Muttermilch ist die gesündeste Art, Babys zu ernähren. Leider kann aus unterschiedlichen Gründen nicht jede Mutter ihr Kind stillen. Um andere Mütter zu unterstützen und ihnen den Zugang zu gesunder Muttermilch zu ermöglichen, gibt es die Möglichkeit, Muttermilch zu spenden.

Muttermilch spenden: Frühgeborene sind oft auf gespendete Muttermilch angewiesen

Jeder von uns hat vielleicht schon mal Kleidung oder Geld an eine Hilfsorganisation gespendet. Allerdings kann man auch mit einer anderen Gabe gezielt Mütter unterstützen: Mit der Spende von Muttermilch. Leider hat nicht jede Mutter die Möglichkeit, ihr Kind zu stillen. Gründe dafür können beispielsweise eine Erkrankung, die Einnahme von Medikamenten oder eine Frühgeburt sein. Bei Letzterem setzt die Milchbildung oftmals durch den Stress später ein, sodass Säuglinge nicht mit der wertvollen Erstmilch, Kolostrum genannt, versorgt werden können. Kolostrum ist so wertvoll für die Gesundheit eines Neugeborenen, da es viele wichtige immunmodulierende Proteine und eine hohe Konzentration an Vitamin A, Vitamin E und Mineralstoffen aufweist. Zudem sorgen die im Kolostrum enthaltenen Beta-Endorphine dafür, dass Babys den Stress nach der Geburt schneller verarbeiten und sich nach dem Stillen schneller wohlfühlen. Studien haben zudem erwiesen, dass sich Muttermilch besonders positiv auf die Darmflora von Babys auswirkt, was wiederum essentiell für ein funktionierendes Immunsystem ist. Pasteurisierte Spendermilch kann Kindern, die keinen Zugang zu Muttermilch haben, helfen, trotzdem einen gesunden Start ins Leben zu haben und von den gesundheitsfördernden und protektiven Inhaltsstoffen von Muttermilch zu profitieren.

Wo und wie kann ich Muttermilch spenden?

In Deutschland gibt es derzeit über 30 Anlaufstellen zur Muttermilchspende (Stand 2022), sogenannte Frauenmilchbanken. Meist sind diese direkt an eine Klinik angeschlossen. Dort wird die gespendete Muttermilch gesammelt, untersucht, gelagert und anschließend an Frühgeborene oder kranke Neugeborene verteilt. Spenden kann jede gesunde Mutter, die einen Milchüberschuss hat und deren Baby noch nicht älter ist als sechs Monate. Manche Kliniken nehmen Muttermilch nur bis zum dritten oder vierten Monat an. Der Grund ist, dass Muttermilch sich stetig verändert und an die Bedürfnisse des Kindes genau angepasst ist. Damit vor allem Frühchen von der Muttermilch profitieren können, sollte sie vor allem die Anfangsstoffe enthalten, die für die Ausbildung des Immunsystems wichtig sind. Hier kannst Du im Detail die verschiedenen Phasen der Muttermilchentwicklung nochmal nachlesen.

Möchtest Du Muttermilch spenden, wirst Du in der Regel dazu aufgefordert, Dich mittels Blutuntersuchung auf Infektionen hin untersuchen zu lassen. Zudem wird eine ausführliche Anamnese gemacht, um zu gewährleisten, dass die Milch, die ein Kind erhalten soll, sicher ist. In der Regel stellt die Klinik sterile und etikettierte Fläschchen und oftmals auch eine Milchpumpe zur Verfügung und holt die Spendermilch bei Dir zuhause ab, diese muss nach dem Abpumpen sofort eingefroren werden. Die gespendete Milch wird anschließend pasteurisiert, um alle Bakterien zu vernichten und an die Babys verteilt, die sie benötigen. Da Frühchen oftmals noch Probleme mit dem Schlucken haben, wird die Spendermilch meistens via Magensonde verabreicht. Die Versorgung mit Spendermilch beläuft sich pro Baby meist auf fünf bis zehn Tage nach der Geburt, bis die Mutter genug eigene Milch zur Verfügung hat.

Über die Datenbank der Initiative Frauenmilchbank, können Mütter einsehen, wo in ihrer Nähe sie Muttermilch spenden können. Auch über die European Milk Bank Association (EMBA) findest Du hilfreiche Informationen und Adressen. Ist eine Klinik in der Nähe ausgewählt, sollten Mütter zunächst Kontakt mit der Klinik aufnehmen, ob diese zurzeit Muttermilchspenden annehmen. Auch über Perinatalzentren kann angefragt werden, ob diese derzeit Spenden annehmen. In der Regel sind Spenden jedoch oft willkommen, denn jährlich kommen etwa 9300 Frühchen auf die Welt. Sind nicht genug Muttermilchspenden vorhanden, werden Babys mit Säuglingsersatznahrung ernährt. Diese ist zwar in keinem Fall schlecht, jedoch enthält industriell hergestellte Säuglingsnahrung nicht die gleichen wertvollen Inhaltsstoffe wie Muttermilch. Letztere ist zudem das beste Mittel gegen die Darmkrankheit nekrotisierende Enterokolitis (kurz NEK), an der knapp drei Prozent aller Frühchen erkranken. Rund die Hälfte bis ein Drittel aller erkrankten Babys sterben sogar daran, Überlebende haben oftmals mit lebenslangen Einschränkungen zu kämpfen. Eine Versorgung mit Muttermilch senkt das Risiko, an NEK zu erkranken.

Muttermilch spenden: Finger weg von sogenannten Tauschbörsen

Mittlerweile kann man Muttermilch sogar im Internet über sogenannte Tauschbörsen kaufen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. warnt allerdings vor solchen Muttermilchbörsen, da hier nicht, wie in den Kliniken, eine Gesundheitskontrolle der Milch erfolgt. Auch ein fachgerechter Transport kann hier nicht unbedingt gewährleistet werden, denn Muttermilch bedarf einer speziellen Lagerung.

Das Angebot an Milchbanken wächst allmählich wieder an. Durch mehr Spenden wird nicht nur der Bedarf an mehr flächendeckenden Zentren deutlich, sondern mehr Kindern, die darauf angewiesen sind, kann auch geholfen werden. Falls Du Interesse daran hast, Deine Milch zu spenden, kannst Du dich an die hier erwähnten Anlaufstellen wenden. 

Referenzen:

Bertino et al. Benefits of donor milk in the feeding of pretern infants. Early Human Development 2013; 2: 3-6. DOI: 10.1016/j.earlhumdev.2013.07.008

Pressemeldung des Berufsverbandes Kinder- und Jugendärzte e.V. Kinder und Jugendärzte warnen vor Muttermilchbörsen. 2014.[zuletzt zitiert am 02.08.2022]. URL: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/kinder-und-jugendaerzte-warnen-vor-muttermilchboersen/

Richter E. Wie gespendete Milch Frühchen bessere Chancen geben kann. Geo 2021. [zuletzt zitiert am 02.08.2022]. URL: https://www.geo.de/wissen/gesundheit/muttermilchbanken–wie-spendermilch-fruehchen-hilft-30434256.html

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