Bei der Hypergalaktie kommt es zu einer Überproduktion an Muttermilch (auch Hyperlaktation genannt), die den Bedarf des Babys deutlich übersteigt. Durch einen zusätzlichen überaktiven Milchspendereflex kann es zu Problemen beim Stillen kommen. Was kann man machen, wenn zu viel Milch produziert wird?

Hypergalaktie – Wenn zu viel Milch produziert wird

Viele Mütter machen sich bereits vor der Geburt Sorgen, ob sie beim Stillen wohl genug Milch produzieren. Beim Stillen wird die Milchmenge nach dem Schema Angebot und Nachfrage geregelt. Sie passt sich an die Bedürfnisse des Kindes an und je öfter angelegt und gestillt wird, desto mehr Milch wird nachproduziert. Mütter, die unter Hypergalaktie leiden, haben ein Überangebot an Muttermilch. Das Phänomen ist oft kombiniert mit einem überaktiven Milchspendereflex, was das Stillen deutlich erschweren kann. Dabei spritzt die Muttermilch dem Baby quasi entgegen, es hat Probleme, Schlucken, Atmen und Saugen richtig zu koordinieren, was sogar zu Erbrechen, Atemstörungen und Schluckbeschwerden führen kann. Da das Kind irgendwann frustriert vom Trinken ist, kann es zu einem Stillstreik kommen, bei dem es die Brust verweigert. Auch Gedeihstörungen sind unter Hypergalaktie keine Seltenheit, da es quasi zu Hunger an der Brust kommen kann.

Eine Hypergalaktie tritt meistens ohne erkennbare Ursache auf. Es gibt allerdings Medikamente, die den Milchfluss fördern können, z.B. Antihistaminika oder Antidepressiva. Auch Erkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Morbus Cushing oder eine Niereninsuffizienz können zu einer gesteigerten Milchproduktion führen. 

Was kann man bei einer Hypergalaktie tun?

Es gibt verschiedene Dinge, die man bei einer Hypergalaktie in Betracht ziehen kann. Ein Abstillen ist in der Regel nicht nötig, denn oft kann ein gutes Stillmanagement das Problem bereits beheben.
Mütter sollten beim Stillen eine zurückgelehnte oder liegende Stillposition einnehmen, denn so wird dem Baby das Trinken erleichtert, da die Milch ihm nicht zusätzlich in puncto Schwerkraft entgegenkommt. Zusätzlich kann vor dem Stillen etwas Milch mittels Brustmassage entleert werden. Wenn zu viel Milch aus der Brust tropft, kannst Du diese mit einem Tuch abtupfen, auch Stillhütchen können unter Umständen in Betracht gezogen werden, um das Stillen etwas zu erleichtern. 

Zudem hat sich das sogenannte Blockfeeding bewährt: Hierbei wird dem Baby für einen individuell gewählten Zeitraum (drei bis hin zu acht Stunden) nur die gleiche Brust angeboten. Die andere Brust wird mit einer Milchpumpe oder sanft mit der Hand entleert, um einen Milchstau zu vermeiden. Eine weitere Methode, die mit dem Blockfeeding kombiniert werden kann, ist das Entleeren der Brust (am besten mittels elektrischer Milchpumpe) bis zum Ende des Milchflusses. Anschließend kann das Baby angelegt werden. Bei dieser Variante wird das Kind nicht durch den starken Milchspendereflex gestört und bekommt zudem die fettreichere Hintermilch zu trinken. Die komplette Entleerung der Brust sollte allerdings nicht zu oft gemacht werden, da es dann umso mehr zu einer Überproduktion an Milch kommen kann. 

Können die oben beschriebenen Maßnahmen nicht durchgeführt werden, sollte eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden, die einer ärztlichen Abklärung bedarf.

Wenn Du merkst, dass es Probleme beim Stillen gibt, die auf eine Überproduktion von Milch und einen übersteigerten Milchspendereflex zurückzuführen sind, solltest Du die oben genannten Tipps ausprobieren. Da diese ein sehr konsequentes Stillmanagement erfordern, kann es helfen, wenn Du Dir zusätzlich Hilfe von Deiner Hebamme holst oder eine Stillberatung aufsuchst. Auch Dein Kinderarzt / Deine Kinderärztin können Dir bei dem Problem helfen. Bei Gedeihstörungen und starkem Erbrechen ist eine Einweisung in eine Kinderklinik nötig. 

Referenzen:

Kämmerer B., Korsch E. Klinische Bedeutung von Hypergalaktie und überaktivem Milchspendereflex. Gynäkologische Praxis 42: 81-87. 2017.

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