Schwangerschaftsdiabetes tritt bei etwa fünf Prozent aller Schwangeren auf. Man kann das Risiko, daran zu erkranken, aktiv senken. Wir zeigen Dir, wie eine Ernährungsumstellung helfen kann.

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Schwangerschaftsdiabetes (auch Gestationsdiabetes genannt) ist neben Typ 1 und Typ 2 Diabetes eine eigenständige Diabetesform. Bei Gestationsdiabetes handelt es sich um eine Kohlenhydratstoffwechselstörung, die bei 5% der schwangeren Frauen auftreten kann. In der Regel wird Schwangerschaftsdiabetes beim Frauenarzt durch Urintests oder Zuckerbelastungstests festgestellt. Nach der Schwangerschaft verschwindet er in der Regel, allerdings ist das Risiko erhöht, im späteren Lebensverlauf an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Um eine Diabeteserkrankung nach der Schwangerschaft zu verhindern, sollten betroffene Frauen regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen und mit Diabetes-Interventionsstrategien vertraut gemacht werden.

Exzessive Gewichtszunahme, späte Schwangerschaften und ein erhöhtes Ausgangsgewicht können Schwangerschaftsdiabetes begünstigen, vor allem übergewichtige und adipöse Schwangere haben ein erhöhtes Risiko. Fachgesellschaften empfehlen übergewichtigen Frauen, nicht mehr als 7 – 11,5 kg während der Schwangerschaft zuzunehmen, adipöse Frauen sollten nicht mehr als 5-9 kg an Gewicht zulegen. Vor allem Frauen ab einem BMI ab 30 sind gefährdet und haben ein 15-fach erhöhtes Risiko, Schwangerschaftsdiabetes zu bekommen. 

Hier eine kurze Übersicht nach BMI (Body Mass Index) unterteilt, wie viel Kilogramm Zunahme in der Schwangerschaft nicht überschritten werden sollten:

BMI unter 18,5 (Untergewicht): 12 – 18 kg

BMI zwischen 18,5 und 25 (Normalgewicht): 11 – 16 kg

BMI 25 bis 30 (Übergewicht): 7 – 11,5 kg

BMI über 30 (Adipositas): 5 – 9 kg

Studien haben zudem ergeben, dass Frauen mit Gestationsdiabetes ein höheres Risiko für Kalkablagerungen in den Koronararterien besitzen. Das Risiko besteht, auch wenn der Blutzuckerspiegel sich nach der Schwangerschaft wieder normalisiert hat. Die Wahrscheinlichkeit für Infektionen und Bluthochdruck in der Schwangerschaft steigt ebenfalls. Ein Schwangerschaftsdiabetes verursacht in der Regel kaum Symptome. Wenn der Blutzuckerspiegel allerdings stark angestiegen ist, kann es zu Schwindel, Müdigkeit und übermäßigen Durst kommen.

Ein bestehender und nicht behandelter Gestationsdiabetes kann sich zudem negativ auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes auswirken und das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Die von der Mutter aufgenommenen Nährstoffe werden über die Nabelschnur vom Baby aufgenommen. Aufgrund der erhöhten Blutzuckerwerte reagiert das Ungeborene mit einer erhöhten Insulinproduktion. Der Zucker wird so als Fett im Körper eingelagert, das Kind wird größer und schwerer. Zudem wird mehr Urin vom Kind produziert, was die Menge des Fruchtwassers erhöht und zu einer Frühgeburt führen kann. Durch das große Kind steigt die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen: während der Geburt und auch in den ersten Lebensstunden kann das Neugeborene zu Atemproblemen und Anpassungsstörungen neigen, da die Lunge durch den Schwangerschaftsdiabetes nicht optimal reifen konnte.  Neugeborenen-Gelbsucht, Übergewicht in den ersten 20 Lebensjahren sowie Diabetes und Bluthochdruck sind weitere Folgen für die Kinder.

Therapie und Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes

Studien haben ergeben, dass schon eine minimale Änderung des Lebensstils das Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, senken kann. Auch kann er, sofern er schon besteht, gut mit einer Ernährungsumstellung behandelt werden. Nur rund 10% aller betroffenen Schwangeren müssen zusätzlich Insulin gespritzt bekommen. Eine regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte ist essentiell. 

Schwangere sollten auf zuckerreiche und kalorienhaltige Lebensmittel verzichten und eher zu Vollkornprodukten, magerem Fleisch und Obst und Gemüse greifen. Backwaren aus Weißmehl sollten eher gemieden werden, rund die Hälfte der Kalorien sollte aus langkettigen Kohlenhydraten bestehen. Das heißt, es sollte  darauf geachtet werden wenig Kohlenhydrate zu essen, die zu schnell ins Blut übergehen und so den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben können. Hierzu zählen beispielweise Weißmehlprodukte, Süßigkeiten und Fruchtsäfte. Empfehlenswert sind Kohlenhydrate aus Vollkornnudeln, Vollkornbrot oder Naturreis. Diese komplexen Kohlenhydrate lassen den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen und sind somit besser für den Körper. Ein Drittel der Kalorien sollte aus Fetten bestehen. Hier sind gesättigte Fetten den ungesättigten aus tierischen Fetten vorzuziehen. Eine gute und gesunde Quelle ist beispielsweise Rapsöl. Der Rest sollte aus eiweißhaltigen und proteinreichen Produkten bestehen. Es empfiehlt sich, die Mahlzeiten auf drei Haupt- und zwei bis drei Zwischenmahlzeiten aufzuteilen. Gerne helfen Ernährung- und Diabetesberaterinnen bei der Wahl der Lebensmittel.

Weitergehend sollten Frauen sich auch körperlich fit halten und etwa 150 Minuten pro Woche bewegen.  Sport senkt den Blutzucker effektiv, da Muskeln als Treibstoff Glukose benötigen. Welche Art der Bewegung am besten geeignet ist, sollte vorher mit einem Arzt oder einer Hebamme besprochen werden.

Das Wichtigste nochmal in Kürze:

  • Schwangerschaftsdiabetes verläuft in der Regel symptomlos, kann aber zu Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt führen und das Risiko für Typ 2 Diabetes erhöhen.
  • Mit einer Ernährungsumstellung und moderater Bewegung kann ein Gestationsdiabetes nicht nur vorbeugt, sondern auch erfolgreich behandelt werden.
  • Schwangere sollten auf Lebensmittel verzichten, die den Blutzuckerspiegel in die höhe schießen lassen, dazu zählen beispielsweise zuckerhaltige und kalorienhaltige Lebensmittel.
  • Der Hauptteil der Ernährung sollte aus komplexen Kohlenhydraten wie Vollkornprodukten oder Naturreis bestehen, gesättigte Fette, z.B. aus Rapsöl und eiweißhaltige Lebensmittel sollten ebenfalls einen Großteil der Ernährung ausmachen.
  • Für eine Beratung, welche Lebensmittel besonders geeignet sind, sollten mit  einem Diabetologen, Ernährungsberater  oder einer Hebamme gesprochen werden.

Referenzen:

Gunderson E P et al. Gestational Diabetes History and Glucose Tolerance After Pregnancy Associated With Coronary Artery Calcium in Women During Midlife. The CARDIA Study. Circulation 2021;143:974-87.

Hu Z et al. Maternal metabolic factors during pregnancy predict early childhood growth trajectories and obesity risk: the candle study. Int J Obes. 2019;43: 1914–22.

Koivusala SB et al. Gestational diabetes mellitus can be prevented by lifestyle intervention: the Finnish Gestational Diabetes Prevention Study (RADIEL). A randomized controlled trial. Diabetes Care. 2016; 39: 24–3.

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