Säuglingsnahrung sollte immer frisch zubereitet werden
Fläschchen sollten nach der Zubereitung unmittelbar verfüttert werden. Reste, die vom Baby nicht getrunken werden, sollten entsorgt werden, so lässt sich eine Keimbelastung verhindern. Auch das Wasser, mit dem die Pulvernahrung zubereitet wird, muss immer frisch sein. Soll heißen: Nur Fließwasser aus dem Wasserhahn verwenden, kein Standwasser aus der Hausleitung. Bei einem hohen Nitratgehalt des Wassers (> 50mg/l) und Wasserleitungen aus Blei (zum Beispiel oft in Altbauten zu finden), sollte abgepacktes, stilles Wasser verwendet werden – hierbei immer auf den Flaschenhinweis „geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ achten. Von der Benutzung von Wasserfiltern wird abgeraten, da die Keimzahl dadurch sogar noch erhöht werden kann.
Das Pulver sollte nicht direkt mit kochendem Wasser zubereitet werden. Dies kann zu Verbrühungen beim Kind und möglichen Veränderungen der Nährstoffe im Milchpulver führen. Am besten das abgekochte Wasser auf eine angenehme Trinktemperatur abkühlen lassen (max. 40 C°) und dann erst mit dem Milchpulver anschütteln. Bei der Verfütterung sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass das Fläschchen nicht zu heiß ist. Am besten die Temperatur der Milch ganz klassisch am eigenen Handrücken testen. Vorsicht bei der Erhitzung in Mikrowellen: Dort kann die im Kern erreichte Temperatur der erhitzten Milch oft nicht richtig eingeschätzt werden, deswegen unbedingt die Temperatur prüfen. Bei Unsicherheiten, gerade in der Anfangszeit, sind im Handel spezielle Thermometer erhältlich, mit denen die Temperatur der Milch genau gemessen werden kann.
Vor der Zubereitung sollten Eltern ihre Hände gut mit Seife waschen. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass keine rohen Lebensmittel in der Nähe (z.B. auf der Arbeitsplatte) lagern. Das Milchpulver sollte immer nach Packungsanweisung zubereitet werden. Um die richtige Menge Milchpulver zu ermitteln, liegen der Packung normalerweise Messlöffel bei.
Welche Milchmenge ist angemessen?
Die getrunkene Milchmenge lässt sich nicht pauschal festlegen. Für gesunde, reifgeborene Säuglinge sind im Schnitt etwa sechs Flaschenmahlzeiten angemessen. Ab dem 2. Monat kann auf fünf Fläschchen reduziert werden. Als Faustformel gilt: Die tägliche Trinkmenge sollte ab Ende der ersten Woche bis hin zum 4. Monat etwa bei 1/6 des Körpergewichts liegen. Zur besseren Orientierung haben wir in zwei Tabellen die angemessene Trinkmenge nochmal aufgeführt:
Gewicht | Empfohlene Trinkmenge pro Tag |
3000g | 500 ml |
3500g | 583 ml |
4000g | 666 ml |
4500g | 750 ml |
5000g | 833 ml |
5500g | 916 ml |
6000g | Nicht mehr als 1000ml |
Bis zur zweiten Woche sieht die empfohlene Milchmenge pro Mahlzeit wie folgt aus:
Alter | Empfohlene Trinkmenge pro Mahlzeit |
1. Tag | Bis 20 ml |
2. Tag | Bis 40 ml |
3. Tag | Bis 50ml |
4. Tag | Bis 60 ml |
5. Tag | Bis 70 ml |
6. Tag | Bis 80 ml |
2. – 8. Woche | Bis 100 ml |
Die Tabellen machen nur ungefähre Richtwerte aus, denn jeder Säugling hat individuelle Bedürfnisse. Wenn das Baby satt ist, wird es in der Regel nicht weiter an der Flasche saugen wollen und dies auch signalisieren. Viele Mütter haben vor allem in den ersten Tagen trotzdem Angst, dass ihr Kind zu wenig trinkt. Der Magen eines Babys hat nach der Geburt jedoch erst die Größe einer Kirsche, weswegen diese Sorge meist unbegründet ist. Um sicher zu gehen kannst du regelmäßig das Gewicht deines Kindes kontrollieren. Die Gewichtszunahme sollte in der Anfangszeit bei etwa 110 Gramm pro Woche liegen.
Kann ich auch selbst Säuglingsnahrung herstellen?
Davon wird dringend abgeraten! Zwar wurde früher oft selbst Flaschennahrung aus pasteurisierter Kuhmilch, Wasser und Pflanzenöl hergestellt, diese Vorgehensweise ist allerdings sehr unsicher und längst überholt. Selbst hergestellte Flaschennahrung ist mittlerweile kontraindiziert und mit erheblichen Risiken verbunden. Die Fütterung mit unveränderter Tiermilch deckt nicht den kindlichen Bedarf der Substratzufuhr, da die Zusammensetzung ganz anders ist, als bei Muttermilch. Vor allem Rohmilch birgt erhebliche bakteriologische Risiken: Säuglinge haben noch kein ausgebildetes Abwehrsystem, aus diesem Grund kann eine Keimbelastung schnell zu lebensbedrohlichen Infektionen führen. Auch vegane Alternativen auf Grundlage von Mandelmus sind nicht geeignet. Auch hier kann der Nahrungsbedarf des Säuglings nicht gedeckt werden. Zudem wird in Studien von Gedeihstörungen und Mineralisierungsstörungen am Skelett berichtet.
Aus diesen Gründen sollte man immer zu Milchnahrung aus dem Handel greifen. Die Zusammensetzung unterliegt strengen Vorgaben und wird stetig geprüft. Worauf es dabei ankommt, können Sie hier nachlesen.
Sauger und Flaschen: Welche sind zur Flaschennahrung geeignet?
Bei der Wahl eines geeigneten Saugers und einer Flasche steht der hygienische Aspekt deutlich im Vordergrund. Wichtig ist, dass beides gut gereinigt werden kann, um eine Besiedelung mit Keimen zu vermeiden. Bei Flaschen eignen sich Trinkgefäße aus Glas besser als aus Kunststoff. Ersteres kann besser gereinigt werden, sodass sich keine Erreger absetzen. Überhaupt sollten Flaschen und Sauger immer direkt nach dem Fläschchen geben mit Wasser gereinigt werden, damit Erreger keine Chance haben.
Beim Thema Trinksauger haben sich Silikonvarianten als sehr sicher erwiesen. Diese haben, im Gegensatz zu Gummisaugern, eine glatte Oberfläche. Milchreste und Erreger können so schlechter anhaften. Das Trinkloch des Saugers sollte nicht zu groß sein, um ein Verschlucken der Nahrung sowie eine Überfütterung zu vermeiden. Die Flaschennahrung sollte bei kopfüber gehaltener Flasche langsam herauslaufen mit etwa einem Tropfen pro Sekunde.
Zur Reinigung sollte heißes Wasser verwendet werden. In der Spülmaschine sollte man ein Programm wählen, dass bei mindestens 65 Grad reinigt. Es empfiehlt sich, Flaschen sowie Sauger regelmäßig auszukochen, eine Kochzeit von 5 – 10 Minuten reicht dabei aus. Auch spezielle Flaschensterilisatoren sind anzuraten, um eine Keimbelastung zu vermeiden. Gerade in den ersten Monaten ist dies besonders wichtig, da Neugeborene noch nicht über ein ausgebildetes Immunsystem verfügen.
Aus diesem Grund sollten Sauger auch regelmäßig ausgetauscht werden. Vor allem bei Gummisaugern können sich nach einiger Zeit kleine Risse bilden, in denen sich Nahrung festsetzen kann. Flasche sowie Sauger sollten nach der Reinigung immer trocken aufbewahrt werden.
Mit Flaschenkind unterwegs: Was sollte man beachten?
Zuhause ist der Gang zum Fläschchen und der Griff zum Milchpulver mittlerweile Routine geworden. Aber wie sieht es aus, wenn man mit Nachwuchs unterwegs ist und sich der kleine Hunger meldet? Da Wasserkocher und Messlöffel nicht zum Standardrepertoire einer Handtasche gehören, sollte man einiges vorbereiten. Säuglingsnahrung sollte immer frisch verfüttert werden, weswegen man keinesfalls ein Fläschchen fertig befüllt stundenlang bei sich tragen sollte. Am besten eignet sich eine Thermoskanne, in der man abgekochtes Wasser aufbewahren kann. Bereits abgekochtes Wasser kann bis zu 24 Stunden in der Thermoskanne gelagert werden. Vor der Verfütterung sollte es aber zunächst abkühlen, damit es im Laufe des Tages eine angenehme Zimmertemperatur erreicht, um Verbrühungen beim Kind zu vermeiden. Um schneller die richtige Temperatur zu erreichen, kann man zudem auch eine Flasche mit kaltem Wasser mit sich führen und das heiße mit dem kalten Wasser vermischen.
Milchpulver sollte man bereits abgemessen in einem Portionierer oder Döschen mit sich führen. Unterwegs lässt sich so schnell und relativ stressfrei ein Fläschchen mischen. Eine Alternative macht trinkfertige Säuglingsnahrung aus. Hier sind bereits alle Komponenten enthalten und müssen nicht mehr zusammengemischt werden. Normalerweise sollte Flaschennahrung immer bis maximal 40 Grad erhitzt und danach verfüttert werden. Bei trinkfertiger Säuglingsnahrung kann diese in Ausnahmen aber auch in Zimmertemperatur verfüttert werden.
Hat man einmal den Dreh raus, ist die Zubereitung von Fläschchen gar nicht mal so schwer. Wichtig ist, Hygiene und Milchtemperatur zu beachten, um die Fütterung so sicher wie möglich zu gestalten.
Referenzen:
Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ): Ernährung gesunder Säuglinge Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 2014.
Koletzko: Grundlagen der Ernährung im Kindes- und Jugendalter. 2013.
B. Koletzko, C.-P. Bauer, A. Brönstrup, M. Cremer, M. Flothkötter, C. Hellmers, M. Kersting, M. Krawinkel, H. Przyrembel, T. Schäfer, K. Vetter, U. Wahn, · A. Weißenborn: Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. 2013.
B. Koletzko et al: Grundlagen der Ernährung. 2019. DOI: 10.1007/978-3-662-57295-5_2.