Zahnen beim Baby: Wann kommt welcher Zahn?
Das Zahnen beim Baby kann für das Kind und die Eltern eine abenteuerliche Zeit sein. Bereits ab dem dritten Monat, wenn das Einschießen der Zähne beginnt, können Babys bereits erste Symptome wie Unruhe oder häufiges Weinen zeigen. Um den sechsten Monat herum bekommen Babys meist ihren ersten Milchzahn, in der Regel ist dies ein mittlerer, unterer Schneidezahn. Die Schneidezähne entwickeln sich als erstes und sind innerhalb des ersten Lebensjahres in der Mundhöhle komplett vorhanden. Erst dann brechen Eck- und Backenzähne durch. Zwischen dem zweiten und dritten Geburtstag ist das Milchgebiss komplett.
Hier eine kleine Übersicht, wie viele Zähne sich zu welchem Zeitpunkt entwickeln:
Schneidezähne (Acht Stück) – Durchbruch zwischen dem 6. Und 14. Monat
Eckzähne (Vier Stück) – Durchbruch zwischen dem 18. Und 24. Monat
Backenzähne (Milchmahlzähne) (Acht Stück) – Durchbruch der vorderen Backenzähne zwischen dem 14. und 18. Monat, der Durchbruch der hinteren Backenzähne zwischen dem 24. Und 30. Monat
Die Milchzähne haben eine wichtige Funktion: zum einen helfen sie dem Kind beim Abbeißen und Kauen von Nahrung, zum anderen sorgen sie im Zusammenspiel mit Zunge und Gaumen für eine saubere Aussprache. Sie sind zudem Platzhalter für die ‚richtigen‘ Zähne, weswegen eine gute Pflege essentiell für ein gutes Gebiss ist. Geht ein Milchzahn zu früh verloren, wachsen Nachfolger oft schief heraus.
Etwa um den fünften Geburtstag herum kommt der erste Backenzahn. Mit etwa sechs Jahren fallen die unteren Milchschneidezähne aus. Der Zahnwechsel setzt sich dann zwischen dem siebten und achten Lebensjahr fort. Mit etwa 13 Jahren ist der Zahnwechsel komplett abgeschlossen.
Woran erkenne ich, dass mein Baby zahnt?
Die Zahnzeit kann für Eltern und Kind eine fordernde Zeit sein, die auf beiden Seiten oft mit schlaflosen Nächten verbunden ist. Wenn die Zähne sich langsam einen Weg bahnen, ist dies bei Babys oft mit Schmerzen verbunden. Der Druck, der durch die durchbrechenden Zähne entsteht sowie ein gereiztes Zahnfleisch, sind für die Kinder oft sehr unangenehm. Manche Babys verlieren den Appetit, auch Symptome wie Fieber und Durchfall können sich dazugesellen. Letztere sind allerdings keine Symptome, die durch das Zahnen selbst ausgelöst werden, sondern eher Begleiterscheinungen. Viele Kinder zahnen mitten in der Nahrungsumstellung oder nehmen Keime und Bakterien auf, da sie sich durch das Durchbrechen der Zähne oft Finger und Gegenstände in den Mund stecken. Diese können dann Infekte auslösen und zu Fieber und Durchfall führen.
Anzeichen für das Zahnen sind u.a. vermehrtes Sabbern. Der vermehrte Speichelfluss zu dieser Zeit ist völlig normal und fördert mit seinen antibakteriellen Inhaltsstoffen sogar die Wundheilung. Auch rote, heiße Wangen und ein vermehrtes Bedürfnis, die Hände oder Gegenstände in den Mund zu stecken und darauf herumzukauen, können auf das Durchbrechen des ersten Milchzahnes hinweisen. Letzteres ist eine intuitive Methode des Kindes, um Druck auf den Kiefer auszuüben und so die Schmerzen zu lindern.
Zahnen beim Baby: Wie kann ich mein Kind unterstützen?
- Kieferkamm-Massage: Auch ohne die ersten Zähne kann man Babys schon an die tägliche Mundhygiene gewöhnen. Bei der Kieferkamm-Massage wird der obere, noch zahnlose Teil des Kiefers mit dem Zeigefinger oder einem sauberen Stofftuch vorsichtig der Länge nach gestreichelt. Die Kieferkamm-Massage kann z.B. morgens und abends gemacht werden, um sie als Morgen- und Abendritual zu etablieren und Babys so an die zukünftige Zahnpflegeroutine zu gewöhnen.
- Beißringe und Co.: Um den Druck im Kiefer zu verringern, kauen Babys viel auf ihren Fingern oder auf Gegenständen herum. Biete Deinem Kind deswegen Spielzeug an, das genau darauf ausgelegt ist, z.B. einen Beißring. Am besten verwendest Du welche aus Naturkautschuk oder Silikon, die ohne Weichmacher sind und eine CE-Kennzeichnung für die Sicherheitsnorm haben. Oft kann es zusätzlich helfen, den Beißring zu kühlen. Es gibt spezielle Beißringe mit Flüssigkeit darin, die kühlend wirkt, oder Du legst das Spielzeug kurz in den Kühlschrank. Bei Beißringen mit Flüssigkeit sollte allerdings darauf geachtet werden, dass das Kind den Ring nicht aufbeißen kann und in Berührung mit der Flüssigkeit kommt! Zudem solltest Du den Beißring nie ins Gefrierfach legen, der Kühlungsfaktor wäre viel zu kalt für Dein Baby. Als Alternative für handelsübliche Beißringe bieten sich zudem Veilchenwurzeln an. Diese wird als natürliche Zahnhilfe oft von Hebammen empfohlen. Alternativ kann man auch einen feuchten und im Kühlschrank gekühlten Waschlappen nehmen, auf dem das Baby herumkauen kann. Dieser sollte aus hygienischen Gründen öfter ausgetauscht werden.
- Ungesüßte Tees: In der Zahnzeit ist das Zahnfleisch oft gerötet und angeschwollen und verursacht Schmerzen und Juckreiz. Du kannst Deinem Baby ungesüßte Salbei – oder Kamillentees anbieten, diese wirken abschwellend und antibakteriell.
- Viel Körperkontakt: Für Babys ist die Zahnzeit oft anstrengend und nervenaufreibend. Viele Kinder sind in dieser Zeit näher am Wasser gebaut, schreien mehr und suchen vermehrt den Kontakt zu Mama und Papa. Um Deinem Kind Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln, kuschle so viel es geht mit ihm! Auch ein lustiges Spiel kann von den Schmerzen im Mund ablenken.
- Betäubungsgele: Falls die Schmerzen des Kindes zu stark sind und alle Tipps nicht wirklich Linderung bringen sollten, gibt es spezielle Betäubungsgels, die die Schmerzen im Mund lindern können. Eine Anwendung sollte allerdings immer mit einem Kinderarzt / einer Kinderärztin abgesprochen werden und nur erfolgen, wenn es wirklich notwendig ist.
- Zahnkontrollen einhalten: Wenn die ersten Milchzähne da sind, ist es Zeit für die erste Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt. Dort wird nachgeschaut, ob sich die Zähne gesund entwickeln. Zweimal jährlich solltest Du die Zähne Deines Kindes kontrollieren lassen.
Tipps für gesunde Milchzähne
Milchzähne bedürfen einer besonders ausgiebigen Pflege, da sie einen dünneren Zahnschmelz aufweisen als die bleibenden Zähne und so viel anfälliger für Karies sind. Sobald der erste Milchzahn da ist, muss mit der Zahnpflege begonnen werden. Der Zahn oder die Zähne sollten morgens und abends mit einer Kinderzahnbürste mit weichen, kurzen Borsten und einem Hauch Kinderzahnpasta gesäubert werden. Alternativ gibt es auch spezielle Fingerlinge für die Zahnreinigung, die vor allem in der Anfangszeit besser für eine punktgenaue Reinigung geeignet sind als Kinderzahnbürsten. Ab dem zweiten Geburtstag kann die Menge an Zahnpasta auf eine erbengroße Menge gesteigert werden. Als Orientierung oder Faustregel sollte die Menge an Zahnpasta etwa so groß sein wie der kleine Fingernagel des Kindes. Um Dein Kind nicht bereits an Zucker zu gewöhnen, solltest Du eine Kinderzahnpasta wählen, die einen neutralen, nicht so süßen Geschmack hat. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde empfiehlt, Kinderzahnpasta mit 500ppm Fluorid zu kaufen. Dieses macht die Zähne widerstandfähiger gegen Säureangriffe. Ab dem Kleinkindalter kann auf eine elektrische Zahnbürste gewechselt werden, der Putzkopf sollte hier regelmäßig ausgetauscht werden.
Eltern übernehmen die Zahnpflege so lange, bis die Kinder alt genug sind. Kleine Kinder beißen meist nur auf der Zahnbürste herum, ab dem dritten Lebensjahr können sie langsam mit Putzbewegungen anfangen. Wann der geeignete Zeitpunkt ist, kann am besten mit einem Zahnarzt / einer Zahnärztin abgesprochen werden. Wenn das Milchgebiss mit 20 Zähnen vollständig entwickelt ist, können Kinder die sogenannte KAI (Kauflächen-Außenflächen-Innenflächen)-Zahntechnik üben.
Generell ist jedes Kind in der Zahnzeit individuell und hat seine eigenen Bedürfnisse. Mit den hier vorgestellten Tipps sollten sowohl Eltern als auch Babys gut durch die Zahnzeit kommen! Bei Unsicherheiten solltest Du Dich an Deine Hebamme oder Deine/n (Zahn-)Arzt/ Ärztin wenden.
Kinder, die unter einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte leiden, bedürfen einer ganz besonderen Betreuung bei der Zahnpflege, da die Reinigung durch die Spaltbildung erschwert wird. Eine gute Absprache und Behandlung mit dem Kinderzahnarzt / der Kinderzahnärztin ist hier besonders wichtig, sowie eine konsequente Zahnpflege.
Referenzen:
Deutscher Hebammenverband: Entspannt erleben: Babys 1. Jahr: Alles Wichtige: Ernährung, Schlafen, gesunde Entwicklung, Pflege, TRIAS 2011.
Kassenärztliche Bundesvereinigung: Zahnpflege bei Kindern. [zuletzt zitiert am 15.06.2022]. URL: https://www.kzbv.de/zahnpflege-bei-kindern.49.de.html
Massignan et al: Signs and Symptoms of Primary Tooth Eruption: A Meta-analysis, Pediatrics – Official Journal Of The American Academy Of Pediatrics 2016; 137:3.