Reinigungsmittel, Pflanzen, Duftöle und Co.: Ein herkömmlicher Haushalt kann voller Gefahrenquellen für Kinder stecken. Vergiftungen zählen zu den typischen Notfällen im Kleinkindalter, im Schnitt vergiften sich 50 Kinder pro Tag. Was Du bei einer Vergiftung tun kannst, erfährst Du hier.

Erste Hilfe beim Kind: Vergiftungen erkennen und richtig handeln

Kinder erkunden gerne jeden Winkel des Hauses, leider auch oft den Schrank mit Putzmitteln und Co. In diesen befinden sich Stoffe, die zu Vergiftungserscheinungen führen können. Besonders im Alter zwischen zwei und vier Jahren, wenn der Erkundungstrieb und die Unwissenheit noch sehr hoch sind, besteht eine höhere Gefahr für Vergiftungen. Ob Küche, Badezimmer oder Keller: In vielen Räumen befinden sich Stoffe, die für Kinder gesundheitsschädigend und sogar gefährlich werden können. Unter anderem zählen dazu:

–      Wasch und Spülmittel

  • Parfüm
  • Shampoo
  • Haarfärbemittel
  • Alkohol
  • Rohrreiniger und andere Reinigungsmittel
  • Desinfektionsmittel
  • Haarspray
  • Klebstoffe
  • Benzin, Motoröle
  • Medikamente (Erkältungsmittel, Magen-Darm-Mittel, Antibiotika etc.)
  • Schädlingsbekämpfungsmittel 
  • Pflanzen wie Eisenhut, Goldregen oder Tollkirsche

Uvm.

Die Liste an Dingen, von denen Kinder im Haushalt besser die Finger lassen, ist extrem lang, was es umso schwerer macht, Kinder von allen Gefahren abzuschirmen. Die meisten Vergiftungsunfälle sind nach Häufigkeitsvorkommen aufgelistet auf Haushaltschemikalien, Medikamente, Pflanzen und Kosmetika zurückzuführen. Durchschnittlich vergiften sich etwa 50 Kinder pro Tag, jedoch nur 0,2 % aller gemeldeten Vergiftungsunfälle sind unter die Kategorie schwer einzuordnen. Die meisten Vergiftungsunfälle verlaufen zum Glück glimpflich, da sich Eltern entweder sehr früh an ärztliche Hilfe wenden, oder es sich nur um gemeldete Verdachtsfälle einer Vergiftung handelt, die ohne Symptome einhergehen. Doch wie kann man eine Vergiftung überhaupt feststellen?

Vergiftung beim Kind erkennen: Das sind die häufigsten Symptome

Jeder, der schon mal etwas zu sich genommen hat, was er nicht gut verträgt, weiß: Der Körper versucht sein Bestes, um unverträgliche Stoffe wieder loszuwerden. Eine der häufigsten Symptome ist Erbrechen, um Giftstoffe möglichst schnell aus dem Körper zu befördern. Eine Vergiftung muss sich aber nicht gezwungenermaßen in Erbrechen zeigen, sondern kann auch folgende Symptome aufweisen:

  • Schwäche, Müdigkeit und Unwohlsein
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel
  • Fieber
  • Bewusstlosigkeit
  • Herz-Kreislauf-Stillstand
  • Atemstillstand

Neben akuten Vergiftungserscheinungen können auch Spätschäden wie Leber- oder Nervenschäden auftreten. Nicht alle Symptome treten unmittelbar nach dem Verzehr oder dem Einatmen von giftigen Stoffen auf. Gerade bei Pflanzen können erste Symptome erst nach 24 Stunden oder später auftreten.

Was ist im Notfall zu tun?

Die wichtigste Regel lautet: Ruhe bewahren! Auch wenn dies im ersten Moment schwer fällt, bringt es nichts, kopflos und in Panik zu handeln, denn Deine Angst überträgt sich auch auf Dein Kind. Wenn Du den Verdacht hast, dass Dein Kind etwas Giftiges zu sich genommen hat, solltest Du zunächst die Giftnotrufzentrale anrufen, und/oder den ärztlichen Notdienst. Diese werden dir Auskunft und Anweisungen geben, was zu tun ist. Hier erhältst Du auch eine erste Einschätzung über den Zustand Deines Kindes. In der Zwischenzeit kannst Du, oder Dein Partner / Deine Partnerin den Mund des Kindes kontrollieren und ggf. übrige Reste (z.B. von einer Pflanze) entfernen. Schmeiße diese nicht weg, sondern bewahre sie für den Arzt / die Ärztin auf, damit dieser/diese den Schweregrad der Vergiftung einschätzen kann. Das gleiche gilt für Erbrochenes. Wenn Dein Kind sich am Übergeben ist, sollte es eine aufrechte und nach vorne gebeugte Haltung einnehmen, um ein Verschlucken zu vermeiden. Wichtig: Du solltest niemals bewusst Erbrechen bei Deinem Kind auslösen, dies kann schnell gefährlich werden, da Erbrochenes verschluckt werden kann!

Versuche Dein Kind zum Trinken zu animieren, um Giftstoffe durch Flüssigkeit zu verdünnen. Geeignet wären Wasser, Saft oder (nicht mehr heißer) Tee. Milch sollte nicht gegeben werden. Ist die Haut betroffen, sollten die befallenen Hautstellen mit reichlich Wasser abgewaschen werden, hierbei solltest Du Handschuhe tragen. Hat Dein Kind giftige Dämpfe eingeatmet, solltest Du erstmal für frische Luft sorgen (z.B. das Fenster öffnen). Je nach Vergiftung durch die Atemwege (z.B. durch Gas) musst Du auch auf Deine eigene Sicherheit und eine mögliche Explosionsgefahr achten!

Ist Dein Kind nicht mehr bei Bewusstsein, musst Du sofort einen Krankenwagen rufen oder es sofort in ein Krankenhaus bringen.

Was kann man tun, um Vergiftungen beim Kind vorzubeugen?

Perspektive ändern: Kinder erforschen im Säuglings- und Kleinkindalter viel mit dem Mund und haben durch ihre geringe Größe Sicht und Zugang zu Dingen, die einem als Erwachsener vielleicht erstmal nicht auffallen. Hier hilft es, die Wohnung aus Sicht eines Kindes zu sehen. Geh beispielsweise auf die Knie und sieh dich ein bisschen um. Vielleicht fällt dir die ein oder andere ungesicherte Schranktür oder Pflanze auf, die in Reich- und Sichtweite Deines Kindes sein könnte!

Absichern: Hast Du Risikoquellen entdeckt, gilt es, diese abzusichern. Medikamente sollten am besten in Schränken gelagert werden, die sehr hoch liegen, oder die bestenfalls abschließbar sind (Schlüssel dann nicht im Schloss stecken lassen!). Putzmittel sollten ebenfalls immer unerreichbar für Kinder aufbewahrt werden. Es gibt auch spezielle Sicherungen für Schubladen oder Schränke, die es Kindern unmöglich machen, an den Inhalt zu gelangen.  

Sich auskennen: Wenn Du ein Kind in Deinem Haushalt hast, solltest Du dich gut damit vertraut machen, was in Deinem Haus für Dein Kind gefährlich werden könnte und dies auf den Prüfstand stellen. Sind die Pflanzen, die Du besitzt für Kinder giftig und wie gut sind sie erreichbar? Stehen irgendwo im Wohn- oder Schlafzimmer kleine Fläschchen herum, die geöffnet werden könnten, z.B. kleine Duftöle? (Wichtig: Auch wenn eine Kindersicherung am Verschluss vorhanden ist, reicht diese nicht aus als Schutz vor dem Öffnen!) Gerade Gegenstände, die gut riechen, üben eine wahre Anziehungskraft auf Kinder aus, das gilt z.B. auch für Toilettensteine oder Parfüm. Manchmal hat man gar nicht auf dem Schirm, was alles für Kinder gefährlich werden kann. Eine sehr ausführliche Liste aller möglichen Giftstoffe findest Du in der Verbraucherinformation des Bundesinstitutes für Risikobewertung.

Nummern parat haben: Für Notfälle solltest Du immer die 112 zur Hand haben, aber auch die Nummer der Giftnotrufzentrale, damit Du sie im Falle eines Notfalles gar nicht erst suchen musst. Du kannst dir auch eine Mappe machen, mit den wichtigsten Nummern, die Du an einem schnell erreichbaren Platz aufbewahrst, sowie wissen, wo sich das nächstgelegene Krankenhaus befindet. 


Erste-Hilfe-Kurs machen: Wenn Du für den Notfall gewappnet sein willst, solltest Du einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Kinder absolvieren. Hier werden nicht nur die meisten Gefahrenquellen im Haus aufgezeigt, sondern auch vermittelt, wie man seinem Kind in Notsituationen helfen kann. 

Referenzen:

Bundesinstitut für Risikobewertung. Verbraucherinformation ‚Risiko Vergiftungsunfälle bei Kindern.‘ 2017.

Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. Daten und Fakten zu Vergiftungen.

Kinderärzte im Netz. Vergiftungen. [zuletzt zitiert am 24.08.2023]. URL: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/erste-hilfe/sofortmassnahmen/vergiftungen/

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