Verstopfung bei Babys ist keine Seltenheit
Bei einer Verstopfung kommt es zu seltenem und hartem Stuhlgang, der schmerzhaft sein kann. Gerade bei Babys ist sie oft nicht direkt zu erkennen, da die Häufigkeit des Stuhlganges bei Babys vollkommen unterschiedlich ist. Während manche Babys bereits am Anfang mehrmals täglich eine volle Windel haben, kann auch zwei Wochen kein Stuhlgang auftreten. Letzteres ist kein Grund zur Beunruhigung und kann vor allem bei Säuglingen häufiger auftreten. Doch woran erkennt man nun eine Verstopfung zuverlässig?
Das wohl eindeutigste Indiz ist ein sehr fester Stuhl. Normalerweise ist dieser bei Babys sehr weich, da diese entweder gestillt oder mit flüssiger Säuglingsersatznahrung gefüttert werden. Bei einer Verstopfung ist der Stuhl sehr hart und bleibt länger aus. Das Kind wirkt unruhig, weint viel und wirkt meist appetitlos. Es kann zusätzlich zu Bauchschmerzen, Erbrechen und Blähungen kommen, in vielen Fällen ist sogar ein wenig Blut im Stuhl vorzufinden. Letzteres ist in der Regel bei einer Verstopfung nicht ungewöhnlich und kommt häufiger vor. Da das Kind mit hartem Stuhl zu kämpfen hat, kann es zu Rissen und Entzündungen rund um die Afterregion kommen.
Dauert eine Verstopfung länger an und wird nicht behandelt, kann es zu einem Darmüberlauf kommen. Diesen erkennt man daran, dass neben dem harten Stuhl auch weicher, durchfallähnlicher Kot in der Windel zu finden ist. Spätestens dann sollte dringend ein Arzt / eine Ärztin aufgesucht werden!
Ursachen für eine Verstopfung
Verstopfungen bei Babys treten recht häufig aus und machen etwa 5% der Besuchsgründe bei Kinderärzt*innen aus. Die Ursachen dafür können sehr vielfältig sein:
Ernährung
Babys, die nicht gestillt werden und mit Säuglingsersatznahrung gefüttert werden, neigen eher zu einer Verstopfung. Grund dafür ist, dass Pre- und Folgemilch schwerer verdaulich sind als Muttermilch und das Verdauungssystem von Babys gerade am Anfang noch sehr empfindlich ist. Auch die Einführung von Beikost kann sich sensibel auf die Verdauung auswirken und eine Verstopfung begünstigen, da der Darm mit neuen Lebensmitteln konfrontiert wird, auf die jedes Kind anders empfindlich reagiert. Eine Beikosteinführung kann dabei helfen, dass sich der Darm allmählich an die neuen Lebensmittel gewöhnt. Um besser nachvollzuziehen, was Dein Kind gut verträgt und was eher nicht, solltest Du nicht auf einmal mehrere neue Gemüse- oder Obstsorten anbieten, sondern immer einzeln nacheinander. Eine ballaststoffreiche Ernährung kann für die Darmmotorik förderlich sein. Stopfende Lebensmittel wie Banane oder Weißbrot können eine Verstopfung auslösen oder begünstigen, weswegen sie nur gegeben werden sollten, wenn das Kind sie auch gut verträgt.
Milchunverträglichkeit
Milch ist einer der größten Allergieauslöser bei Babys und Kleinkindern, rund drei Prozent sind gegen Kuhmilch allergisch. Eine Milchunverträglichkeit wirkt sich vor allem auf die Haut, aber auch auf den Magen-Darmtrakt aus, es kommt zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder aber einer Verstopfung. Gerade bei einer chronischen Verstopfung kann eine Milchallergie dahinterstecken. Durch den Verzicht auf Milchprodukte lässt sich feststellen, ob die Symptome sich bessern. Eine Milchunverträglichkeit ist abzugrenzen von einer Lactoseintoleranz.
Medikamente
Bei manchen Kinderkrankheiten ist es notwendig, Medikamente zu geben. Vor allem während der Gabe von Antibiotika kann es zu einer Verstopfung kommen, da die Darmflora durch die Medikamente leicht aus dem Gleichgewicht gerät.
Veränderungen und Stress
Gerade Babys können sehr sensibel auf neue oder ungewohnte Reize reagieren. Veränderungen, wie beispielsweise ein Umzug oder die Geburt eines Geschwisterchens können zu Stress führen, der sich auf den Magen-Darmtrakt auswirken kann. Vor allem High-Need-Babys können schnell von neuen oder vielen Reizen überfordert sein und schnell unter Stress geraten. Wenn Du merkst, dass Dein Kind unter Stress steht, solltest Du versuchen, so viel Ruhe wie möglich in den Alltag zu bringen und die Umgebung möglichst reizarm zu gestalten.
Wie wird eine Verstopfung behandelt?
In der Regel ist eine Verstopfung sehr gut behandelbar, nicht immer ist sofort ein Gang zum Arzt notwendig. Folgende Tipps können helfen, eine Verstopfung zu lösen:
- Oftmals reicht schon eine Ernährungsumstellung, um Symptome zu lindern. Zusätzlich kannst Du Dein Kind zu Bewegung animieren.
- Krabbeln oder das Bewegen der Beinchen, wenn Dein Baby auf dem Rücken liegt, kann die Verdauung anregen. Auch kann eine sanfte Bauchmassage im Uhrzeigersinnwahre Wunder wirken und Schmerzen lindern. Wärme in Form von einem Kirschkernkissen oder einer Wärmflasche hilft dabei, den Bauch zu entkrampfen.
- Viel Flüssigkeit hilft ebenfalls, um den Stuhl feucht zu halten. Isst Dein Kind schon Beikost, kannst Du ihm zusätzlich stilles Wasser oder ungesüßten Tee anbieten, empfehlenswert sind 200 ml zusätzlich zu den Mahlzeiten.
- Da die Haut rund um die Analregion sehr gereizt werden und sogar einreißen kann, kann Salbe mit Panthenol helfen
- Schmerzen bei der Darmentleerung kann vor allem bei Kleinkindern dazu führen, dass sie Angst vor dem vor dem Toilettengang entwickeln und den Stuhlgang zurückhalten, was wiederum zu einer Verstopfung führt. Ein gutes und sanftes Toilettentraining kann nicht nur bei der Sauberkeitserziehung helfen, sondern auch dabei, dass Kinder den Toilettengang wieder positiv verknüpfen.
- Versuche, Dein Kind ohne Windel jeden Morgen und wenn Du Anzeichen einer Verstopfung siehst, abzuhalten.
- Probiotika, die die natürlichen Darmbakterien unterstützen, helfen gerade bei einer Antibiotikabehandlung.
- Kümmelzäpfchen können als pflanzliches Produkt helfen, dass der Stuhlgang leichter abgesetzt werden kann.
- Helfen die hier vorgestellten Maßnahmen nicht, verschreibt der Arzt / die Ärztin meist stuhlregulierende Medikamente, die Wasser im Darm halten und den Stuhl so befeuchten.
Generell sind die Beschwerden einer Verstopfung nur von kurzer Dauer und verschwinden meist durch eine oder mehrere der oben vorgestellten Maßnahmen. Wenn Du dir unsicher bist oder merkst, dass Dein Kind Schmerzen hat, solltest Du dir immer eine ärztliche Meinung einholen oder Deine Hebamme fragen.
Referenzen:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die Verdauung bei Säuglingen. [zuletzt zitiert am 15.11.2023].
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/verdauung/
Voitl P. Obstipation im Kindesalter. Paediatr. Peadolog 2019; 54: 114 – 117.