Etwa ab der zweiten Lebenswoche kann es bei Babys vermehrt zu Unruhe und Schreiattacken kommen. Oft handelt es sich um die sogenannten Dreimonatskoliken. Wir verraten Dir, wie Du sie erkennst und effektiv lindern kannst.

Dreimonatskoliken – ungefährlich, aber mitunter nervenaufreibend

Dreimonatskoliken können ab der zweiten Lebenswoche auftreten und bis zu drei Monate andauern, in der sechsten Woche ist meist der Höhepunkt erreicht. In dieser Phase sind Babys sehr unruhig und schreien überdurchschnittlich viel. Für Baby sowie Eltern kann diese Phase sehr anstrengend sein, da keine genaue Ursache geklärt ist, wieso Dreimonatskoliken auftreten. Frühe wissenschaftliche Erkenntnisse stützten sich darauf, dass es sich um Magenschmerzen oder Darmproblematiken handelt und Schmerzen das Baby zum Weinen bringen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse gehen jedoch davon aus, dass es sich vielmehr um eine Regulationsstörung handelt, bei der das Baby anfänglich noch nicht in der Lage ist, sich selbst zu beruhigen und empfindlich auf jegliche Reize reagiert. Magenschmerzen und ein aufgeblähter und harter Bauch treten oft als Symptom und nicht als Ursache auf, da sich durch das häufige Schreien viel Luft im Bauch sammelt und die Bauchmuskulatur zusätzlich angespannt wird. Dreimonatskoliken sind in der Regel ungefährlich, da das Baby an sich gesund ist. Viele Eltern machen sich jedoch durch das häufige Weinen Sorgen, ob etwas Gesundheitliches mit ihrem Kind nicht stimmt.

Was kann man bei Dreimonatskoliken tun?

Gerade frischgebackene Eltern, die ihr erstes Kind bekommen haben, machen sich in dieser Zeit oft Sorgen, ob sie richtig mit ihrem Baby umgehen oder gute Eltern sind. Wichtig ist, dem Baby gerade in dieser Phase besonders viel Zuwendung und Aufmerksamkeit zu geben. Die folgenden Tipps können dabei helfen, Deinem Erleichterung zu verschaffen:

  • Halte so viel Körperkontakt wie möglich mit Deinem Baby. Gerade in dieser sensiblen Phase, in der viele verschiedene Reize auf es einwirken, braucht es Sicherheit und Nähe. Ruhige langsame Bewegungen wie in den Armen schaukeln kann dabei helfen, das aufgeregte Kind zu beruhigen. Alternativ kannst Du auch eine Wiege benutzen oder Dich mit Deinem Baby in einen Schaukelstuhl setzen. Auch ein Spaziergang draußen mit dem Kinderwagen kann mitunter beruhigend wirken. Leise Musik oder Vorsingen kann Babys beim Einschlafen helfen. Schirme Dein Kind von Reizen ab, indem du z.B. in ein abgedunkeltes Zimmer gehst und ‘Sch… ‘-Geräusche machst. Monotones Rauschen wie z.B. Meeresrauschen oder ein Staubsauger oder Abzugshaube können auch beruhigend auf die Kinder wirken.
  • Viele Babys haben durch das häufige Schreien zusätzlich Bauchschmerzen. Massiere sanft den Bauch Deines Babys. Es gibt auch spezielle Öle für Babymassagen, die den Bauch beruhigen können. Zusätzlich können Medikamente mit dem Wirkstoff Simeticon effektiv gegen Blähungen und Bauchschmerzen helfen. Hier kannst Du noch nachlesen, was speziell gegen Bauchschmerzen hilfreich sein kann.
  • Gerade am Anfang, wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat, deutet man jedes Schreien als Hungersignal.  Eine zu häufige Fütterung kann jedoch ebenfalls zu Bauchschmerzen führen. In der Regel benötigt der Magen eines Babys etwa zwei Stunden, bis er entleert ist. Hast Du den Eindruck, dass Dein Kind wirklich Hunger hat, kannst Du es natürlich früher anlegen oder mit der Flasche füttern. Der enge Körperkontakt hilft Deinem Kind zudem dabei, sich zu beruhigen.
  • Ein strukturierter Tagesablauf kann dabei helfen, den Schlaf des Kindes regelmäßig auf den Tag zu verteilen und mehr Routine zu bekommen. Deinem Kind wird es helfen, wenn es mehr gewohnte Tagesabläufe hat als unbekannte und neue Erfahrungen.
  • Die Zeit der Dreimonatskoliken kann mit wenig Schlaf verbunden sein – und das auf beiden Seiten. Wenn Du überfordert bist, solltest Du Dir Hilfe von Familien oder Freunden holen. Auch kann es helfen, sich mit anderen Müttern auszutauschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Achte in den Schreiphasen bewusst auf eine ruhige und lange Ausatmung bei Dir. So kannst Du Dich und Dein Baby entstressen.
  • In den Wachphasen solltest Du mit Deinem Baby spielen und Dich mit ihm unterhalten, um es etwas abzulenken und positive Verknüpfungen zu schaffen. 
  • Eine gute Position, um Dein Baby zu beruhigen, ist die Fliegerstellung. Bei dieser legst Du Dein Kind auf Deinen Unterarm , der Kopf zeigt in Richtung der Oberarme. Mit der anderen Hand hältst Du es am Po fest und wiegst es sanft hin und her. 
  • Auch das sogenannte KISS-Syndrom, eine Funktionsstörung zwischen Kopfgelenk und angrenzender Halswirbelsäule, kann zu Verspannungen und Schmerzen führen. Oft hat es sich bewährt das Kind Osteopath*Innen vorzustellen, die auf Babys spezialisiert sind und mit sanften Handgriffen Blockaden lösen können.   
  • Auch wenn Du in dieser Zeit für Dein Baby da sein möchtest, solltest Du auch an Dich selbst denken. Wechsle Dich am besten mit einer anderen Bezugsperson ab, damit Du zwischendurch Kräfte sammeln kannst. Durch anhaltende Überforderung und Stress kann sich das Risiko, an einer Depression zu erkranken, erhöhen. 
  • Schüttle Dein Baby niemals! Schütteln kann mitunter zu Hirnblutungen und lebenslangen Behinderungen führen.  Wenn Du merkst, dass Du gerade überfordert mit der Situation bist, dann atme tief durch und verlasse lieber für fünf Minuten den Raum, um wieder die Kontrolle über Dich und Deine Gedanken zu bekommen. Führe Dir vor Augen, dass dies nur eine vorübergehende Phase ist und Dein Baby Deine Liebe in dieser Zeit besonders braucht. Wenn das Schreien nicht mehr für Dich auszuhalten ist, kannst Du eine Schreiambulanz in Deiner Nähe aufsuchen. Kinder, die mehr als drei Stunden am Stück schreien, solltest Du zeitnah einem Arzt / einer Ärztin vorstellen. Überhaupt solltest Du einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen, wenn Dir das Verhalten Deines Babys ungewohnt vorkommt und es sich gar nicht beruhigen mag. 

Insgesamt kann die Zeit der Dreimonatskoliken fordernd sein, jedoch ist diese Phase nach spätestens drei Monaten überstanden. Wenn Dein Kind auch nach dieser Zeit noch zu übermäßigem Schreien neigt, solltest Du es einem Arzt / einer Ärztin vorstellen oder Deine Hebamme um Rat fragen. Die hier angeführten Tipps können euch unter Umständen besser durch die aufregende Zeit helfen. Wenn Du Dich hilflos oder überfordert fühlst, hilft es, sich mit anderen Eltern auszutauschen oder sich Hilfe zu suchen. 

Referenzen:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Dreimonatskoliken. [zuletzt zitiert am 28.06.2022]. URL: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/krankheitszeichen/dreimonatskoliken/

Schreibaby. Eine anstrengende, aber vorübergehende Phase im Säuglingsalter. Paediatr. Paedolog. 2021; 56, 132-133. 

Viragova M, O’Curry S Understanding persistent crying in infancy. Paediatrics and Child Health 2021.  31(3):116–121.

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