kawasaki-Syndrom aufweist. Es kann zu Fieber, Hautauschlag, Erbrechen und blutunterlaufenen Augen kommen. In diesen Fällen sollte sofort ein Arzt / eine Ärztin verständigt werden.
Wie kann ich mein Kind vor einer Ansteckung schützen?
Während Erwachsene mittlerweile gut vertraut mit den Hygiene- und Abstandsregelungen sind, um eine Infektion zu vermeiden, ist dies für Kinder schwieriger umzusetzen. Beim Spielen können nicht immer Abstände eingehalten werden, zudem neigen Kinder dazu, Gegenstände oder Finger in den Mund zu nehmen. Trotzdem gibt es ein paar Möglichkeiten, wie Du Das Risiko für eine Ansteckung minimieren kannst.
Neue Studien aus Italien haben ergeben, dass Säuglinge, deren Mütter positiv auf SARS-Cov-2 getestet wurden, Antikörper über die Muttermilch abgeben. Babys werden durchs Stillen somit vor einer Ansteckung oder einem schweren Verlauf geschützt. Mehr zu dieser Studie kannst Du hier nachlesen. Falls Du Corona positiv bist, kannst und solltest Du in jedem Fall weiterstillen, damit Dein Kind die wichtigen Antikörper in der Muttermilch erhält. Als Schutz, um Dein Kind nicht anzustecken, kannst Du beim Stillen einen Mundschutz tragen.
Kinder benötigen soziale Kontakte, unter Umständen sollte man diese bei hohen Fallzahlen aber etwas minimieren. Anstatt dass man Gruppentreffen mit mehreren Kindern macht, sollte man zum Beispiel nur einen Freund / eine Freundin besuchen oder Kontakte lieber draußen treffen. In Innenräumen ist das Ansteckungsrisiko deutlich höher, regelmäßiges Lüften sorgt dafür, dass feinste Tröpfchenpartikel, Aerosole, ausgetauscht werden.
Für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren, die eine Vorerkrankung haben, rät die STIKO zu einer Impfung. Ansonsten sind mittlerweile verschiedene Vakzine für Kinder ab zwölf Jahren freigegeben. Ob eine Impfung nötig ist, sollte am besten mit einem Arzt / einer Ärztin vorher besprochen werden. Mehr Informationen zu einer Impfung kannst Du hier nachlesen.
Mein Kind hat sich mit Corona angesteckt – was nun?
Vor allem durch die aktuell grassierenden ansteckenderen Varianten von SARS-Cov-2 kann es schnell zu einer Ansteckung kommen. Kinder, die positiv getestet wurden, sollten in jedem Fall zuhause in Quarantäne bleiben und keine Kontakte haben, bis sie wieder negativ sind. Ist das Kind erkrankt, sollten Elternteile wenn möglich zuhause bleiben. 2022 stehen Eltern pro 30 Krankheitstage, Alleinerziehenden 60 Tage zur Verfügung.
Die Symptome verlaufen, wie oben beschrieben, meist sehr mild. Sollte Dein Kind sich allerdings sehr unwohl fühlen oder Fieber länger bestehen, sollte ein Arzt / eine Ärztin zu Rate gezogen werden. Viele Ärzte bieten mittlerweile auch separate Corona-Sprechstunden an, in denen Erkrankte vorstellig werden können.
Referenzen:
Bundesministerium für Gesundheit. Corona bei Kindern erkennen und vorbeugen. [zuletzt zitiert am 07.10.2022]. URL: https://www.zusammengegencorona.de/covid-19/corona-bei-kindern-erkennen-und-vorbeugen/
Loske J et al. Pre activated antiviral innate immunity in the upper airways controls early SARS-Cov-2 infection in children. Nature Biology 40 2022; 319-324.
Robert Koch Institut. Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-Cov-2 und COVID-19 . [zuletzt zitiert am 06.10.2022]. URL: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html;jsessionid=D936AD715F0E65A4C0FE6F610EFAFA94.internet101?nn=13490888#doc13776792bodyText17