Studien zeigen, dass sich das Erlernen eines Musikinstrumentes vor allem im Kindesalter sehr förderlich auf verschiedene Gehirnprozesse auswirken kann. Doch wie motiviert man sein Kind am besten dazu, ein Musikinstrument zu lernen?

Das Erlernen eines Musikinstruments hat einen großen Einfluss auf die Gehirnentwicklung

Besonders im jungen Alter sind die Erfahrungen, die Dein Kind im täglichen Leben macht, prägend für seine Gehirnentwicklung. In dieser Zeit befindet sich das Gehirn Deines Kindes in einer sogenannten „sensiblen Phase“, in der das Gehirn „formbarer“ ist und sich neue neuronale Verbindungen zwischen unterschiedlichen Gehirnarealen schneller entwickeln. 

Ein Faktor, der Studien zur Folge, einen starken Einfluss auf die Gehirnentwicklung und somit die Entwicklung der kognitiven und sozialen Fähigkeiten Deines Kindes haben kann, ist das Erlernen eines Musikinstruments. Ein Musikinstrument zu lernen ist gerade für Kinder eine mühselige Angelegenheit. Ob auf der Geige oder am Klavier: viele, viele Stunden müssen damit verbracht werden, die immer gleichen Akkorde und Tonabfolgen zu spielen, bis es endlich gelingt, das erste eigene Stück zu spielen. Da kann ein Kind schon mal schnell die Motivation verlieren und sich dazu entscheiden, lieber einer Beschäftigung nachzugehen, die sein Interesse länger aufrechterhält und mit mehr Aufregung und direkten Erfolgen verbunden ist. Jedoch belegen zahlreiche Studien, dass sich der Aufwand, der mit dem Erlernen eines Instruments verbunden ist, lohnt. So ist das Musizieren gerade in einem sehr jungen Alter mit Vorteilen in zahlreichen unterschiedlichen Bereichen verbunden. 

Das Erlernen eines Instruments und das Praktizieren von Musik erfordert eine Vielzahl von unterschiedlichen Fähigkeiten, die auch in anderen Bereichen äußerst vorteilhaft sind. Für das Spielen eines Instruments muss beispielsweise ein symbolischer Code schnell entschlüsselt werden, in eine Bewegungsabfolge übersetzt und eine Rückmeldung, die aus den wahrgenommenen Tönen gewonnen wird, genutzt werden. Zudem müssen die Bewegungen beider Hände zu einem bestimmten Rhythmus koordiniert werden. Um eine Melodie zu spielen, muss zusätzlich ein bestimmter Ton über einen längeren Zeitraum im Gedächtnis behalten werden. Bei diesen Ansprüchen, die das Spielen eines Instruments an den Praktizierenden stellt, überrascht es nicht, dass sich das Gehirn von Menschen, die bereits als Kind musiziert haben, stark von dem Gehirn von Menschen, die als Kind nicht musiziert haben, unterscheidet. So konnten Neurowissenschaftler beispielsweise feststellen, dass das Erlernen eines Instruments die strukturellen Eigenschaften von Gehirnregionen, die beispielsweise motorische  Fähigkeiten, kognitive Fähigkeiten und rhythmische Fähigkeiten ermöglichen, positiv beeinflusst. Zudem haben Studien ergeben, dass die unterschiedlichen Gehirnregionen bei musizierenden Probanden besser vernetzt waren und eine koordinierte Aktivität zeigten. 

Wie Du die Motivation Deinem Kindes ein Musikinstrument zu erlernen, fördern kannst

Das Erlernen eines Instruments ist oft ein mühsamer Prozess. Immer wieder müssen die gleichen Tonabfolgen wiederholt werden, bis endlich ein ganzes Lied gespielt werden kann. Da können besonders kleinere Kinder häufig schon mal die Freude am Spielen verlieren und das Erlernen eines Instruments dann doch frühzeitig aufgeben. Psychologen haben jedoch herausgefunden, dass bestimmte Umstände Kindern das Erlernen eines Instruments erleichtern können. So kannst auch Du als Mutter oder Vater Deinem Kind das Erlernen eines Instruments und auch das Erlernen neuer Fähigkeiten generell erleichtern. 

Forschungen aus dem Bereich der Psychologie haben ergeben, dass die Einstellung, mit der wir an Herausforderungen herangehen, einen starken Einfluss auf unseren Lernerfolg hat. So wurde festgestellt, dass Menschen, die der Meinung sind, dass es sich bei ihren Fähigkeiten um unveränderbare Eigenschaften handelt, das Erlernen neuer Fähigkeiten schneller aufgeben. Andere Menschen nehmen hingegen eher an, dass es sich bei ihren Fähigkeiten um veränderbare Eigenschaften handelt, bei denen durch Training eine Verbesserung erzielt werden kann. Diese Einstellung führt erwiesenermaßen dazu, dass Menschen einen besseren Umgang mit Misserfolgen haben, eher Herausforderungen annehmen und auch bei erlebten Schwierigkeiten weiter ihr Ziel verfolgen. Daher wäre es vorteilhaft, Deinem Kind zu vermitteln, dass seine oder ihre Fähigkeiten durch Training verbessert werden können und weniger das Resultat von festen, unveränderbaren Charakteristiken sind. Das Erlernen einer komplexen Fähigkeit, wie das Erlernen eines Instruments, erfordert sehr viel Ausdauer und Geduld. Wenn sich Dein Kind dessen bewusst ist, dass anfängliche Misserfolge nicht auf einen Mangel an Talent, sondern eher auf einen Mangel an Übung zurückzuführen sind, wird es motivierter sein, trotz anfänglicher Schwierigkeiten das Üben nicht aufzugeben. 

Studien haben zudem ergeben, dass ein Verhalten eher gezeigt wird, wenn wir den Freiraum haben, uns selbstständig für dieses Verhalten zu entscheiden. Es kann also hilfreich sein, Deinem Kind Kontrolle über seinen oder ihren Lernprozess zu gewähren und dem Kind dennoch ein Gefühl erlebter Unterstützung und Kontrolle zu geben. Dein Kind wird dann das Ziel, ein Instrument zu erlernen mit mehr Elan und Zielstrebigkeit verfolgen, wenn er oder sie beispielsweise das zu erlernende Instrument selber auswählen kann oder Kontrolle über die zu spielenden Lieder hat. Zudem kann der Versuch, das Kind durch äußere Belohnungen oder Bestrafungen zu motivieren, den Lernprozess hindern. So kann exzessives Loben oder Bestrafen dazu beitragen, dass Kinder erlebte Erfolge und Misserfolge auf die eigenen Fähigkeiten zurückführen und somit glauben, weniger Kontrolle über die Ausprägung dieser Fähigkeiten haben zu können. Das Erlernen eines Instruments, besonders im jungen Alter, hat also viele Vorteile für die Gehirnentwicklung und auf die kognitiven Fähigkeiten später im Leben.

Referenzen:

Kausel L et al. Neural Dynamics of Improved Bimodal Attention and Working Memory in Musically Trained Children. Neuroscience 14; 2020.

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