Bei einer Tränenwegsstenose sind die Tränenwege verengt oder ganz verschlossen („Stenose“ = Verengung). Hier erfährst Du, welche Symptome auftreten und wie man eine Tränenwegsstenose behandeln kann.

Tränenwegsstenose – Was ist das?

Die Tränendrüse produziert ständig eine geringe Menge an Tränenflüssigkeit. Ein dünner Tränenfilm benetzt immer das Auge, um es vor dem Austrocknen zu schützen. Die restliche Menge an Tränen wird normalerweise über die Tränenwege in die Nase abgeleitet. Über das Auge fließen die Tränen nur ab, wenn viel mehr Tränenflüssigkeit produziert wird als sonst und diese Menge nicht mehr schnell genug über die Tränenwege abgeleitet werden kann. So wird die Tränenproduktion beispielsweise in besonders emotionalen Situationen oder bei starken Schmerzen zur Überproduktion von Tränen angeregt. Auch wenn ein Fremdkörper (etwa eine Fliege) oder bestimmte chemische Substanzen (etwa beim Zwiebelschneiden) ins Auge gelangen, weinen wir.

Bei einer Tränenwegsstenose sind die Tränenwege verengt oder ganz verschlossen („Stenose“ = Verengung). Hier kann also selbst die normale Menge an Tränenflüssigkeit, die ständig produziert wird, nicht abgeleitet werden. Die Folge sind verklebte und tränende Augen.

Wie kommt zur Tränenwegsstenose bei Neugeborenen?

Eine Tränenwegsstenose ist bei Neugeborenen nichts Ungewöhnliches: etwa 6% aller Babys haben verengte Tränenwege. Grund hierfür ist ein bei Neugeborenen häufig vorkommendes Häutchen, die sogenannte Hasner-Klappe, das den Tränenweg zur Nase verschließt und somit das Abfließen der Tränenflüssigkeit verhindert. 

In der Regel bildet sich das Häutchen innerhalb der ersten Lebenswochen von allein zurück, der Tränenweg wird dadurch durchgängig und die Tränenflüssigkeit kann nun über die Nase abfließen. In einigen Fällen jedoch bleibt die Hasner-Klappe und somit die Verengung länger bestehen. 

Was sind die Symptome einer Tränenwegsstenose?

Aufgrund des verhinderten Abfließens der Tränenflüssigkeit in die Nase ist das Auge verklebt und tränt permanent. Durch die vielen Tränen sind die Augen gerötet. Im Augenwinkel können sich gelbliche Krusten bilden. 

Die Tränen stellen außerdem einen idealen Nährboden für Bakterien dar. Diese Bakterien können eine eitrige Entzündung am Auge verursachen, bei der sich Schleim am Augenwinkel ablagert und das Auge zusätzlich verklebt. 

Wie wird eine Tränenwegsstenose behandelt?

Bei einer Tränenwegsstenose wird üblicherweise zunächst einige Monate abgewartet, ob sich die Verengung und somit auch die Symptome von allein zurückbilden. Die Rückbildung der Hasner-Klappe kann durch Massagen gefördert werden. Hierfür sollte mit sanftem Druck vom inneren Augenwinkel in Richtung Nase gestrichen werden. Lass dir die Massagetechnik am besten von deinem Augen- oder Kinderarzt zeigen!

Um einer bakteriellen Infektion entgegenzuwirken, ist eine regelmäßige Reinigung der Augen wichtig. Für die Reinigung wird empfohlen, ein sauberes Tuch mit abgekochtem, lauwarmen Wasser zu befeuchten und dann von außen nach innen (Richtung Nase) über die Augen zu wischen.  Wenn sich bereits Zeichen auf eine Entzündung zeigen, werden meist antibiotische Augentropfen verordnet. Diese sollten jedoch nicht ohne Absprache mit Augen- oder Kinderarzt und nicht als Dauertherapie angewendet werden.

Wenn sich die Tränenwege nach mehreren Monaten noch nicht geöffnet haben, kann eine sogenannte Tränenwegssondierung in Betracht gezogen werden.  Bei einer Tränenwegssondierung wird der Tränenweg unter hohem Druck mit einer Kochsalzlösung gespült. Dabei wird die Hasner-Klappe zerstört und somit der Tränenweg geöffnet. Es handelt sich um einen sehr einfachen und risikoarmen Eingriff, der die Tränenwegsstenose und die mit ihr einhergehenden verklebten und tränenden Augen in über 90% der Fälle vollständig heilen kann.

Nadeem N, Patel BC. Punctal Stenosis. [Updated 2020 Aug 8]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan-. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK560578/

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