Das Schlafverhalten Deines Kindes erkennen
Wird Dein Kind ständig wach und kann ohne die Brust oder Flasche einfach nicht mehr einschlafen? Schlafen statt schreien wäre Dein größter Wunsch? Du bist mit diesem Problem nicht alleine, denn für viele Eltern ist das Schlafverhalten ihres Kindes eine kleine Herausforderung: Viele Eltern sind unschlüssig, wie sie ihrem Kind ein besseres Durchschlafen antrainieren können. Soll ich das Kind mal schreien lassen? Soll ich die ganze Nacht wach bleiben, damit mein Kind beruhigt ist, aber selbst kaum bis gar nicht schlafen? Fakt ist: Wenig Schlaf kann sich sehr negativ auf die Lebensqualität auswirken und ist kein Dauerzustand. Ob Zahnen, Krankheit oder Wachstumsschübe beim Kind: Für unruhige Nächte und Schlafprobleme kann es viele Gründe geben.
Die kanadische Familienberaterin Elizabeth Pantley hat in ihrem Buch „Schlafen statt schreien: Das liebevolle Einschlafbuch“ ein sanftes Schlafprogramm für Kinder entwickelt, dass die Bedürfnisse des Kindes und der Eltern berücksichtigt. Ein 10-Punkte-Plan dient Eltern als Orientierung und Hilfestellung. Die wichtigste Komponente dabei: Geduld! Jedes Kind ist anders und findet aus unterschiedlichen Gründen besser oder schlechter in den Schlaf. Auch wenn in Testphasen der Pantley-Methode bereits nach 20 Tagen über die Hälfte der Kinder durchschliefen (hier sind aus medizinischer Sicht mindestens fünf Stunden ununterbrochener Schlaf gemeint), gibt es keinen Garant dafür, dass Dein Kind ebenfalls schnell durchschläft. Wichtig ist zudem, nur die Punkte umzusetzen, bei denen Du dich auch wohlfühlst.
Schlafen statt schreien: Das 10-Punkte Programm nach Elizabeth Pantley:
Schritt 1: Mache einen Sicherheitscheck
Hier solltest Du die Schlafumgebung Deines Kindes ordentlich auf den Prüfstand stellen: Erfüllt die Matratze alle wichtigen Kriterien? Schläft das Kind in Rückenlage? Sind Gegenstände im Bett vorhanden (schwere Decke etc.), die das Baby unter sich begraben könnten? Haben Haustiere Zugang zur Schlafumgebung des Kindes? Gibt es Gefahrenquellen oder Störfaktoren im Kinderzimmer oder der Schlafumgebung? Schau dir alles genau an und überlege, wie Du die Schlafumgebung Deines Kindes eventuell noch verbessern kannst.
Schritt 2: Schlaf verstehen
Schlaf ist nicht gleich Schlaf, und es lohnt sich, die Mechanismen dahinter zu verstehen. Das Schlafbedürfnis bei Babys und Kleinkindern ist größer als bei Erwachsenen und die Länge der Schlafphasen unterscheidet sich bei Kindern ebenfalls. In unserem Artikel „Gesunde Entwicklung des Babyschlafes“ bekommst Du einen genauen Überblick über das Schlafverhalten und die Schlafphasen Deines Kindes.
Schritt 3: Entwickle ein individuelles Schlafprotokoll
Hier solltest Du das Schlafverhalten Deines Kindes ganz genau unter die Lupe nehmen. Wann schläft Dein Kind am Tag und wie lange? In welcher Position schläft es ein? Wie oft wird es wach? Gibt es Einschlafrituale, die beim Einschlafen helfen können? Wann ist die längste Schlafphase?
Sei hier so genau wie möglich und beobachte das Schlafverhalten Deines Kindes ein paar Tage. Oft lassen sich daraus schon wichtige Schlüsse treffen: Schläft Dein Kind tagsüber viel und wird erst spät müde, kann es sein, dass es tagsüber beispielsweise zu viel schläft. Schläft es an ruhigen Tagen besser als an Tagen, an denen Besuch oder Ausflüge anstanden, kann es unter Reizüberflutung leiden.
Schritt 4: Auswahl der besten Schlaflösungen
Du hast Dein Kind die letzte Zeit ausgiebig beobachtet und alles haarklein notiert und kennst sein Verhalten praktisch im Schlaf auswendig. Nun geht es daran, das Protokoll auszuwerten und für Dein Kind die richtige Schlaflösung zu finden. Elizabeth Pantley bietet in ihrem Buch viele Vorschläge, von denen Du dir die aussuchen kannst, die am besten zu euch als Familie passen. Hier sind beispielsweise die besten Einschlafrituale, die Deinem Kind in den Schlaf helfen können.
Schritt 5: Individuellen Schlafplan erstellen
Bei diesem Punkt geht es in erster Linie darum, einen aus der Schlafanalyse Deines Kindes und einer Auswahl an Schlaflösungen einen individuellen Plan zu entwickeln. Man könnte diesen auch als eine Art Entwöhnungsplan ansehen, da manche Gewohnheiten Dein Kind eher vom Schlafen abhalten oder es aus dem Schlaf reißen können. Schläft ein Kind beispielsweise nur mit Schnuller im Mund ein, wacht es unter Umständen immer wieder auf, wenn dieser aus dem Mund fällt. Dieser Punkt ist auch wichtig, wenn Du beispielsweise das Einschlafstillen langsam abgewöhnen möchtest und Dein Kind nur mit Brust (wieder) einschlafen kann.
Auch das Ein- und Weiterschlafen im eigenen Bett ist ein Punkt, der Schritt für Schritt gelernt werden muss. Ist Dein Kind krank und braucht besondere Zuwendung und Nähe, dann solltest Du diesen Schritt allerdings erstmal weglassen.
Pantley gibt hier in ihrem Buch viele wichtige Anregungen, wie man Kinder sanft von verschiedenen Gewohnheiten entwöhnen kann, um einen besseren und tieferen Schlaf zu ermöglichen, allerdings muss man diese Gewohnheiten als solche erstmal entlarven. Hier gilt aber auch, dass Du nur umsetzen solltest, wobei Du ein gutes Gefühl hast.
Schritt 6: Halte dich zehn Tage an den Plan
Du hast die Schlafgewohnheiten Deines Kindes analysiert und dir nun einen individuellen Schlafplan erstellt. Versuche diesen nun zehn Tage umzusetzen. Lass dich nicht entmutigen, falls mal etwas nicht so gut klappen sollte und bleib am Ball. Auch solltest Du nicht zu vorschnell von langfristigen Erfolgen ausgehen, wenn es eine Nacht besonders gut klappt. Für Dein Kind ist es ein neuer Prozess, an den es sich erstmal gewöhnen muss, die Schlafqualität kann von Tag zu Tag schwanken.
Schritt 7: Zehn-Tage-Protokoll erstellen
Die zehn Tage sind vergangen: Jetzt ist es Zeit die letzten zehn Tage zu bewerten: Was hat gut geklappt, was hat gar nicht funktioniert? Wie ist das Schlafverhalten Deines Kindes im Moment? Schreibe dir alles so detailliert wie möglich auf!
Schritt 8: Fortschritte analysieren
Du hast nun zwei Protokolle: Eins, dass Du ganz am Anfang erstellt hast und eins, nach zehn Tagen. Schau dir beide Protokolle ganz genau an und sieh, welche Unterschiede Du festmachen kannst. Was hat sich verändert? Was hat sich verbessert oder verschlechtert? Wie konsequent hast Du die Pläne verfolgt?
Eventuell wirst Du hier schon ein paar (Teil-)Erfolge sehen, was zeigt, dass Du schon viel richtig gemacht und gut umgesetzt hast! Wenn Du bisher keine Erfolge siehst, solltest Du dir nochmal genau Deine Protokolle anschauen und überlegen, was Du noch verbessern könntest und ob Du wirklich konsequent hinter allen Maßnahmen stehst, die Du umgesetzt hast.
Schritt 9: Schlafplan zehn weitere Tage fortsetzen
Setze nun den Schlafplan erneut für zehn Tage um. Hier ist wichtig, dass Du dich selbst und Deinen Schlaf auch nicht aus dem Fokus verlierst. Damit Du dich gut um Dein Kind kümmern kannst, brauchst Du selbst Energie! Sieh Deinen Schlaf also auch als Priorität an, ohne Dein Kind zu vernachlässigen. Wenn Du mit Deiner Kraft am Ende bist und keine Energie mehr hast, rät Pantley, das Kind auch mal schreien zu lassen. Dies sollte aber eher eine Ausnahme und nicht die Regel sein! Du solltest in jedem Fall in der Nähe Deines Kindes sein und es z.B. auf den Arm nehmen und mit Deiner Stimme beruhigen.
Schritt 10: Erfolge analysieren und Plan alle zehn Tage anpassen
Du hast dich wieder sehr intensiv mit dem jetzigen Schlafverhalten Deines Kindes auseinandergesetzt, viel Arbeit investiert, die sich vielleicht schon am ein oder anderen Punkt erfolgreich zeigt. Noch ist aber keine Zeit, sich zurückzulehnen! Willst Du langfristig Verbesserungen beim Schlaf Deines Kindes erzielen, solltest Du den Stift nochmal genau ansetzen: Was hat in den letzten zehn Tagen wieder besonders gut geklappt, was nicht? Wie war Deine mentale Verfassung dabei? Gab es irgendwelche Veränderungen?
Versuche alle zehn Tage ein Resümee zu ziehen und ein Schlafprotokoll zu erstellen. Dies machst Du so lange, bis das Schlafen immer besser klappt. Natürlich bedarf dies viel Geduld und auch Arbeit, aber diese wird sich auszahlen. Durch Pantleys Methode konnten viele Leser und Leserinnen von Erfolgen berichten. Wichtig ist, dass Du den Schlafplan konsequent durchziehst und nicht alles sofort abbrichst, wenn es mal Rückschläge gibt. Wenn Du mitten im Schlaftraining beispielsweise mit Deinem Kind in den Urlaub fliegst, ist da eine neue Umgebung, die es aus seiner Schlafroutine reißen kann. Auch Krankheit oder neue Situationen (z.B. ein Umzug oder ein Geschwisterchen) können alles erstmal etwas durcheinanderbringen. Bleib hier unbedingt am Ball und akzeptiere diese Rückschläge, denn auch aus diesen kann man viel lernen.
Referenzen:
Elizabeth Pantley. Schlafen statt schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Programm für ruhige Nächte. Stuttgart: Trias. 2009.