Wie oft schaust Du am Tag auf Dein Handy? Die meisten Menschen greifen öfter zum Smart Phone, als ihnen bewusst ist. Vor allem in puncto Kindererziehung kann das Handy allerdings ein sehr großer Ablenkungsfaktor sein.

Smart Phones sind ein großer Ablenklungsfaktor

Durch die rasanten technologischen Fortschritte in der modernen Welt sind wir dauerhaft miteinander verbunden und können zu jeder Zeit mit all unseren Freunden und Bekannten kommunizieren. Wir sind ständig auf dem neuesten Stand, was die Geschehnisse in der Welt betrifft und müssen nicht mehr unsere Arbeitsmails verpassen. Jedoch kann es mitunter, mit all den Informationen, die wir zu jeder Zeit über unser Handy empfangen, schwierig sein, gleichzeitig auch unserer direkten Umgebung Aufmerksamkeit zu schenken. So ist es natürlich nicht verwunderlich, wenn Du gelegentlich etwas abgelenkt bist, während Dein Kind ausführlich alle Geschehnisse der letzten Biene Maja Episoden schildert. Jedoch solltest Du dennoch darauf achten, dass Du Dich im Umgang mit Deinen Kindern nicht zu sehr von Deinem Handy ablenken lässt. Es ist erwiesenermaßen sehr wichtig, Deinem Kind, einschließlich seiner Empfindungen und Bedürfnissen, viel Aufmerksamkeit zu schenken, um ihm bestmöglich ein Gefühl von Beständigkeit und Sicherheit zu gewährleisten. In diesem Artikel wollen wir Dir daher näher bringen, wie sich eine häufige Nutzung des Smartphones negativ auf Dein Verhalten und die Gesundheit und Entwicklung Deines Kindes auswirken kann. 

Häufige Smartphonenutzung kann zu einem Sucht ähnlichen Verhalten führen und negative Gefühle verstärken

Studien haben gezeigt, dass viele Menschen heutzutage Angst bei dem Gedanken empfinden, Zeit ohne ihr Handy zu verbringen. 46% aller Erwachsenen können sich nicht mehr vorstellen, ohne ihr Handy zu leben. Die ständige Nutzung des Smartphones ermöglicht uns ein Gefühl von Verbundenheit. Das liegt unter anderem daran, dass wir das Gefühl haben, etwas zu verpassen, sobald wir es dann doch mal für zu lange Zeit zur Seite legen. Zudem empfinden berufstätige Erwachsene häufig einen hohen Druck, ständig bei der Arbeit erreichbar zu sein, um keine wichtigen Nachrichten zu verpassen. Studien zufolge kann sich die Nutzung unserer Handys dabei sogar bis zu einer Art Verhaltensabhängigkeit entwickeln. So kann die ständige Nutzung des Mobiltelefons ähnlich wie bei Suchterkrankten, zu einer vermehrten Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin führen. Dieser wird freigesetzt, sobald wir die ersehnten Benachrichtigungen und Chat-Nachrichten erhalten. Durch die Unregelmäßigkeit, mit der wir Benachrichtigung empfangen, beginnen wir die nächste Benachrichtigung regelrecht zu ersehnen. Dadurch wird das Abhängigkeitsverhalten nur noch mehr verstärkt. Wir beginnen also unser Smartphone regelmäßig und sehr häufig anzuschalten, selbst wenn wir keine neuen Benachrichtigungen empfangen und auch wenn wir unser Smartphone gerade nicht wirklich benötigen. 

  • Zudem dient bei einigen Menschen die vermehrte Nutzung des Smartphones als Methode, um negative Gefühle wie Einsamkeit zu bewältigen. Besonders Eltern von sehr kleinen Kindern können gelegentlich unter Einsamkeit leiden, da das Elternsein in diesem Zeitrahmen einem Vollzeitjob gleicht und wenig Zeit für Kontakte außerhalb der Familie bleibt. Das Smartphone ermöglicht es jungen Eltern, mit anderen in Kontakt zu treten und zu erfahren, was außerhalb der Familie vor sich geht. Jedoch kann eine zu ausgeprägte Nutzung des Smartphones, wenn es  dazu genutzt wird, negative Gefühle zu bekämpfen, depressive Symptome zu verstärken. Auch die Nutzung von Social Media Plattformen kann negative Gefühle eher verstärken als verbessern, da sie häufig mit dem Gefühl einhergehen, die eigene Zeit zu verschwenden oder im Vergleich zu Freunden oder Bekannten ein weniger glücklicheres oder erfolgreiches Leben zu haben. Es gibt also viele Gründe, weshalb viele Eltern immer häufiger zu Smartphones greifen. Doch wie wirkt sich eine zu starke Smartphone Nutzung auf die Entwicklung Deines Kindes aus?

Kindererziehung: Smartphone-Nutzung schränkt die Aufmerksamkeitsspanne ein

Durch eine zu häufige Nutzung des Smartphones haben Eltern eine geringere Aufmerksamkeitskapazität für die Signale, die ihre Kinder senden. Auch wenn Menschen gelegentlich von sich behaupten, gut im „Multitasking“ zu sein und ohne Probleme mehrere Aufgaben parallel zu bearbeiten, so bereiten psychologische Studien jedoch einen anderen Eindruck. Forschungsergebnisse zeigen, dass bei dem Versuch, mehreren Ereignissen in unserem Umfeld gleichzeitig Aufmerksamkeit zu schenken, unweigerlich Informationen verloren gehen. Durch die zu häufige Nutzung des Smartphones im Beisein der Kinder könnte es also passieren, dass Du aufgrund der Ablenkung weniger aufmerksam im Umgang mit Deinem Kind bist und wichtige Dinge verpasst oder zu spät wahrnimmst. 

Die Bedeutung eines gesunden Bindungsstils für die Entwicklung Deines Kindes 

Ein aufmerksamer und sensibler Umgang mit dem eigenen Kind ist für die Entwicklung eines gesundes Bindungsstils seitens Deines Kindes äußerst wichtig. Frühkindliche Erfahrungen im Umgang mit den Eltern scheinen, Studien zu Folge, den Bindungsstil Deines Kindes besonders zu beeinflussen. Durch die frühen Interaktionen mit nahestehenden Menschen entwickeln Kinder eine Art Modell davon, wie Beziehungen und soziale Interaktionen auszusehen haben. Dieses Modell schließt beispielsweise ein, wie Beziehungen sich entwickeln, wie andere auf die Annäherungsversuche des Kindes reagieren und wie sie andere behandeln sollten. Der Bindungsstil eines Menschen entscheidet beispielsweise darüber, wie leicht es jemandem fällt enge und sichere Beziehungen einzugehen. Ein „sicherer“ Bindungsstil kann dabei vorteilhaft für eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensbereiche sein. Beispielsweise haben Forschungsergebnisse gezeigt, dass Menschen mit einem „sichereren“ Bindungsstil, im Vergleich zu Probanden mit einem „unsichereren“ Bindungsstil im Erwachsenenalter über stabilere Beziehungen verfügen, besser mit stressverbundenen Situationen umgehen können und auch weniger psychische Probleme wie beispielsweise depressive Symptome aufweisen. Die zu häufige Nutzung des Smartphones könnte Eltern stark von den Signalen, die das Kind mit seinem oder ihrem Verhalten sendet, ablenken. Dies könnte beispielsweise dazu führen, dass das Kind ein negativeres Bild von seinen oder ihren Beziehungen entwickelt. Positive Beziehungsmodelle tragen zu einem „sicheren“ Bindungsstil bei, da sie es dem Kind ermöglichen zu lernen Beziehungen zu nutzen um das eigene Wohlergehen zu steigern und mit schwierigen Situationen umzugehen. 

Die Nutzung des Smartphones ist mit vielen Vorteilen verbunden und zudem aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Dennoch solltest Du  bedenken, dass die Aufmerksamkeit, die du Deinem Kind schenkst, durch eine zu häufige Nutzung des Smartphones eingeschränkt wird. Dies könnte sich, auf lange Sicht, beispielsweise auf das Bindungsverhalten Deines Kindes auswirken.

Referenzen: 

Fraley RC, Roisman GI. The development of adult attachment styles: four lessons. Current Opinion in Psychology. 2019 Feb;25(1):26–30.

McDaniel BT. Parent distraction with phones, reasons for use, and impacts on parenting and child outcomes: A review of the emerging research. Human Behavior and Emerging Technologies. 2019 Apr; 1(2):72–80.

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