Im Mutterleib bekommt das Ungeborene bereits viel vom Geschehen außerhalb des Bauches der Mutter mit. Ob es bereits hören kann, was außerhalb des Bauches vor sich geht? Erfahre hier mehr über die Sinnesentwicklung Deines Kindes.

Wie Dein Baby die Zeit vor der Geburt erlebt

Es gleicht einem kleinen Wunder, dass in Deinem Bauch ein Kind aus einer einzelnen befruchteten Eizelle entsteht und sich ganz allmählich zu einem kleinen Menschen entwickelt. Über die Monate vor der Geburt entwickelt Dein Baby Augen, Ohren, eine Nase sowie vier Gliedmaßen. Ab etwa der 16. Schwangerschaftswoche, beginnt ein aufregender Moment: Du kannst die ersten sanften Bewegungen Deines Babys spüren!

Dein Baby reagiert auf bestimmte Reize mit teilweise heftigen Bewegungen und es scheint fast so, als ob es versuchen würde, mit Dir zu kommunizieren, um am Geschehen außerhalb Deines Bauches teilzunehmen. Zudem sind Gerüchte allgegenwärtig, dass eine positive Entwicklung durch bestimmte äußere Reize, wie zum Beispiel durch klassische Musik, gefördert werden kann. Natürlich kommt da die Frage auf, was das Baby wirklich von dem Geschehen außerhalb des Bauches der Mutter mitbekommt. Wie erlebt das Baby die Zeit im Bauch der Mutter vor der Geburt? Kann es bereits hören, was außerhalb des Bauches vor sich geht? Ab wann kann es riechen, schmecken und fühlen? Und kannst Du mit dem Wissen darüber, wie sich die Sinneswahrnehmung entwickelt, einen positiven Beitrag zu der Entwicklung Deines Kindes schon während der Schwangerschaft leisten?

Was Dein Baby spürt

In der fetalen Phase, ab etwa der elften Woche, beginnt Dein Baby, sich aktiv zu bewegen. Sobald das Baby fähig ist, eigenständig Bewegungen auszuführen, kann es auf der Haut die durch die eigenen Bewegungen ausgelösten Stimulierungen spüren. Im Bauch der Mutter umschließt das Baby zum Beispiel nun mit der Hand die Nabelschnur, reibt sich über das Gesicht oder lutscht an seinem Daumen. Die durch diese Bewegungen ausgelösten Reize nimmt es dabei auf der Haut wahr. Zudem ist auch die Entwicklung des Gleichgewichtssinnes bereits vor der Geburt vorhanden. So beginnt dein Baby etwa gegen Ende der Schwangerschaft, auf die Bewegungen der Mutter (z.B. Schaukelbewegungen) zu reagieren und das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Was Dein Baby riecht

Neuere Forschungen haben ergeben, dass Dein Baby sogar schon riechen kann, während es noch in Deinem Mutterleib ist. Ab der achten Schwangerschaftswoche sind Nase und Mund des Babys fast vollständig ausgebildet. Etwas später, ab etwa der zehnten Schwangerschaftswoche, entwickelt das Baby dann die Fähigkeit zu atmen. Da sich Gerüche erwiesenermaßen auch in Flüssigkeiten ausbreiten können, ist es Deinem Baby möglich, die im Fruchtwasser enthaltenen Aromen wahrzunehmen. Wenn das Baby einatmet, erreicht das Fruchtwasser die Rezeptoren. Dies sind spezielle Zellen, die für die Umwandlung der äußeren Reize in wahrgenommene Gerüche zuständig sind. Die Fähigkeit, schon während der Schwangerschaft Gerüche wahrnehmen zu können, ist relevant für die Zeit nach der Geburt und führt dazu, dass Dein Baby eine natürliche Vorliebe für Muttermilch entwickelt.

Der Geruch des Fruchtwassers, ebenso wie der der Muttermilch, spiegelt die Gerüche der Nahrungsmittel, die die Mutter während der Schwangerschaft konsumiert hat, wider. Deinem Baby sind somit die in der Muttermilch enthaltenen Aromen bekannt, da es diese schon während der Schwangerschaft über das Fruchtwasser wahrgenommen hat. Dies führt dazu, dass es sich automatisch zu dem Geruch von Muttermilch hingezogen fühlt.

Was Dein Baby schmeckt

Schon während der Schwangerschaft kann Dein Kind die im Fruchtwasser enthaltenen Aromen schmecken. Ab etwa der siebten oder achten Woche der Schwangerschaftswoche beginnt das Baby, Zellen zu entwickeln, die für das Erleben von unterschiedlichen Geschmacksrichtungen verantwortlich sind. Nach etwa 13 Wochen sind dann vollständig entwickelte Geschmacksknospen vorhanden. Somit ist das Baby zu diesem Zeitpunkt fähig, die in dem Fruchtwasser enthaltenen Geschmacksrichtungen wahrzunehmen. Darüber hinaus belegen Studien, dass das Baby schon vor der Geburt bestimmte Aromen, zum Beispiel jene die durch einen süßlichen Geschmack gekennzeichnet sind, anderen vorzieht. So konsumieren Babys, wenn in das Fruchtwasser Süßstoff injiziert wurde, höhere Mengen des Fruchtwassers.

Während der Schwangerschaft entwickelt Dein Baby Präferenzen für häufig wahrgenommene Geschmäcker

Zudem präferiert Dein Baby nicht nur bestimmte Aromen während der Schwangerschaft gegenüber anderen, es kann sich auch nach der Schwangerschaft an die während der Schwangerschaft wahrgenommenen Geschmacksrichtungen erinnern. Dabei ziehen Neugeborene, die während der Schwangerschaft häufig geschmeckten Aromen vor. So wird Dein Baby die Aromen, die zu hohem Maße im Fruchtwasser enthalten waren, da die Mutter die entsprechenden Lebensmittel häufig gegessen hat, den Aromen, die es nicht während der Schwangerschaft geschmeckt hat, vorziehen. Es konnte zum Beispiel belegt werden, dass Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft häufig Karottensaft konsumieren, als Neugeborene lieber Müsli essen, das mit Karottensaft zubereitet wurde. Dies deutet darauf hin, dass die während der Schwangerschaft erlebten Geschmäcker die Geschmacksvorlieben Deines Babys nach der Geburt bestimmen können.

Du kannst mit der Wahl Deiner Mahlzeiten während der Schwangerschaft die spätere Ernährungsweise Deines Kindes beeinflussen

Jedoch deuten Studien auch daraufhin, dass die Entwicklung einer Geschmackspräferenz des Babys während der Schwangerschaft geprägt werden kann. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft viel Fast Food konsumiert, kann auch das Kind eine Vorliebe für eben diese Lebensmittel entwickeln. Kommen bei der Mutter während der Schwangerschaft also eher Pommes und Burger, statt Salat und Gemüse auf den Teller, könnte dies dazu führen, dass auch das Kind eher dazu geneigt ist, diese Lebensmittel einer gesunden Mahlzeit vorzuziehen. Ein gesunder Ernährungsstil in der Schwangerschaft ist deswegen empfehlenswert.

Lebensmittel, die als Fast Food bezeichnet werden, weisen einen hohen Energiegehalt sowie einen hohen Anteil von Fett, Zucker und Salz auf. Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Prävention von Krankheiten. Der Nährstoffgehalt, der mit Fast Food verbunden ist, kann die Gesundheit auf Dauer stark beeinträchtigen. Du kannst also bereits während der Schwangerschaft mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung die Basis für eine gesunde Ernährungsweise und Gesundheit Deines Kindes nach der Geburt legen.

Was Dein Baby hört

Zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche besitzt Dein Baby ein vollständig entwickeltes Gehörsystem. Von nun an ist das Baby fähig, auf die wahrgenommenen auditiven Reize zu reagieren. Da es sich im Leib der Mutter befindet, kann das Baby die Geräusche der Organe der Mutter vernehmen; es hört ihren Herzschlag, das Rauschen des Blutes in ihren Venen, ihren Atem und sogar ihr Verdauungssystem. Zudem kann Dein Baby, obwohl es von der Plazenta umgeben ist, die Stimmen der Menschen vernehmen, die Dich umgeben. Besonders interessant ist es für Dein Baby, den Klang Deiner Stimme zu hören, da dieser ständig präsent ist und sehr laut vernommen wird. So beginnt es, sich an die charakteristische Stimmlage und den Rhythmus Deiner Stimme zu gewöhnen.

Mit der fortschreitenden Entwicklung des Gehirns, beginnt sich Dein Baby an die wahrgenommenen Geräusche zu erinnern

Allmählich, im Laufe der Schwangerschaft, zwischen der 28. und 36. Woche ist das Gehirn Deines Babys so weit entwickelt, dass es häufig wahrgenommene Geräusche im Gedächtnis speichern und sich an diese erinnern kann. Es kann sich zum Beispiel an den Klang der Stimme seiner Mutter erinnern und ihre Stimme von der einer anderen Frau unterscheiden. So lässt sich, wenn Dein Baby Deine Stimme hört, aber nicht, wenn es die Stimme einer anderen Frau vernimmt, ein erhöhter Herzschlag bei Deinem Baby feststellen. Auch nach der Geburt erinnert sich Dein Baby an den Klang Deiner Stimme und hört lieber Deine Stimme als die einer anderen Frau. Scheue Dich also nicht, mit deinem Baby zu reden, denn dadurch, dass es häufig Deine Stimme hört, gewöhnt es sich an ihren Klang.

Zudem kann sich Dein Baby nach der Geburt nicht nur an häufig während der Schwangerschaft wahrgenommene Stimmen erinnern, sondern sogar an die Geschichten, die die Mutter ihm oder ihr während der Schwangerschaft vorgelesen hat. So belegt zum Beispiel eine Studie, dass sich Babys, denen während der letzten sechs Wochen der Schwangerschaft zwei Mal wöchentlich eine Geschichte vorgelesen wurde, an diese Geschichte erinnern konnten, wenn sie ihnen nach der Geburt erneut vorgelesen wurde. Jedoch ist das Baby zu diesem Zeitpunkt seiner Entwicklung noch nicht fähig, den Inhalt der vorgelesenen Worte zu verstehen, sondern kann lediglich den Rhythmus der vorgelesenen Geschichte ausmachen. Auch an den Rhythmus der Sprache, die das Baby vor der Geburt hört, kann es sich nach der Geburt erinnern und bevorzugt diesen gegenüber dem Rhythmus einer anderen Sprache.

Auch den Klang von Musik können Babys schon in der Schwangerschaft ausmachen und scheinen diesen zu genießen. So konnte bei Babys, wenn sie Musik über einen Kopfhörer hörten, der auf dem Bauch der Mutter platziert wurde, ein erhöhter Herzschlag festgestellt werden. Darüber hinaus führte das Hören der Musik dazu, dass sich das Baby verstärkt im Bauch der Mutter bewegte.

Auch wenn Dein Baby durch das Fruchtwasser und die Plazenta von seiner Außenwelt abgeschirmt ist, bekommt es durchaus bis zu einem gewissen Grad – abhängig von seinem Entwicklungsstadium – mit, was um Dich herum passiert und reagiert darauf. Allerdings haben Strategien in diesem frühen Stadium, die darauf abzielen, die Intelligenz des Babys zu fördern, zum Beispiel durch Vorspielen klassischer Musik oder durch Vortragen faktischen Wissens, noch keinen Effekt, da das Baby noch nicht ausreichend entwickelt ist, um die Inhalte zu verstehen.

Dennoch ist es ein aufregender Gedanke, dass Du auch während der Schwangerschaft, wenn auch nur in einem eingeschränkten Maße, mit Deinem Baby in Kontakt treten und kommunizieren kannst. Somit kannst Du, indem Du die Sinneseindrücke Deines Babys modifizierst, schon während der Schwangerschaft einen Beitrag dazu leisten, dass Dein Kind auf das Leben außerhalb des Mutterleibes vorbereitet ist.

Hier noch einmal das Wichtigste im Überblick:

  • Im Verlauf der Schwangerschaft bilden sich die Sinnesorgane des Kindes immer weiter aus.
  • Je nachdem, in welchem Entwicklungsstadium sich Dein Kind befindet, ist es schon im Bauch der Mutter fähig zu spüren, zu schmecken, zu hören und sogar zu riechen.
  • Sobald das Gehirn des Kindes ausreichend entwickelt ist, kann es die Sinneseindrücke im Gedächtnis speichern, so dass die im Bauch der Mutter wahrgenommenen Reize sogar die Vorlieben des Kindes nach der Geburt beeinflussen.

Referenzen

Bayol S, Farrington S, Stickland N. A maternal ‘junk food’ diet in pregnancy and lactation promotes an exacerbated taste for ‘junk food’ and a greater propensity for obesity in rat offspring. British Journal of Nutrition 2007; 98(4): 843-851.

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