Je besser sich Dein Kind kognitiv entwickelt, desto erfolgreicher wird es seinen eigenen Platz in der Welt finden. Vor allem die Erziehung kann die kognitive Entwicklung stark beeinflussen.

Wie kann ich die kognitive Entwicklung meines Kindes beeinflussen?

In unserer komplexen modernen Welt, in denen der Alltag von sich ständig ändernden politischen Zusammenhängen sowie immer neuen technologischen Erfindungen geprägt ist, spielt die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten eine ganz entscheidende Rolle. So erlauben es gut entwickelte kognitive Fähigkeiten Deinem Kind, sich später einmal in seiner oder ihrer Umgebung gut zurecht zu finden und erfolgreich seinen oder ihren Platz in der Welt zu finden. Dabei kann die Erziehung und die soziale sowie physische Umgebung gerade im jungen Kindesalter die kognitive Entwicklung stark beeinflussen. 

Doch was bedeutet der etwas abstrakt klingende Begriff der kognitiven Entwicklung überhaupt? Unter kognitiven Fähigkeiten verstehen Psychologen die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen, um ein zielgerichtetes Verhalten zu ermöglichen. Somit wird die Entwicklung dieser Fähigkeiten es Deinem Kind beispielsweise ermöglichen, Kontrolle über das eigene Verhalten und die eigenen Gedanken auszuüben. Es gelingt Deinem Kind als Folge besser, sich nicht ausschließlich von Impulsen und Emotionen leiten zu lassen und stattdessen gesetzte Ziele nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Daher wird es Kindern, deren kognitive Fähigkeiten gut ausgeprägt sind, besser gelingen, auch etwas unangenehmere Aufgaben, die zunächst wenig Freude bereiten, wie beispielsweise Hausaufgaben in einem wenig geliebten Fach, zu Ende zu führen. Zudem wird es Deinem Kind durch diese Fähigkeit leichter fallen, Zusammenhänge zwischen verschiedenen Teilaspekten zu erkennen und alternative Lösungsstrategien zu finden. Dadurch wird Kindern beispielsweise das kreative Lösen auch von komplexen Aufgaben ermöglicht. Zusätzlich können ausgeprägte kognitive Fähigkeiten eine schützende Wirkung in Bezug auf die mentale und körperliche Gesundheit haben. So sind sie beispielsweise mit einem gesünderen Lebensstil verbunden. 

Die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten beginnt bereits im frühen Kindesalter. Anschließend vollzieht sie sich weiter im Laufe der Jugend und ist erst im frühen Erwachsenenalter vollständig beendet. Dabei handelt es sich gerade in der Phase der frühen Kindheit um eine sogenannte kritische Phase in der die Umgebung eine besonders große Rolle für die neuronale Entwicklung spielt. Während die Gene und biologischen Voraussetzungen natürlich einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Kognition spielen, hat also auch die soziale und physische Umgebung Deines Kindes, einschließlich der Erziehung, einen entscheidenden Einfluss. Du kannst gerade im frühen Kindesalter im Umgang mit Deinem Kind einen entscheidenden Beitrag zu dem späteren Erfolg und Wohlergehen Deines Kindes leisten. Somit spielt beispielsweise unterstützendes Verhalten, während Dein Kind versucht, die noch ungewohnte Umgebung zu verstehen, sowie der Umgang mit seinen oder ihren Bedürfnissen eine große Rolle für seine oder ihre kognitive Entwicklung. Forscher aus dem Bereich der Psychologie konnten dabei anhand von unterschiedlichen Forschungsergebnissen zahlreiche Theorien entwickeln, die Aufschluss darüber geben, wie das soziale und physische Umfeld die neuronale und somit kognitive Entwicklung von Kindern beeinflusst. 

  1. Die Bedeutung der physiologischen Gesundheit 

Das physische Wohlergehen Deines Kindes spielt eine ausschlaggebende Rolle für die neuronale- und somit auch kognitive Entwicklung. So sind beispielsweise Faktoren wie ein ausreichender Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung wichtig, damit Deinem Kind genügend Energie für tägliche Aktivitäten zur Verfügung steht, die die kognitive Entwicklung fördert. Auch wird es Deinem Kind, sollte er oder sie körperlich gesund und ausgeglichen sein, besser gelingen sich zu konzentrieren, um komplexe kognitive Tätigkeiten ausführen zu können. Beispielsweise kann ausreichender Schlaf dabei helfen, dass Dein Kind sich für längere Zeit auf eine Aufgabe konzentrieren kann. Somit kann es die relevanten Aspekte in seiner oder ihrer Umgebung ausreichend verarbeiten, wodurch diese Eindrücke im Gedächtnis gespeichert werden können.

Zudem ist eine ausreichende Nahrungsaufnahme entscheidend, damit der starke Energieverbrauch des Gehirnes in den ersten Lebensmonaten gedeckt ist. Das Gehirn von menschlichen Neugeborenen verbraucht nämlich 60% der gesamten vorhandenen Energie, und ist damit deutlich höher als der Verbrauch von Erwachsenen. Durch den hohen Energieverbrauch in diesem Zeitraum, der auch mit der rapiden Entwicklung des Gehirns einhergeht, ist das Gehirn Deines Kindes jedoch auch deutlich verwundbarer in Bezug auf Gefährdungen durch Umweltfaktoren und Entwicklungsschwierigkeiten. Daher ist es in dieser kritischen Phase besonders wichtig, dass Dein Kind den schützenden Effekt des gesunden Erziehungsverhaltens der Eltern erfährt. 

  1. Die Förderung der sensorische und motorische Entwicklung Deines Kindes 

Gerade in den ersten Lebensmonaten nimmt Dein Kind eine Vielzahl von neuen Informationen auf. Jeden Tag lernt es zahlreiche neue Wörter, Objekte, Geschmäcker und Gerüche kennen. Damit Dein Kind diese Vielfalt an Informationen, mit denen es täglich konfrontiert ist, verstehen- und einordnen kann, müssen sich zunächst einmal die physiologischen Vorgänge, die der sinnlichen Wahrnehmung zu Grunde liegen, ausreichend entwickeln. Bei dem frühen Kindesalter handelt es sich dabei um eine sensible Phase für die Entwicklung der sinnlichen Fähigkeiten. Das bedeutet, dass die Wahrnehmung sinnlicher Reize in diesem Zeitraum notwendig ist, damit sich die neuronalen Verbindungen optimal formen. Das Gehirn Deines Kindes entwickelt sich somit entsprechend seiner oder ihrer Umwelt. Zahlreiche Studien belegen dabei, dass eine komplexere, abwechslungsreiche Umgebung die neuronale Entwicklung anregen und den Ausbau der sensorischen Fähigkeiten unterstützen kann. Es ist also von Vorteil, Dein Kind viel in das alltägliche Leben einzubinden. So kann es hilfreich sein, mit Deinem Kind viel zu reden und zu spielen und Deinem Kind das Erleben möglichst vieler unterschiedlicher Erfahrungen zu ermöglichen. Studien ergaben zudem, dass verschiedene altersgerechte Spielzeuge und Bücher dabei helfen eine interessante Umgebung für dein Kind zu kreieren, die die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten unterstützt. 

  1. Deinem Kind ein Gefühl von Sicherheit geben 

Damit Dein Kind die Motivation und das Interesse entwickelt, die Welt zu entdecken und Neues zu lernen, ist es wichtig, dem Kind als Elternteil eine sichere Basis zu schaffen, von der aus es seine oder ihre Umgebung erkunden kann. So solltest Du versuchen, zu Deinem Kind eine enge Bindung aufzubauen, die von einem Gefühl von Sicherheit und Vertrauen gekennzeichnet ist. Dabei solltest Du stets aufmerksam auf das Verhalten Deines Kindes achten und verlässlich auf seine oder ihre Bedürfnisse eingehen. Zeichnet sich Dein Verhalten gegenüber Deinem Kind durch einen kontinuierlich warmen, aufmerksamen Umgang aus, wird Dein Kind darauf vertrauen können, dass es, auch wenn für eine kurze Zeit die Distanz zwischen euch etwas vergrößert ist, anschließend wieder mit Wärme und Liebe empfangen wird. Es wird also weniger Hemmungen zeigen, die Aufmerksamkeit kurzzeitig von den Eltern abzuwenden, um seine oder ihre Umgebung selbstständig zu erkunden. Somit wird es Deinem Kind ermöglicht werden neue Erfahrungen zu machen und neue Dinge kennenzulernen, wodurch die neuronale Entwicklung weiter angeregt und die kognitive Entwicklung gefördert werden kann. 

  1. Deinem Kind Freiräume bei der Erforschung der Umwelt geben 

Gerade in den ersten Lebensjahren gleichen Kindern kleinen Forschern. Alles ist neu und aufregend und muss erkundet werden. Das Erkunden seiner oder ihrer Umgebung ist dabei maßgeblich für die kognitive Entwicklung Deines Kindes. So wird das selbstständige Erforschen der Umwelt es Deinem Kind ermöglichen, die Charakteristiken, durch die sich sein oder ihr Umfeld auszeichnet, zu entdecken und Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der Umgebung zu verstehen. Dabei ist es wichtig, dem Kind innerhalb der sicheren Umgebung, die von den Eltern erschaffen wird, Freiheit zu gewähren, damit es diese selbstständig erkunden kann. Dies wird es Deinem Kind ermöglichen, die Umgebung in der eigenen Geschwindigkeit zu entdecken und somit neue Probleme selbstständig zu lösen. Somit wird zudem das Vertrauen Deines Kindes in die eigenen Fähigkeiten gestärkt, wodurch es ihm oder ihr später besser gelingen wird, Probleme selbstständig zu lösen. 

Das Gewährleisten der eigenen Autonomität in einer sicheren Umgebung kann es Deinem Kind zudem ermöglichen, die Aufmerksamkeit selbständig auf unterschiedliche Teilaspekte einer Situation zu richten. So kann er oder sie auf dem bereits vorhandenen Wissen aufbauen und eigene Ungewissheiten bezüglich einer Situation beseitigen. Dein Kind kann also so in seinem oder ihrem eigenen Tempo über die wahrgenommenen Informationen und Eindrücke nachdenken, wodurch auch die Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen und selbstständig zu reflektieren, gefördert werden kann. Anstatt dem Kind beim Spielen mit Bauklötzen vorzugeben, wie er oder sie am besten ein Haus oder einen Turm baut, wäre es beispielsweise förderlich, Dein Kind selbst mit seinem oder ihrem Spielzeug experimentieren zu lassen und dabei die Grenzen der Physik selbständig auszutesten. 

Die genetischen Voraussetzungen stellen also nicht den einzigen Faktor dar, der die kognitive Entwicklung Deines Kindes prägen kann. Die soziale und die physische Umgebung Deines Kindes, sowie das ermutigende Verhalten der Eltern in Bezug auf das Erkundungsverhalten spielen eine maßgebliche Rolle für die gesunde kognitive Entwicklung. Beispielsweise können Umweltfaktoren durch sogenannte epigenetische Mechanismen beeinflussen, zu welchem Zeitpunkt welche Gene für die Entwicklung der Gehirnstrukturen eine Rolle spielen. Dein Erziehungsverhalten kann somit einen ganz entscheidenden Einfluss auf die kognitive Entwicklung und somit auch den späteren Erfolg im sozialen, sowie beruflichen Kontext spielen. 

Hier noch einmal das Wichtigste in Kürze: 

  • Die kognitive Entwicklung spielt für den späteren Erfolg und die Gesundheit Deines Kindes eine entscheidende Rolle. 
  • Die Phase der frühen Kindheit stellt dabei eine sogenannte kritische Phase für die Entwicklung Deines Kindes dar, da in dieser Phase Umwelteinflüsse eine besonders große Rolle für die neuronale Entwicklung spielen. 
  • Die soziale und physische Umgebung Deines Kindes in diesem Lebensabschnitt hat dabei einen großen Einfluss auf seine oder ihre neuronale Entwicklung. 

Referenzen: 

Kubesch S. Exekutive Funktionen und selbstregulation neurowissenschaftliche Grundlagen und transfer in die pädagogische praxis. Bern: Hogrefe; 2016.  

Meuwissen AS, Carlson SM. Fathers matter: The role of father parenting in preschoolers’ executive function development. Journal of Experimental Child Psychology. 2015;140:1–15.  

Jirout J, LoCasale-Crouch J, Turnbull K, Gu Y, Cubides M, Garzione S, et al. How lifestyle factors affect cognitive and executive function and the ability to learn in children. Nutrients. 2019;11(8):1953. 

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