Durch den „Baby Talk“ können wir Babys vermitteln wie wir uns fühlen, ohne dass das Baby die Bedeutung des Gesagten verstehen kann. Erfahre hier mehr dazu.

Wir Menschen neigen häufig dazu mit Babys und Kleinkindern auf eine ganz andere Art und Weise zu sprechen als mit einem Erwachsenen. Sicher konntest Du auch schon bei Dir sicher selbst feststellen wie Deine Stimme automatisch etwas sanfter und liebevoller im Umgang mit Deinem kleinen, hilflosen Neuzugang wird. Während wir wenn wir  mit Erwachsenen kommunizieren  eine eher monotone, tiefere Stimmlage annehmen, sprechen wir mit Babys hingegen für gewöhnlich deutlich langsamer. Zudem sprechen wir mit Babys oder kleinen Kindern häufig in einer etwas höheren Stimmlage und wechseln dabei oft von einer hohen, zu einer niedrigen Stimmlage und wieder zurück.

Die Verwendung des sogenannten „Baby Talks“ ist dabei nicht nur eine Eigenart deutschsprachiger Eltern, sondern konnte bei Eltern aus den unterschiedlichsten Kulturen, unter anderem aus Frankreich, Italien, China oder Spanien beobachtet werden. Es handelt sich bei dem „Baby Talk“ also um ein sehr verbreitetes Phänomen. Auch deuten Studien darauf hin, dass der „Baby Talk“ nicht nur vermehrt das Interesse Deines Babys am Gesprochenen weckt, sondern sogar mit Vorteilen für seine oder ihre sprachliche Entwicklung verbunden ist. 

Welchen Nutzen erfüllt der Baby Talk

Durch die Art wie Du mit Deinem Baby sprichst ist es in der Lage Deine Emotionen zu erkennen, obwohl es die Bedeutung des Gesagten noch nicht verstehen kann

Durch den „Baby Talk“ können wir Babys vermitteln wie wir uns fühlen, ohne dass das Baby die Bedeutung des Gesagten verstehen kann. So kann eine abfallende Sprachmelodie innerhalb eines von der Mutter gesprochenen Satzes dem Baby beispielsweise signalisieren, dass der Mutter etwas missfällt. Ein wärmerer, sanfterer Tonfall deutet hingegen daraufhin, dass sie etwas gutheißt. Zudem kann beobachtet werden, dass Babys großes Interesse an dem Gesagten zeigen, wenn die Mutter im „Baby Talk“ spricht. So spiegeln Babys zum Beispiel in ihrer Mimik die Emotionen, die die Mutter durch die Art wie sie spricht, wider. 

Dein Baby reagiert aufmerksamer, wenn Du auf eine für den „Baby Talk“ charakteristische Art und Weise sprichst

Psychologen haben zudem herausgefunden, dass Babys aufmerksamer zuhören, wenn die Mutter auf die für den „Baby Talk“ charakteristische langsame und hohe Art spricht. So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass bei Babys beim Hören von „Baby Talk“ die Gehirnregionen stärker aktiviert werden, die ein aufmerksames Zuhören ermöglichen. In einem zweiten Versuch, während dem die Babys dem Gesprochenen von Erwachsenen lauschen sollten, konnte dieser Effekt hingegen nicht nachgewiesen werden. Dabei wird vermutet, dass das verstärkte Interesse von Babys am „Baby Talk“ daher rührt, dass sich dieser durch eine variablere Sprachmusik auszeichnet und positivere Emotionen seitens der Mutter widerspiegelt. 

Die langsamere Sprachmelodie erleichtert das Verstehen – und somit das Lernen einzelner Wörter

Wenn Du auf eine für den „Baby Talk“ charakteristische Art und Weise mit Deinem Baby kommunizierst, sprichst Du dabei für gewöhnlich deutlich langsamer. Dies wird Deinem Baby dabei helfen, die einzelnen Vokale und Konsonanten voneinander zu separieren und besser verstehen zu können. Zudem hilft eine langsamere Sprechweise Deinem Baby dabei, die der Sprache zu Grunde liegende Struktur besser zu entschlüsseln. Dies hat zur Folge, dass sich Dein Baby das Gesprochene besser merken kann und das Gelernte besser im Gedächtnis organisieren kann. Die Vorteile des „Baby Talks“ für das Erlernen von Wörtern wurden dabei von zahlreichen Studien demonstriert.  Zum Beispiel konnte belegt werden, dass der Wortschatz von Kindern, deren Mütter häufig „Baby Talk“ sprachen, schneller anstieg als der von Kindern, deren Mütter mit ihren Kindern wie mit Erwachsenen kommunizierten. 

Der „Baby Talk“ ist mit einem sozialen Kontext verbunden, der förderlich für die sprachliche Entwicklung Deines Kindes ist 

Zudem belegen Studien, dass das Sprechen im „Baby Talk“ häufig mit positivem mütterlichen Verhalten gegenüber dem Kind verbunden ist. So lässt sich das Verhalten von Müttern, die häufig mit ihrem Kind im „Baby Talk“ sprechen oft als sehr fürsorglich gegenüber den Bedürfnissen des Kindes beschreiben. Dies deutet darauf hin, dass das Bestehen einer gesunden Mutter- Kind Bindung, direkt oder indirekt, ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Sprachentwicklung des Kindes haben könnte. Die aktive Art des Kindes auf seine oder ihre Umwelt und das Gelernte zu reagieren, sowie die Reaktionen der Mutter auf das Verhalten des Kindes scheint somit das Lernen der Muttersprache seitens des Kindes zu fördern. 

Fazit: Durch die Art wie Du sprichst kann Dein Kind in seiner oder ihrer Sprachentwicklung unterstützen

Dein Baby nimmt erwiesenermaßen eine aktive Rolle in seiner oder ihrer eigenen Sprachentwicklung ein. So haben Babys eine natürliche, stark ausgeprägte Neugierde an ihrer Umwelt und ein angeborenes Interesse daran mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Jedoch kannst auch Du als Elternteil einen Beitrag zu der gelungenen Sprachentwicklung Deines Kindes leisten. Durch eine Sprechweise, die es Deinem Kind ermöglicht, die einzelnen Laute besser zu verstehen und die sein oder  ihr Interesse am Gesprochenen weckt kannst Du Deinem Baby den Lernvorgang dabei erleichtern. 

Hier noch einmal das Wichtigste in Kürze: 

  • Wir sprechen mit Babys häufig auf eine Art und Weise die sich aufgrund der Sprachmelodie und Tonlage von der Art wie wir mit einem Erwachsenen sprechen würden unterscheidet
  • Durch diesen sogenannten „Baby Talk“ ist es Deinem Baby möglich, Deine Emotionen zu erkennen, ohne dass Du diese Deinem Kind direkt mitteilen musst
  • Zudem steigert die abwechslungsreichere Sprachmelodie das Interesse Deines Babys am Gesagten, was ebenfalls förderlich für den Lernprozess ist
  • Auch ist Dein Baby durch den langsameren Sprechrhythmus, der mit dem „Baby Talk“ einhergeht, besser in der Lage, die einzelnen Laute zu verstehen und somit neue Wörter zu erlernen 

Referenzen: 

Siegler R., Eisenberg, N, & DeLoache, J. How children develop. New York, NY: Worth 2011.

Golinkoff R. M, Can, D D., Soderstrom, M, & Hirsh-Pasek, K. (2015). (Baby)Talk to Me. Current Directions in Psychological Science, 24(5), 339-344. doi:10.1177/0963721415595345

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