Viele Mütter sind während eines Krankheitsverlaufs verunsichert, ob sie ihr Kind über die Muttermilch anstecken können. Wir klären Dich darüber auf, wann Du unbesorgt weiterstillen kannst.

Muttermilch schützt Dein Kind vor Infekten

Die Nase läuft, die Temperatur steigt und die Erschöpfung macht sich breit: Das Anbahnen einer Erkältung ist immer mit Anstrengung verbunden. Während man sich krank in der Regel von anderen Menschen fernhält, um sie nicht anzustecken, haben vor allem Mütter Besorgnis, ob sie durch den engen Körperkontakt beim Stillen oder durch die Muttermilch ihr Baby anstecken können.

In der Regel gilt, dass Mütter bei einfachen Infektionskrankheiten wie Erkältung, grippalem Infekt und auch bei Magen-Darm-Infekten unbesorgt stillen können. Muttermilch ist ein Anpassungskünstler und passt sich immer genau an die Bedürfnisse des Kindes an. Ist die Mutter krank, werden in der Muttermilch Antikörper gebildet, die dem Kind zusätzlichen Schutz vor Infektionen bieten. 

Natürlich kann es sein, dass Du Dein Kind ansteckst, denn dieses ist in der Regel den Erregern schon ausgesetzt, bevor Du überhaupt merkst, dass Du krank bist. Die Antikörper in der Muttermilch tragen allerdings dazu bei, dass es einen milderen Krankheitsverlauf hat. Wenn Du das Risiko einer Ansteckung für Dein Kind geringer halten möchtest, solltest Du Dir regelmäßig die Hände waschen und unter Umständen einen Mundschutz tragen. Ist Dein Baby noch nicht an diesen Anblick gewöhnt, kann es jedoch in seltenen Fällen zu einer Verweigerung der Brust kommen. 

Mittlerweile gibt es auch viele stillverträgliche Medikamente, die Du unbesorgt einnehmen kannst. Ob Medikamente stillverträglich sind, kannst Du entweder in der Packungsbeilage nachlesen, bei Deinem Arzt / Deiner Ärztin oder über die Seite Embryotox nachprüfen. Wenn Du Dich zu krank fühlst, um Dein Kind zu stillen, kannst Du Muttermilch abpumpen, um es trotzdem mit Muttermilch zu versorgen. Muttermilch lässt sich zudem auch einfrieren.

Stillen bei SARS-COV-2

Seit dem Jahr 2020 grassiert nun das Coronavirus SARS-COV-2 weltweit. Mütter, die sich angesteckt haben, sollten zwar möglichst keinen Kontakt zu anderen Menschen haben, jedoch gilt dies nicht für ihr Baby. Eine aktuelle Studie aus Italien hat ergeben, dass bei erkrankten Müttern bereits Antikörper in der Milch gebildet werden, die das Kind vor Ansteckung oder einem schweren Verlauf schützen. Auch wurde erwiesen, dass das Virus nicht über die Muttermilch übertragen werden kann. 

Auch während einer Ansteckung mit SARS-COV-2 ist somit kein Abstillen nötig, das Stillen ist sogar erwünscht. Um eine Ansteckung trotzdem so gering wie möglich zu halten, sollten die allgemeinen Hygieneregeln eingehalten werden, wie das Händewaschen und das Tragen eines Mundschutzes.
Im Detail kannst Du hier nochmal nachlesen, welche neuen Erkenntnisse die Studie gebracht hat.

Stillen bei Krankheit: Bei welchen Erkrankungen sollte nicht gestillt werden?

Muttermilch ist die gesündeste Art, Dein Baby zu ernähren und in der Regel kann bei Krankheit unbesorgt weitergestillt werden. Bei schwerwiegenden Erkrankungen kann es jedoch nötig sein, abzustillen oder auf Säuglingsersatznahrung auszuweichen. Bei den nachfolgenden Krankheiten ist Stillen nicht oder nur unter besonderen Bedingungen möglich.

Stillen bei HIV: Möglich oder nicht?

Mütter, die das HIV-Virus haben, können nur unter Umständen ihr Kind stillen. Das Virus kann über die Muttermilch oder auch über kleine, blutige Wunden, beispielsweise an der Brust, beim Stillen übertragen werden. Das Virus kann zudem in der Schwangerschaft und auch während einer vaginalen Geburt übertragen werden. Befindet sich eine Schwangere HIV-infizierte Frau bereits in Behandlung, kann das Ansteckungsrisiko von 25% auf 2,5% gesenkt werden. Als Empfehlung gilt, möglichst früh in der Schwangerschaft einen HIV-Antikörpertest zu machen. 

Mittlerweile gibt es viele Medikamente, die das HIV-Virus in Schach halten können und den Ausbruch von AIDS verhindern können. Wenn die Mutter medikamentiert wird und keine Viruslast mehr nachweisbar ist, ist ein Stillen in der Regel möglich. Dies muss aber in jedem Fall mit einem Arzt / einer Ärztin entschieden werden. 

Hepatitis-Infektionen: 

Es gibt verschiedene Arten von Hepatitis-Erkrankungen. In der Regel dürfen Kinder auch unter den klassischen Hepatitis-Erkrankungen gestillt werden. Eine Ausnahme macht die Variante Hepatitis G aus, da es bislang zu wenig Forschung gibt, um verlässliche Aussagen zu treffen. In diesem Fall sollte nicht gestillt und auf Säuglingsersatznahrung ausgewichen werden. Eine Übertragung auf das Kind tritt meist bereits im Mutterleib auf, zudem konnten manche, jedoch nicht alle, Hepatitisviren in der Muttermilch nachgewiesen werden. Mütter, die das Hepatitis-C-Virus in sich tragen, können stillen, sollten aber bei blutigen Verletzungen an der Brustwarze das Stillen unterbrechen und später fortführen. Ist die Mutter Hepatitis-B positiv, sollte das Kind spätestens 12 Stunden nach der Geburt immunisiert werden. Auch gegen Hepatitis-A kann das Kind immunisiert werden.

Stillen bei Diabetes:

Bei einer Diabeteserkrankung der Mutter wird Stillen in jedem Fall empfohlen, da Stillen beim Kind das spätere Risiko für eine Diabeteserkrankung senken kann. Der Milcheinschuss kann bei Diabetikerinnen allerdings etwas verspätet einsetzen, weswegen eine gute Stillberatung und bei Insulintherapie die richtige Einstellung der Insulindosis wichtig ist. Hier findest Du noch Informationen, falls Du unter Schwangerschaftsdiabetes leidest.

Herpes Simplex Infektion:

Frauen mit Herpes Simplex Infektion dürfen nur stillen, wenn Herpes nicht an der Brust vorhanden ist. Am Mund stellt dies beispielsweise kein Problem dar, allerdings sollten Mütter aufpassen, dass sie ihr Kind nicht anstecken, denn Herpesviren können zu schwerwiegenden Erkrankungen des Kindes führen. Eine gute Hygiene ist wichtig sowie den betroffenen Bereich möglichst abzudecken, wenn das Kind in der Nähe ist.

Stillen bei Drogen- und/ oder Alkoholkonsum

Auf Alkohol sollte in der Stillzeit verzichtet werden, da dieser in die Muttermilch übergeht. Der Alkoholspiegel in der Muttermilch ist sogar genauso groß wie der im Blut. Als unbedenklich werden etwa 20 Gramm eingeschätzt, dies entspricht einem kleinen Glas Wein. Alkohol sollte nur gelegentlich und nicht vor den Stillmahlzeiten getrunken werden. Ist die Mutter alkoholkrank, sollte in jedem Fall nicht gestillt werden. Das Gleiche gilt beim Konsum von Drogen, da dies dem Baby erheblich schaden kann.

Akute Krebserkrankungen der Mutter

Liegt eine Krebserkrankung vor und befindet sich die Mutter gerade in Therapie, sollte nicht gestillt werden. Erst, wenn die Krebstherapie beendet ist oder je nach Absprache mit den Ärzten zwischen den jeweiligen Zyklen einer Chemotherapie, kann gestillt werden. 

Stillen bei Schilddrüsenerkrankungen

Liegt schon vor einer Schwangerschaft eine Schilddrüsenerkrankung vor, ist es wichtig, die Schilddrüse gut einzustellen. Vor allem in Schwangerschaft und Stillzeit treten verschiedene hormonelle Prozesse ein, an die die Schilddrüse sich anpassen muss. Schilddrüsenerkrankungen können zu Geburtskomplikationen führen und auch die Milchbildung hemmen. Die medikamentöse Therapie der Schilddrüsenerkrankung sollte in der Stillzeit überprüft und eventuell angepasst werden.Mütter, die radioaktives Jod zur Behandlung nehmen, müssen sechs Wochen vor Therapiebeginn abstillen, da dieses in die Muttermilch übergehen kann und die Mutter einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Stillen bei unkomplizierten Infektionskrankheiten nicht nur möglich, sondern erwünscht ist, sofern die Mutter sich fit dafür fühlt. Bei schwerwiegenden Erkrankungen muss vorher immer eine ärztliche Abklärung erfolgen.

Referenzen:

Ohe G. Humanes Immundefizit Virus (HIV). Europäisches Institut für Laktation und Stillen.

Frauenärzte im Netz. Stillen bei Erkrankungen. [zuletzt zitiert am 23.09.2022]. URL: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/stillen/stillen-bei-erkrankungen/

Stillen-Institut. Erkrankungen der Mutter. [zuletzt zitiert am 23.09.2022]. URL: https://www.stillen-institut.com/de/erkrankungen-mutter.html

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